Wörthsee:Zweckloser Förderverein

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Dem Freundeskreis des Urban-Detmar-Hauses in Wörthsee ist die eigentliche Aufgabe abhanden gekommen. Nun stellt sich die Frage, was bei einer Auflösung mit der gut gefüllten Kasse geschehen soll

Von Christine Setzwein, Wörthsee

Ruhig ist es geworden um den Freundeskreis Urban-Dettmar-Haus (UDH), seit sich die Pläne zerschlagen haben, das Wörthseer Altenpflegeheim gründlich zu sanieren und auszubauen. Wenn es nach dem Vorsitzenden Gerhard Kadner ginge, hätte sich der Förderverein längst aufgelöst. Schon in der Mitgliederversammlung im Februar vergangenen Jahres war die Auflösung Thema, wurde aber abgelehnt. Ein Jahr später, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, das gleiche Prozedere. Gleich zweimal wurde die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit für die Vereinsauflösung verfehlt, wie im Protokoll der Versammlung nachzulesen ist.

Zu diesem Zeitpunkt war schon bekannt, dass die Nachbarschaftshilfe Wörthsee (NBH) das ehemalige Pflegeheim übernimmt und dort eine Tagespflege einrichtet für pflegebedürftige, altersverwirrte und ältere Menschen mit Behinderungen sowie für Senioren, die von Vereinsamung bedroht sind. Vom ehrgeizigen Ziel des Vorstands, das kleine Altenpflegeheim mit seinen 15 Plätzen zu modernisieren und mit einem Anbau für Demenzkranke zu versehen, ist nichts übrig geblieben.

Kadner war offensichtlich die Lust vergangen, er stellte sich im vergangenen Februar nicht mehr als Vorsitzender zur Verfügung. Schatzmeister Heiner Dobler schied wegen Wegzugs aus, die Beisitzer Helga Wirth und Willi Auer verließen den Vorstand, und Schriftführerin Andrea Raabe wollte dann auch nicht mehr. Nur Dirk Schwebe und Anni Legath blieben. Laut Kadner widerspricht der Betrieb des Urban-Dettmar-Hauses durch die Nachbarschaftshilfe und die Einrichtung einer Tagespflege dem Vereinszweck, durch Geld- und Sachmittel den Heimbewohnern über die medizinische und sonstige Betreuung hinaus den Heimaufenthalt möglichst angenehm zu gestalten. Kein Heim, keine Heimbewohner, argumentiert Kadner. Weil sich im Februar weder ein Kandidat für den Vorsitzenden als auch für den Schatzmeister fand, musste der Vorstand geschäftsführend im Amt bleiben.

Der Freundeskreis hat immerhin 200 Mitglieder und mittlerweile mehr als 135 000 Euro an Mitgliedsbeiträgen und Spenden in der Kasse. Sollte der Verein aufgelöst werden, geht das Geld an einen gemeinnützigen Verein, zum Beispiel an die Nachbarschaftshilfe, oder an die Gemeinde. Freilich darf das Geld nur im Sinne des Stiftungszwecks verwendet werden. Den hat Franziska Dettmar 1981 festgelegt, als sie das Grundstück, auf dem sich das Haus befindet, der Gemeinde Wörthsee mit der Auflage geschenkt hat, dass es Senioren zugute kommt.

In wenigen Wochen dürfte die Sache entschieden sein. "Sehr bald", sagt Dirk Schwebe am Dienstag der SZ, werde es eine Mitgliederversammlung geben. Ob dann erneut ein Versuch gestartet wird, den Verein aufzulösen, "kann ich nicht sagen". Nur so viel: "Wir werden zusammen mit der Nachbarschaftshilfe überlegen, wie es weitergeht."

Über finanzielle Unterstützung würde sich die Nachbarschaftshilfe freuen. "Wir brauchen nicht viel", sagt Vorsitzende Marita Heßmann, denn die Gemeinde hat das UDH sanieren lassen. Auch eine neue Küche wurde eingebaut. Gerne hätte die NBH einen neuen Rollstuhl-gerechten Bus für die Gäste der Tagespflege. Auch ein Erlebnisgarten wäre schön für die alten Menschen, meint Heßmann. Und ein Beitrag zur Altenhilfe.

© SZ vom 05.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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