Augustiner am Wörthsee:Weißbier-Erdbeer-Tiramisu bei den Hippius-Brüdern

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Der Augustiner am Wörthsee öffnet nach dem Umbau mit neuen Wirten

Von Astrid Becker, Wörthsee

Natürlich ist die Neugier groß. Wenn eine Brauerei aus München ein Wirtshaus in der Region völlig neu baut, will wohl jeder wissen, was sich die Unternehmer aus der Stadt fürs Land ausgedacht haben. Wenn es sich bei dem Wirtshaus noch dazu um den sogenannten "Fleischmann" am Wörthsee handelt, gibt es wohl kaum einen Einheimischen, der sich eines persönlichen Kommentars erwehren kann. Schließlich hat der "Fleischmann" eine fast 100 Jahre alte Geschichte. Er ist, wenn man so will, quasi Allgemeingut.

So gesehen wundert es nicht, dass sich so manch' einer am Donnerstagabend an der Seepromenade in Wörthsee blicken lässt, um sein vermeintlich angestammtes Recht geltend zu machen, an der Eröffnung des neuen "Augustiner am Wörthsee" teilnehmen zu dürfen. Das erweist sich allerdings als Irrtum. Denn an einem solchen Tag, an dem das Haus von zwei Pfarrern gesegnet wird, die Wörthseer Bürgermeisterin Christel Muggenthal eine Rede schwingt und auch die Geschäftsführer der Brauerei, Martin Leibhard und Werner Mayer die neuen Wirte Martin und Max Hippius offiziell begrüßen, wird nur mit geladenen Gästen gefeiert.

Gerade in diesem recht speziellen Fall markiert das Fest den Startschuss für neues gastronomisches Leben am Wörthseeufer und zugleich den Schlusspunkt unter eine Geschichte, die fast ein Ende gefunden hätte, bevor sie überhaupt beginnen konnte. Spätestens im Jahr 2012 war endgültig klar geworden, dass das frühere Wirtshaus an dieser Stelle baulich gravierende Mängel aufwies, die die Gemeinde selbst, als Eigentümerin, aus finanziellen Gründen nicht stemmen kann. Schon damals erhoffte sie sich die Unterstützung ihrer Pächterin, der Augustiner-Brauerei. Als sich dann allerdings herausstellte, dass das Objekt nicht zu retten ist und nur mehr neu gebaut werden kann, folgten heftige Auseinandersetzungen rund um das Vorhaben. Die Brauerei bot an, etwa vier Millionen Euro dafür zu investieren, im Gegenzug wurde mit ihr ein Erbbaurechtsvertrag über 99 Jahre ausgehandelt - und daran schieden sich die Geister.

Auch auf der Feier am Donnerstag wird dieses Thema immer wieder einmal angeschnitten, wenngleich eines überwiegt: die Freude und der Stolz darauf, das Vorhaben trotz Verdrusses durchgezogen zu haben. Einer der anwesenden Handwerker zum Beispiel schwärmt davon, dass die Brauerei anders als andere Bauherrn an nichts gespart habe: "Wir durften nur die besten Dübel verwenden."

Sichtlich angetan wirken nun auch die Mitglieder des Gemeinderats, die einst durchaus kontrovers über das Projekt diskutiert haben. Das mag nun am Ambiente liegen, das sich natürlich-edel, aber nicht überzogen gestylt zeigt. Aber sicher auch an den Gebrüdern Hippius, die mit Küchenchef Robin Kinner wohl eine gute Wahl getroffen haben. Er verwöhnt die 150 Gäste an diesem Abend unter anderem mit Entenfleckerl, Saltimbocca vom Kalbsrücken, Forellenfilet und Weißbier-Erdbeer-Tiramisu. An diesem Abend sind sich jedenfalls alle einig: Ende gut, alles gut.

© SZ vom 23.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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