Störungen bei S-Bahn:Bahn entschuldigt sich für Informations-Desaster

Lesezeit: 2 min

Mehrere Störungen haben am Dienstag den S-Bahn-Verkehr lahmgelegt. Doch die Fahrgäste warteten wieder einmal vergeblich auf Durchsagen.

Christian Krügel

Drei schwere Zwischenfälle in Folge haben am Dienstagabend das Münchner S-Bahnnetz lahm gelegt und vor allem Pendler aus dem Umland auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Größtes Ärgernis dabei: Wieder einmal war die Information für die Reisenden äußerst mangelhaft.

Am Pasinger Bahnhof mussten Fahrgäste spätabends zum Teil mehr als eine Stunde warten, ohne dass Durchsagen sie informiert hätten, wann ihr nächster Zug kommt. Uns bleibt nichts anderes übrig, als unsere Fahrgäste in aller Form um Entschuldigung zu bitten", sagte Bahnsprecher Franz Lindemair am Tag nach dem großen Chaos. Das hatte am Dienstag gegen 18.15 Uhr in Pasing begonnen. Im dortigen Stellwerk sei die Stromversorgung an den Stelltischen ausgefallen, an denen die Bahnmitarbeiter Signale und Gleisbelegung kontrollieren. "Das ist wie wenn am PC der Monitor ausfällt: der Rechner läuft noch, aber Sie wissen nicht was er tut", erklärt Lindemair.

Die Störung war noch nicht behoben, als Bauarbeiter an der Donnersberger Brücke ein Kabel beschädigten. Dieses steuert alle Signale bis Pasing. In der Folge stockte nicht nur der S-Bahnverkehr, sondern auch alle Züge waren betroffen, die am Hauptbahnhof Richtung Westen starteten. Reisende nach Augsburg brauchten bis zu einer Stunde länger nach Hause. Gegen 21 Uhr ereignet sich am Bahnhof Leuchtenbergring ein schwerer Unfall: Ein 36-Jähriger hatte einen Schwächeanfall und stürzte kopfüber auf die Gleise. Eine einfahrende S-Bahn konnte nicht mehr rechtzeitig anhalten. Doch der Mann aus Neumarkt in der Oberpfalz überlebte, weil er sich in eine Mulde neben den Gleisen gerollt hatte. Er kam mit leichten Kopfverletzungen und einem Nasenbeinbruch in eine Klinik.

Die S-Bahn hatte zu dieser Zeit zwar längst auf Notprogramm umgestellt - nur die Information für Fahrgäste und Zugführer ließ zu wünschen übrig. Züge endeten ohne Ansage am Ostbahnhof, andere wechselten kurzfristig ihr Ziel, ohne dass es Informationen gegeben hätte, berichten viele Fahrgäste am Morgen danach der SZ. Franz Lindemair verweist darauf, wie schwierig es sei, bei einer derart großen Störung das gesamte System auf Notbetrieb umzustellen. Wartezeiten und Irritationen seien dabei fast unvermeidbar. Lindemair räumt aber auch Pannen bei der Kommunikation ein, insbesondere wenn es - wie spätabends in Pasing - gar keine Information gebe.

"Das ist durch nichts zu entschuldigen", so Lindemair. Die Bahn sei klar "in der Bringschuld" endlich ein System einzuführen, dass schnell und lückenlos alle notwendigen Informationen an alle Bahnhöfe zu bringen. Die entsprechende Technik müsse aber erst entwickelt und getestet werden. "Das rangiert bei unseren großen Baustellen ganz oben", so der Bahnsprecher.

© SZ vom 04.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: