Wörthsee:Mehr Leben für die Ortsmitte

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Das markante Gebäude und das Traditionslokal "Raabes Kirchenwirt" prägen die Ortsmitte von Steinebach. Dahinter werden demnächst Wohnungen entstehen. (Foto: Georgine Treybal)

Das Areal um das Traditions-Wirtshaus "Kirchenwirt" in Wörthsee soll bebaut werden. Die Eigentümer haben eine Planerin beauftragt, die in einer Sondersitzung den Entwurf präsentiert

Von Christine Setzwein, Wörthsee

Was ist eine echte Ortsmitte? Für Anneliese Hagl ist es ein kleines Zentrum mit hoher Aufenthaltsqualität, wo sich Menschen austauschen und gerne verweilen. Wo es vielleicht ein Café, ein Gasthaus und einen Laden gibt. So eine Ortsmitte stellt sich die Planerin der Familie Raabe für Steinebach vor. In einer Sondersitzung des Gemeinderats Wörthsee präsentierte sie einen neuen Entwurf für die Bebauung des Raabe-Areals.

Zu viele Läden haben in den vergangenen Jahren bereits dicht gemacht in der Steinebacher Hauptstraße. Immerhin gibt es noch Apotheke, Schreibwarengeschäft, Bäckerei und einen Secondhand-Laden. Und den "Kirchenwirt", das Traditions-Wirtshaus. Das muss unbedingt erhalten werden, lautete die Vorgabe der Gemeinde an die Eigentümerfamilie. Dafür dürfen auf dem Grundstück auch Wohnungen gebaut werden.

Im Unterschied zum ersten Entwurf hat Hagl den flachen Pavillon an der Etterschlager Straße gestrichen, stattdessen schlägt sie einen eingeschossigen, 97 Quadratmeter großen Anbau mit Terrasse am Wirtshaus vor, in dem ein Café Platz finden könnte. Die zwei Wohngebäude haben eine Grundfläche von insgesamt 1860 Quadratmetern und maximal drei Geschosse. Stellplätze für Bewohner und Gaststättenbesucher kommen in eine Tiefgarage. Gastronomie und Gewerbe machen 647 Quadratmeter aus, als Fläche für den Einzelhandel sind 206 Quadratmeter vorgesehen. Freilich ist die von der Gemeinde gewünschte zusammenhängende Ladenfläche von 200 Quadratmetern laut Hagl nicht realisierbar. Sie wäre nur über der Gaststätte oder in einem der Wohngebäude möglich. Beides problematisch, meint die Planerin. Im ersten Stock des Kirchenwirts, dort wo sich jetzt noch der Saal befindet, will Hagl außerdem gemischtes Gewerbe unterbringen.

Deshalb hat die Familie Raabe einen Vorschlag: Zusätzlich zum Anbau ans Wirtshaus könnte auf dem Grundstück gegenüber dem Kirchenwirt ein 109 Quadratmeter großes Gebäude für Einzelhandel errichtet werden. Es ist die Fläche, auf dem jetzt noch für die Wirtshausbesucher fünf Parkplätze zur Verfügung stehen. Schon jetzt gebe es Interessenten dafür, sagte Hagl im Gemeinderat: eine Bäckerei und Konditorei, eine Kaffeerösterei, ein Reisebüro und ein Blumenladen. Einem Dorfladen, wie ihn sich Bürgermeisterin Christel Muggenthal dort vorstellen könnte, steht Hagl eher skeptisch gegenüber. Dafür sei das ehemalige Tengelmann-Gebäude an der Etterschlager Straße viel besser geeignet, meint die Planerin. Sie könnte sich dort einen kleinen "Gewerbepark Steinebach" vorstellen mit Dorfladen, Yogastudio, Kunsthandwerk und Gesundheitsbranche. Das Ganze hat nur einen Haken: Das Grundstück ist in Privateigentum. Der Gemeinderat ging auf diese Idee auch gar nicht ein, hat sie doch mit dem Areal Raabe nichts zu tun.

Die neuen Pläne werden nun in den Fraktionen beraten, bevor sie wieder im Gemeinderat behandelt werden. Vorgabe ist jedenfalls, dass zuerst der Kirchenwirt renoviert werden muss, bevor auf dem Areal gebaut werden darf. Der Saal ist wegen mangelnden Brandschutzes seit Jahren geschlossen.

© SZ vom 02.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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