Straßenbahn:Depot statt Haltestelle

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Noch immer wartet die MVG auf die Zulassung für ihre neuen Trambahnen vom Typ Avenio - 22 dringend benötigte Züge stehen ungenutzt herum

Von Andreas Schubert, München

Bei der Trambahn hat die MVG größere Veränderungen eingeplant, auf die sich Fahrgäste einstellen müssen. So gilt ein neuer Netzplan mit der Linie 19, die zum S-Bahnhof Berg am Laim fährt, und der Linie 21, die an der St.-Veit-Straße endet. Die geplante Verstärkerlinie 29 kann dagegen noch nicht im Dezember realisiert werden, da momentan noch nicht genügend Züge zur Verfügung stehen.

Die Fahrzeugsituation bewertet die MVG als "insgesamt angespannt". Das hat verschiedene Gründe: Zum einen ist die Hauptwerkstätte in der Ständlerstraße so marode, dass dort noch immer kein regulärer Betrieb stattfinden kann. Zur Erinnerung: Baufachleute hatten Anfang dieses Jahres herausgefunden, dass die historische, aus dem Jahr 1918 stammende Halle nicht mehr als standsicher zu bewerten ist.

Der Werkstattbetrieb ist deshalb weiter eingeschränkt, die Instandsetzung von drei älteren Zügen verzögert sich.

Und dann ist da noch das leidige Thema der Zulassung von neuen Zügen. Nach derzeitigen Plänen will die MVG zum Fahrplanwechsel neun neue Straßenbahnzüge einsetzen: Vier vierteilige Züge und fünf zweiteilige. Doch diesen fehlt die Zulassung. Nach Auskunft der MVG arbeite man in Kooperation mit der Regierung von Oberbayern als technische Aufsichtsbehörde und dem Hersteller Siemens daran, die Zulassung rechtzeitig hinzubekommen. Aber das ist nicht gesichert.

Dabei bräuchte die MVG 98 Züge, um das geplante Angebot komplett umzusetzen. So viele Züge sind an Schultagen in den Hauptverkehrszeiten im Einsatz. Sollte die Zulassung nicht rechtzeitig gelingen, stellt die MVG die Linie 12 vorübergehend auf Busse um. Um diesen Schienenersatzverkehr bei Bedarf realisieren zu können, wird die Verknüpfung der Tramlinien 12 und 16 am Romanplatz zum Fahrplanwechsel vorsorglich aufgehoben. Die Linie 12 trifft es deshalb, weil bei keiner anderen Tramlinie die Haltestellen so gut von Bussen angefahren werden können, ohne dass die Fahrgäste lange nach Ersatzhaltestellen suchen müssen. Und weil im Frühjahr der Romanplatz umgebaut wird, wird der westliche Abschnitt der 12er von Pfingsten an ohnehin auf Busbetrieb umgestellt.

Dabei wären eigentlich genug Straßenbahnen für den Betrieb in München vorhanden: 22 nagelneue Zugeinheiten vom Typ Avenio stehen ungenutzt im Depot herum. Es handelt sich um vier Vierteiler, neun Drei- und neun Zweiteiler. Doch die Prüfung zieht sich laut MVG in die Länge, weil es keine bundeseinheitliche Checkliste gibt, wie etwa beim TÜV für Autos. Die MVG musste deshalb den Prüfkatalog mit der Regierung von Oberbayern abstimmen. Das Prozedere geht so: Die Prüfung besteht aus einem analytischen und einem versuchstechnischen Teil. Die versuchstechnische Prüfung nehmen Siemens und MVG selbst vor. Dann werden die Ergebnisse von der Regierung von Oberbayern ausgewertet. Und diese sagt, dass angesichts der "sehr komplexen technischen Fragestellung" die Prüfung der Unterlagen eines "angemessenen Zeitraumes" bedürfe. In die Bewertung fließen etwa die Sicherheit mit ein, das Konzept der Instandhaltung und auch die Lautstärke der neuen Straßenbahnen.

Was dabei "angemessener Zeitraum" bedeutet, lässt die Regierung von Oberbayern offen. Ein Fahrplanwechsel jedenfalls ist für die Behörde offenbar kein verbindlicher Stichtag.

© SZ vom 15.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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