Wörthsee:Ja, nein, vielleicht

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Verwirrende Diskussion um Fahrradschutzstreifen in Wörthsee

Von Christine Setzwein, Wörthsee

Diskussionen im Gemeinderat haben ihre eigenen Gesetze. Die Begeisterung für ein Projekt kann innerhalb einer Stunde ziemlich abnehmen. Meinungen ändern sich spontan. Pro und Contra werden so oft hin und her gewogen, bis zum Schluss keiner mehr weiß, wo vorn und hinten ist. Beispiel: ein Fahrradschutzstreifen an der Etterschlager Straße in Wörthsee.

In der April-Sitzung waren die Gemeinderäte noch sehr angetan von einem Schutzstreifen auf der rechten Straßenseite in Richtung Etterschlag. In der Gegenrichtung sollten Radfahrer weiterhin wie bisher den Gehweg nutzen dürfen. Auch die Verkehrs AG ist für diese Lösung. Dafür würden allerdings die Parkplätze auf Höhe der Kreissparkasse wegfallen, wie überhaupt entlang des gesamten Schutzstreifens ein absolutes Halteverbot gelten würde. Immerhin auf einer Länge von 1,8 Kilometern.

Das gefällt jetzt der Dorfladen AG überhaupt nicht, die in den Räumen der Kreissparkasse einen Laden mit Café eröffnen möchte. Hanna Weber befürchtet, dass mögliche Kunden einfach weiterfahren, wenn sie vor dem Geschäft nicht mal schnell auf der Straße parken können. Für gefährlich hält sie es gar, wenn Radfahrer vom Kirchenberg herunter auf den vermeintlich sicheren Schutzstreifen sausen und dort gerade ein Auto aus dem Sparkassenparkplatz heraus oder hineinfährt.

Auch Johannes Bauer, Polizeihauptkommissar in Starnberg und Verkehrsexperte für den Landkreis, sieht den einseitigen Fahrradschutzstreifen kritisch. Die Gefahr von "Geisterradfahrern" sei vorhanden. Er hält es für sicherer, wenn Radfahrer den durchgehend zwei Meter breiten Fuß- und Radweg nutzen. Zumindest die schwächeren Verkehrsteilnehmer, denn Rennradler fahren ohnehin jetzt schon auf der Straße.

Jetzt erst wird einigen Gemeinderäten klar, was ein einseitiges Parkverbot in der Etterschlager Straße bedeuten würde, vor allem im Sommer, wenn die Ausflügler an den See kommen: eine ewige Warterei in Richtung Ortsmitte, wenn diese Straßenseite zugeparkt ist, weil die anderen ja Vorfahrt haben.

Alles schön und gut, aber was ist denn nun mit der "Pizzakreuzung", wo sich vier Straßen treffen und die Gesamtsituation wirklich "übel" ist, wie die Grüne Birgit Dietrich sagt. Fußgänger und Radfahrer schweben dort quasi täglich in Lebensgefahr. Was wiederum für die Parkplätze an der Straße spricht, "denn je unübersichtlicher es ist, desto sicherer ist es", weiß Vize-Bürgermeister Konrad Gritschneder. Ist denn schon einmal etwas passiert auf dieser Kreuzung, fragt schließlich Florian Tyroller (Grüne). Bis auf einen Blechschaden kann sich niemand an einen Unfall erinnern.

Der erlösende Satz kommt von Martina Jursch (CSU). "Wenn ich mir das alles so anhör'", meint sie, "ist es mir am liebsten, es bleibt so, wie es ist." Zustimmendes Nicken, aber beendet ist die Diskussion damit nicht. In der nächsten Sitzung steht der Fahrradschutzstreifen wieder auf der Tagesordnung, zusammen mit einer Querungshilfe vor dem Edeka-Markt.

© SZ vom 17.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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