Zuzug:Boomtown Gilching

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Die Gemeinde verzeichnet die höchste Zuzugsquote im Landkreis, was Bürgermeister Walter einige Probleme verursacht

Von Christian Deussing, Gilching

Der ungebremste Zuzug macht Gilching immer mehr zu schaffen. Es müssen nicht nur genügend Plätze für die Kinderbetreuung, sondern auch bezahlbarer Wohnraum geboten werden. Das sei aber inzwischen sehr schwierig, weil die Grundstückspreise stetig steigen würden, sagte Bürgermeister Manfred Walter am Mittwochabend in der Bürgerversammlung im vollbesetzten Rathaussaal. Der Quadratmeterpreis für ein Einfamilienhaus-Grundstück betrage mittlerweile 1400 Euro. Schon jetzt sei Gilching die landkreisweit am dichtesten bebaute Gemeinde, aber mit dem größten Wachstum, erläuterte Walter in seinem Bericht.

In den vergangenen zehn Jahren ist Gilching um 1500 Einwohner gewachsen und wird im kommenden Jahr die Marke von 19 000 überschreiten. Mit deutlichem Abstand in der Zuwachsquote folgt die Nachbargemeinde Gauting. Allerdings hat Gauting in zehn Jahren 385 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze verloren und weist somit als einzige Gemeinde im Landkreis Starnberg in diesem Punkt einen negativen Trend auf. Daher sei es "verständlich", dass sich die Gautinger um ein neues Gewebergebiet südwestlich von Gilching bemühten, meinte Walter.

Dass seine Gemeinde als "Boomtown" gilt, belegen weitere Daten. So punktet Gilching vor allem auf dem Arbeitsmarkt, mit seinen Gewerbegebieten, den Ansiedlungen von Hightech-Firmen und immer mehr Einpendlern aus München. Die Zahl der sozialversicherten Beschäftigten ist im genannten Zeitraum um 3405 Personen gestiegen. Auch damit liegt die Kommune an der Spitze - und zwar deutlich vor Starnberg. Die Kreisstadt hat zudem neben Feldafing entgegen dem Trend im Fünfseenland an Einwohnern verloren.

Angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung von Gilching ist es nicht verwunderlich, dass die Gewerbesteuer sprudelt. Die erwartete Summe von etwa 10,5 Millionen Euro wird wohl sogar um knapp vier Millionen Euro übertroffen, berichtete der Bürgermeister. Doch wegen des Rathausbaus, der hohen Kreisumlage und Kosten für die Kindertagesstätten muss auch Gilching auf die Finanzen achten. Deshalb ist es zum Beispiel noch immer unklar, wann der seit Langem geplante Umbau des Bahnhofs Argelsried zu einer Kulturstation mit Tagescafé erfolgen wird.

Bei den Fragen der Besucher kam Walter kaum in Bedrängnis. Konfrontiert wurde er aber von zugezogenen Eltern, warum der Schulweg zur Arnoldus-Grundschule so "gefährlich und unsicher" sei. Der Rathauschef versprach, Abhilfe zu schaffen und gemeinsam mit der Elternschaft und Schulleiterin nach Lösungen zu suchen. Ein Dauerproblem ist auch die Gefährdung von Radfahrern auf der innerörtlichen Achse Römerstraße. Die Radler müssten wegen der "vielen und zu schnellen Autofahrern auf die Gehwege ausweichen", klagten einige Bürger. Andere ärgerten sich wiederum über Radfahrer, die dort unerlaubt die Bürgersteige benutzten.

Hierbei kam die westliche Entlastungsstraße ins Spiel, die auch diese Situation entschärfen soll. Eine Klage gegen das Bauprojekt hat zwar die Westumfahrung ins Stocken gebracht, doch die Gemeinde hofft, sich mit dem Kläger noch außergerichtlich einigen zu können. Am Ende der Versammlung fragte eine Frau, wie viel Einwohner Gilching vertrage? Das könne man nicht beurteilen, so der Bürgermeister, aber die zunehmende Enge und gesellschaftliche Spannungen seien durchaus zu spüren.

© SZ vom 25.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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