Streit um Freischankflächen:Hitzige Nächte

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Im Sommer sollen die Münchner in Gaststättenkünftig länger draußen sitzen dürfen. Doch damit ist nicht jeder einverstanden. (Foto: Florian Peljak)

München soll ein bisschen liberaler werden. Von diesem Sommer an will die Stadt den Wirten probeweise erlauben, die Freischankflächen vor ihren Lokalen bis Mitternacht zu öffnen. Doch über den Plan wird heftig gestritten.

Von Sven Loerzer

Noch sind die lauen Nächte, die die Münchner gerne draußen in den 2230 Kneipen und Cafés mit Freischankflächen verbringen, in ziemlich weiter Ferne. Doch die Idee, die abendliche Außenöffnungszeit versuchsweise um eine Stunde von 23 auf 24 Uhr zu verlängern, wie es das Kreisverwaltungsreferat für die Wochenenden im kommenden Sommer plant, erhitzt schon jetzt die Gemüter. Bisher dürfen nur 88 Lokale ihre Gäste auch nach 23 Uhr draußen sitzen lassen. Nachtschwärmer hoffen deshalb auf eine Ausweitung, Ruhebedürftige fürchten, noch länger um ihren Schlaf gebracht zu werden.

Zur Neufassung der Sondernutzungsrichtlinien für öffentliche Straßen läuft gerade die Anhörung in den Bezirksausschüssen (BA). Die Liberalisierung der Vorschriften wird, wie sich am Beispiel Maxvorstadt zeigt, heiß diskutiert, oft geht dabei auch ein Riss durch die Fraktionen.

Am heftigsten umstritten ist eben jene versuchsweise Ausdehnung der Öffnungszeiten von Freischankflächen am Freitag und Samstag von 23 auf 24 Uhr, für die sich im BA Maxvorstadt eine ganz knappe Mehrheit aussprach. "Wir werden noch mehr Beschwerden haben", befürchtet Christian Krimpmann (CSU), Polizist von Beruf. Seine Parteifreundin Isabella Bauer dagegen sicherte mit ihrer Stimme die knappe Mehrheit gegen die Bedenkenträger.

"In Rom ist es ok, aber zu Hause nicht"

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:Gute Nacht, München

Spätestens um 23 Uhr müssen Wirte ihre Gäste hereinbitten - auch wenn es draußen noch warm und gemütlich ist. Doch braucht München diese Regelung wirklich? Was Gäste von Lokalen, Anwohner, Wirte und Politiker sagen.

Richard Weiss (Grüne), selbst Gastronom, befand, "ein bisschen Liberalität täte der Stadt gut". Für die Gastronomie bekomme die Freischankfläche zudem "immer existenziellere Bedeutung". Alle Menschen reisten gerne nach Rom, "da ist es dann okay, die halbe Nacht draußen zu sitzen", so gab Werner Stadler (SPD) eine weit verbreitete Stimmung wider, "aber zu Hause nicht, dabei ist es hier eh so selten warm genug."

Bei der SPD ging der Riss quer durch die Fraktion. BA-Vorsitzender Oskar Holl (SPD) gehörte zu den Unterlegenen, konnte aber die Forderung durchsetzen, dass das Kreisverwaltungsreferat die Versuchsphase durch eine "sozialwissenschaftliche Erhebung" von neutraler Seite begleiten lassen soll.

Städtisches Sommer-Feeling könnten künftig noch mehr Lokale bieten: Wenn sonst keine Außensitze möglich wären, soll auch eine verbleibende Durchgangsbreite von 1,30 Metern statt 1,60 Metern reichen. Auch die detaillierten Vorschriften zu Möblierung, Sonnenschirmen und Pflanzgefäßen sollen fallen. Das Kreisverwaltungsreferat will all das erst einmal offen mit den Bezirksausschüssen diskutieren, nach der Wahl soll dann der Stadtrat entscheiden. Entspannter dürfte es dort aber nicht zugehen, zumal dann auch die lang ersehnten warmen Nächte nicht mehr weit sind.

© SZ vom 16.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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