Wörthsee:Raabes Wirtshaus schließt im Juli

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Die Zukunft des markanten Raabe-Anwesens in Steinebach ist ungewiss. (Foto: Nila Thiel)

Der Pächter Ralf Hannemann muss das Lokal in Steinebach nach 19 Jahren aufgeben. Das Haus mit Grund wird für 2,5 Millionen Euro im Internet angeboten

Von Christine Setzwein, Wörthsee

Am 31. Juli ist Schluss. Dann muss Ralf Hannemann seine Siebensachen gepackt haben und "Raabes Wirtshaus" in Steinebach verlassen. Fast 19 Jahre lang war er dann Pächter der Traditionsgaststätte im Herzen des Ortes. Die Besitzer, Andrea und Wilhelm Raabe, der als singender Philosoph "Tiger Willi" bekannt wurde, wollen das gesamte, etwa 2700 Quadratmeter große Areal an der Ecke Etterschlager-/Weßlinger Straße verkaufen. Die Mieter - außer Hannemann sind das die Bäckerei Stenzel und der Antiquitätenladen Seenswert - sind gekündigt.

Dem Vernehmen nach läuft das Bieterverfahren für das Grundstück samt Gasthaus. Auf einer Immobilien-Plattform war es für einen Basispreis in Höhe von 2,5 Millionen Euro plus Gebot inseriert. Fünf Interessenten hätten Gebäude und Grundstück besichtigt, zuletzt kam einer am Dienstag, sagt Hannemann.

Im Rathaus Wörthsee weiß man nichts davon. "Momentan ist Sendepause", sagt Bürgermeisterin Christel Muggenthal und meint die Kommunikation zwischen Eigentümer und Gemeinde. Zweimal wurden die Vorstellungen der Familie Raabe im Gemeinderat behandelt. Danach sollen im hinteren Teil des Grundstücks Wohnungen gebaut werden, wogegen der Gemeinderat nichts hat, solange das mehr als 100 Jahre alte Gebäude und der Gaststättenbetrieb erhalten bleiben. Die Gemeinde hat sich das Vorkaufsrecht gesichert, aber 2,5 Millionen Euro "sind uns zu viel", sagt Muggenthal. Verhandeln will sie aber auf jeden Fall. Die Planerin der Eigentümer war nicht zu erreichen.

Der Kirchenwirt, das Geburtshaus vom Tiger Willi, gehört zu den prägnanten Gebäuden in Steinebach. Seit drei Jahren ist für die Hauptstraße ein Bebauungsplan in Arbeit, um zu verhindern, dass in der Ortsmitte nur noch Wohnungen entstehen. Das Raabe-Areal wurde - ebenso wie das Grundstück der ehemaligen Bäckerei Buchner - aus dem Umgriff genommen. Das ist ein Entgegenkommen für die Eigentümer, man wollte sie nicht so lange hinhalten, bis das Regelwerk rechtskräftig ist. Auf dem Buchner-Grundstück steht bereits der Rohbau eines Wohnhauses.

Damit beim Kirchenwirt, der nicht unter Denkmalschutz steht, nichts aus dem Ruder läuft, wird die Gemeinde wohl nur für dieses eine Grundstück einen Bebauungsplan nach Paragraf 34 aufstellen, kündigt Muggenthal an. Das heißt: "Innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile ist ein Vorhaben zulässig, wenn es sich nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt und die Erschließung gesichert ist. Die Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse müssen gewahrt bleiben; das Ortsbild darf nicht beeinträchtigt werden."

Miteinander reden wäre also nicht schlecht, die Zukunft des Wirtshauses liegt vielen Wörthseern am Herzen, nicht nur den Stammgästen. Auch für Ralf Hannemann, der zusammen mit seinem Partner Werner Ostheimer den Gasthof Alter Wirt in Etterschlag betreibt, war es eine schöne Zeit als Wirt im Kirchenwirt. Gerade jetzt, "wo das Lokal fantastisch läuft" und er und seine etwa 15 Mitarbeiter zu einem tollen Team zusammengewachsen seien, muss er raus. "Das ist sehr schade", bedauert der Gastronom. Das Geschirr vom Kirchenwirt könne er wohl im Alten Wirt unterbringen, wo er allerdings mit den alten Tischen und Stühlen hin soll, weiß er noch nicht. Was er ganz sicher weiß: Es wird ein großes Abschiedsfest geben.

© SZ vom 21.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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