Gastroszene:Gerüchteküche um den Alten Wirt

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Das Etterschlager Gasthaus soll aber auf jeden Fall erhalten bleiben, kündigen die beiden Betreiber an

Von Astrid Becker, Wörthsee

Wieder einmal geht es um den Alten Wirt im Wörthseer Ortsteil Etterschlag und dessen Zukunft. Die Gerüchteküche kocht heftig - und brodelt sogar bis nach München. Nach nur etwas mehr als einem Jahr nach seiner Wiedereröffnung sind erneut dunkle Wolken über der Traditionswirtschaft aufgezogen. Der Grund dafür sind offene Forderungen der AOK gegen die beide Wirte Ralf Hannemann und Werner Ostheimer, die nun in einem Insolvenzverfahren münden - was Gästen aus der Region wie auch aus der weiteren Umgebung zu wilden Spekulationen zu einem bevorstehenden Aus des Alten Wirts in Etterschlag Anlass gibt.

Das Verfahren, um das es hier geht, ist am 5. September am Insolvenzgericht München eröffnet worden. Der Bundesanzeiger verzeichnet hier die AOK Bayern als antragstellende Gläubigerin - was auf nicht bezahlte Sozialversicherungsbeiträge hindeutet. Gegenstand des Verfahrens ist allerdings nicht die Ralf Hannemann & Werner Ostheimer GbR, mit der die beiden Gastronomen die Etterschlager Gaststätte betreiben, sondern die "LEO60 Restaurant UG". Mit dieser Firma hatten Hannemann und Ostheimer, der unter anderem in Sendling das Gasthaus "Spektakel" betrieben hatte, in der Münchner Leopoldstraße das Lokal "Siamo" eröffnet - im Handelsregister ist diese Firma am 28. Januar 2015 eingetragen worden. Sie ist nun insolvent. Ob diese Insolvenz auch Auswirkungen auf den Alten Wirt in Etterschlag haben wird, ist derzeit unklar: "Das kann ich Ihnen auch nicht sagen", sagt Hannemann auf Anfrage. Feststehe aber, dass es die Gaststätte "Zum alten Wirt", wie sie seit ihrer Wiedereröffnung Mitte August 2015 offiziell heißt, auch in Zukunft geben wird. Es wird laut Hannemann kein Personal entlassen und auch sonst für den Gast keine "spürbaren Veränderungen" geben: "Es wird nur hinter den Kulissen umstrukturiert." Möglicherweise steht aber auch ein Betreiberwechsel an - und zwar dann, wenn die beiden Wirte ihre Schwierigkeiten in München nicht lösen können.

Auch für den Eigentümer der Immobilie Harald Lossau dürften diese Tage nicht ganz einfach sein. Der Etterschlager Unternehmer hatte die Immobilie erworben, nachdem Anfang 2014 bekannt geworden war, dass die frühere Wirtin Susi Paintmeier das Haus aus gesundheitlichen Gründen verkaufen will. Lossau wollte damit einerseits seine persönliche Kantine in unmittelbarer Nachbarschaft seiner Firma nicht verlieren - andererseits aber ein Stück Tradition und dörfliches Leben im Wörthseer Ortsteil Etterschlag erhalten. Lossau beschrieb sein Anliegen damals auch damit, unbedingt verhindern zu wollen, dass ein Investor das Gebäude abreißt und stattdessen lukrative Wohnungen auf dem Grundstück mitten in Etterschlag baue. Seither ist viel Geld in das Haus geflossen: Es wurde von Grund auf umgebaut und modernisiert. Einen "mutigen Schritt" hatte dies Paulaner-Geschäftsführer Andi Steinfatt bei der Eröffnungsfeier im August 2015 genannt. Der Brauereichef, der Ostheimer als Wirt schon von früheren Zeiten kennt, war eigens aus München zu der Feier gekommen: Wohl, weil nun dort sein Bier ausgeschenkt wird, aber auch, weil die Brauerei sich an den Sanierungskosten beteiligt hat. Auch er dürfte in die Überlegungen, die Lossau nun anstellt, involviert sein. Auch wenn sich der Etterschlager Unternehmer dazu nicht äußern will, eines steht fest: Das Lokal soll es auch künftig geben.

© SZ vom 24.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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