Zusammenschluss:Auf der Suche nach der Marke

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Der Zusammenschluss von Wirtschaftsförderung und Tourismusverband ist vollzogen. Eine der ersten Aufgaben wird es sein, eine neue Dachmarke zu entwickeln. Dabei scheinen die Verfechter des Begriffs "Fünfseenland" die besseren Karten zu haben.

Von Otto Fritscher, Pöcking

Die Mutter hört auf den schönen Namen "Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung im Landkreis Starnberg GWT". Doch wie ihr Kind heißen soll, darüber zerbrechen sich die Fachleute noch die Köpfe. Es geht um die neue "Dachmarke", wie Marketing-Experten sagen, unter der sich dann alle, die irgendetwas mit Wirtschaft und Tourismus im Landkreis Starnberg zu tun haben, versammeln sollen. Mit dieser Marke wird die GWT dann 2017 ans Werk gehen. Noch ist der Claim aber ein gut gehütetes Geheimnis.

Auch an diesem Freitagvormittag, bei der offiziellen Gründungsversammlung der GWT im Pöckinger Rathaus, ergehen sich die Verantwortlichen nur in Andeutungen: Landrat Karl Roth, Wirtschaftsförderer Christoph Winkelkötter als neuer Geschäftsführer, Klaus Götzl, bisher Tourismus-Geschäftsführer und nun Winkelkötters Stellvertreter, sowie Bernhard Sontheim als Beiratsvorsitzender der GWT. Bekanntlich ist die GWT aus einem Zusammenschluss der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung GWT mit dem Tourismusverband Starnberger Fünfseenland entstanden. Roth, die Bürgermeister der 14 Landkreis-Gemeinden sowie Vertreter der Wirtschaftsverbände UWS und BdS unterschreiben vor dem Notar den Gesellschaftervertrag. So weit, so gut.

Nun aber das Problem bei der Namensfindung: Die alte GWT hat bisher den aus dem Markenfindungsprozess stammenden Begriff "Region Starnberger Ammersee" verwendet. Und der Tourismusverband mit der alteingeführten Marke "Fünfseenland" im Internet, auf Flyern und Messen geworben, während der "Regionsbegriff" nahezu unbekannt ist. Nun gibt es den alten Grundsatz: Eine alte Marke lässt man nicht sterben, man möbelt sie auf. "Restyling" heißt das Zauberwort im Fachjargon. Könnte also gut sein, dass statt des weißen Schriftzugs "Fünf Seen Land" auf den Jacken von Klaus Götzl und Bernhard Sontheim, beide bisherige Tourismus-Chefs, künftig der gleiche Text steht - nur in Blau. Vorteil für das Fünfseenland also.

Ansonsten gibt es beim Pressegespräch nach der offiziellen Auflösung des Tourismusverbands nur lobende Worte für den zwei Jahre währenden Fusionsprozess. "Hier haben sich nicht zwei Kranke zusammengetan, sondern zwei Starke", sagt Landrat Roth. Und Winkelkötter wie Götzl werden nicht müde zu versichern, dass man menschlich und fachlich schon immer gut zusammengearbeitet habe. Auch "erste Arbeitsfelder" seien bereits klar: etwa das Thema "Wasser": "Da gibt es so viele Möglichkeiten, damit zu werben und es zu vermarkten - und damit sind nicht nur die Seen gemeint", erklärt Bernhard Sontheim. Er erinnert an die Trinkwasserqualität des Sees und an die Quelle bei Aschering, die laut einschlägigen Untersuchungen bessere Werte als viele handelsübliche Mineralwasser hat. "Vielleicht sollten wir die als Heilwasser vermarkten."

Ein bisschen wehmütig indes scheint nun Klaus Götzl, seit 30 Jahren beim Tourismusverband, zu werden. Er erinnert an die Anfänge des Verbands, an das erste Büro in einer kleinen Wohnung am Kirchplatz. "Als Ablage haben wir ein Brett über die Badewanne gelegt", erzählt er; und 1989 wurde heftig darüber debattiert, ob wirklich ein Faxgerät angeschafft werden muss. 1993 kamen dann die ersten PCs, 2000 der erste Internet-Auftritt. Und Götzl kann beeindruckende Zahlen vorweisen: Bei der Verbandsgründung im Jahr 1976 betrug die Zahl der Übernachtungen im Fünfseenland 227 900, heuer dürften es 700 000 werden. "Wirtschaft und Tourismus greifen ineinander. Wir werden den Landkreis mit der GWT weiter nach vorne bringen", ist Landrat Roth überzeugt. Was schwierig sein könnte, denn der Landkreis belegt in vielen Statistiken wie jüngst bei der Kaufkraft bundesweit Platz Nummer eins. "Wir sind der Landkreis der Spitzenleistungen", sagt Winkelkötter. Er meint damit wohl: Da können andere ruhig neidisch werden.

Und Sontheim, im Hauptberuf Feldafinger Bürgermeister, verlässt das Pöckinger Rathaus mit einem neuen Titel: Er ist der offizielle "Abwickler" des aufgelösten Tourismusverbands.

© SZ vom 10.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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