Wenn pflegende Angehörige in Krailling eine Auszeit brauchen oder aber ein alleinstehender Bürger nach einem Krankenhausaufenthalt noch nicht gleich wieder nach Hause kann, war bislang Verlass auf die Gemeinde. Diese hat sich für ihre Bürger vor etwa 25 Jahren einen Kurzzeitpflegeplatz im Caritas-Altenheim Maria Eich reserviert. Meldete kein Kraillinger Bürger Bedarf an, wurde der Platz auch anderweitig vergeben. Für jeden Tag, den der Platz nicht besetzt war, war eine Defizitzahlung in Höhe von 125,33 Euro an die Caritas fällig. In den vergangenen Jahren waren das laut CSU-Gemeinderätin und Seniorenbeauftragter Ute Richter jährlich knapp 1000 Euro. "Die Auslastung lag immer bei 95 Prozent."
In diesem Jahr wurde der Platz im Pflegeheim coronabedingt allerdings kaum gebucht, weshalb die Gemeinde nun für 90 Ausfalltage Defizitzahlungen leisten muss: insgesamt etwa 11 300 Euro. Viel Geld in mageren Zeiten, weshalb im Finanzausschuss angeregt wurde, über eine Abschaffung nachzudenken. Für Ute Richter ein Unding: Sie plädierte dafür, an der Einrichtung festzuhalten, auch wenn diese Kosten verursache. "Corona ist die Ausnahme", sagte sie. Der Kurzzeitpflegeplatz sei für Kraillings Senioren weitaus wichtiger als der ebenso teure Seniorenbeirat, der demnächst eingesetzt werden soll. "Der Kurzzeitpflegeplatz hilft Menschen in Not, beziehungsweise deren Angehörigen, von einem Beirat haben diese Menschen außer tröstenden Worten keine Hilfe zu erwarten."
Die Mehrheit im Gemeinderat aber war der Ansicht, dass die zwei im Altenheim vorhandenen Kurzzeitpflegeplätze ausreichen und es keinen weiteren Platz eigens für Kraillinger Bürger brauche. Bürgermeister Rudolph Haux (FDP) stellte außerdem infrage, dass Corona ein zeitlich abgeschlossenes Thema sei. Gegen die Stimmen der CSU-Fraktion wurde der Platz abgeschafft.