Zwischenbericht:Mit Tempo-30-Zonen soll es diesmal klappen

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Nach diversen Niederlagen von Gericht wollen die Gautinger jetzt mit einem Gesamtmobilitätskonzept Rechtssicherheit erwirken

Von Michael Berzl, Gauting

Autofahrer kommen in weiten Teilen Gautings nur mit Tempo 30 voran, wenn sie sich an die erlaubte Höchstgeschwindigkeit halten. So soll das auch bleiben, wenn es nach dem Willen der Gemeinde geht. Doch so einfach ist das manchmal nicht, denn der Gesetzgeber verlangt dafür bestimmte Voraussetzungen. Zuletzt musste die Gemeinde im Januar vergangenen Jahres einige Beschränkungen aufheben. Nach diversen Niederlagen vor dem Verwaltungsgericht in den vergangenen Jahren, die immer wieder zur Folge hatten, dass der Bauhof 30er-Schilder abschrauben musste, verschafft sich die Rathausverwaltung nun eine rechtliche Grundlage für fast flächendeckende Geschwindigkeitsbeschränkungen und investiert dafür viel Zeit und Geld. "Gesamtmobilitätskonzept", nennt sich der Plan, an dem der Verkehrsexperte Ralf Kaulen seit Jahren tüftelt.Am Montag hat Kaulen im Bosco vor etwa 100 Zuhörern seinen Zwischenbericht vorgestellt.

Nach seinem Konzept ist Tempo 50 sowohl in Gauting und Stockdorf als auch in den kleinen Ortsteilen nur noch auf den wichtigsten Durchgangs- und Ausfallstraßen erlaubt. Wie der Verkehrsplaner darstellte, besteht ganz Gauting nur noch aus Tempo-30-Zonen, abgesehen von Münchner und Starnberger Straße, Germeringer und Unterbrunner Straße, Buchendorfer Straße und Grubmühlerfeldstraße, Bahnhofstraße und Pippinplatz. In Stockdorf sind nur auf der Gautinger Straße 50 Stundenkilometer zulässig. Ähnlich sieht es nach seinen Vorstellungen in Oberbrunn und Unterbrunn, Buchendorf, Königswiesen und Hausen aus, wo es in der Regel nur auf den jeweiligen Ortsdurchfahrten schneller als mit Tempo 30 vorangeht.

Mit diesen Geschwindigkeitsbeschränkungen und dem Verkehrskonzept allgemein haben sich der Gemeinderat und eine Arbeitsgruppe in mehreren Klausursitzungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit befasst. Wie Kaulen betonte, entstand dabei zwar ein Meinungsbild, bindende Beschlüsse seien aber noch nicht gefasst worden. Umstritten ist wohl noch, was mit der Römerstraße geschehen soll. Dem Vernehmen nach gab es ein 8:8-Patt bei der Abstimmung, ob dort Tempo 30 gelten soll. Die Römerstraße gehört ebenso wie die Unterbrunner Straße zu den Strecken, auf denen per Gerichtsurteil wieder Tempo 50 erlaubt wurde. Auf der Germeringer Straße, wo ebenfalls prozessiert wurde, wird es wohl auch künftig eine Spezialregelung mit zeitlich begrenzten Tempolimits geben, die wiederum nur auf 300 Meter langen Abschnitten gelten. Nach Auskunft der Gemeinde gilt derzeit auf 194 von insgesamt 287 Ortsstraßen Tempo 30; dazu noch auf einigen Abschnitten.

Enttäuscht wurden die Zuhörer, die sich Vorschläge für die Bahnhofstraße und das Umfeld des Bahnhofs erwartet hatten. "Das muss mit der notwendigen Liebe zum Detail gestaltet werden. Da sind wir noch nicht so weit", sagte Kaulen.

Außer den Vorschlägen zu Tempo 30 hat Kaulen auch ein Wegenetz für Fußgänger und Radler gezeichnet. Ziel sei es, für sie den Weg durch den Ort sicherer zu machen und den Kfz-Verkehr zu verringern. "Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, Gauting lebenswerter zu machen", sagte der Verkehrsexperte. Auch die Besucher des Informationsabends hätten dafür Ideen, die sie auf Zettel notieren und auf Stellwände heften durften. Da hieß es zum Beispiel, die Radwege in Buchendorf sollten breiter sein, Einbahnstraßen für Radler geöffnet werden, am Hauptplatz solle ein Kreisverkehr gebaut werden, und es sollten Fahrgemeinschaften gebildet werden. "Polizei aufs Radl", hieß es auf einem weiteren Zettel.

© SZ vom 27.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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