Übung:Wenn die Wörthseer Feuerwehren zur "Ostereiersuchfahrt" ausrücken

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Rückwärtsfahren, und dann auch noch im Slalom - eine der Aufgaben, die die Männer und Frauen der dreiWörthseer Ortsteil-Feuerwehren bei der "Ostereiersuchfahrt" bewältigen müssen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Drei Wehren steuern Ziele im halben Landkreis mittels Koordinaten an. Die Übung soll die Zusammenarbeit fördern, weil tagsüber oft zu wenig Retter am Ort sind.

Von Christine Setzwein, Wörthsee

Ohne vorschriftsmäßige Bekleidung geht gar nichts. Also zieht Robert Thoma seine feste Jacke an, setzt den Schutzhelm auf und streift die Handschuhe über. Dann nimmt er die Motorsäge und überlegt kurz. Genau 1875 Gramm soll das Stück Holz wiegen, das er von einem Baumstamm absägen wird. So lautet die Aufgabe, die sich Forstwirtschaftsmeister Rudolf Gutjahr ausgedacht hat. "Ein bissschen mehr." "Nicht so viel!" So genau wissen es die Feuerwehrmänner, die um Thoma herumstehen, auch nicht. Sie können zwar alle mit einer Motorsäge umgehen, aber wenn die ehrenamtlichen Helfer sie einsetzen müssen, tun sie das in aller Regel nicht aus Spaß, wie an diesem Gründonnerstagabend, sondern weil sie damit umgestürzte Bäume beseitigen, Hausdächer oder Autos aufschneiden müssen. Ob Robert Thoma gut gesägt hat, erfahren er und die vier Kameraden im Löschfahrzeug "Florian Steinebach 43/1" erst später. Sie müssen weiter, die nächsten Koordinaten ansteuern.

Zum fünften Mal hat Markus Sturm für die Wörthseer Ortsfeuerwehren Steinebach-Auing, Walchstadt und Etterschlag eine "Ostereiersuchfahrt nach Koordinaten" organisiert. Das ist eine Menge Arbeit. Die Routen müssen so ausgesucht werden, dass nicht alle Fahrzeuge die selben Koordinaten bekommen. So ist im Alarmierungsfall gewährleistet, dass immer ein Trupp in der Nähe eines Einsatzortes ist. Start ist dieses Mal am Feuerwehrhaus Steinebach. 38 Frauen und Männer der drei Wehren sind gekommen. Die Etterschlager sind mit zwei Löschfahrzeugen da, die Walchstadter mit einem Mannschaftstransportwagen und einem Tragkraftspritzenfahrzeug, die Steinebacher fahren mit einem Löschfahrzeug und einem Mehrzweckfahrzeug. Von allen drei Wehren sind die Kommandanten dabei.

Feiert von 15. bis 19. Juni das 125-jährige Bestehen der Einsatzgruppe auf der Festwiese am Feuerwehrhaus nach: die Mannschaft der Freiwilligen Feuerwehr Steinebach-Auing. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Ziele dieser Suchfahrt: das Funken und Kartenlesen üben und das Gemeinschaftsgefühl der drei Wehren stärken. Die sechs Trupps müssen unter anderem Hydranten ansteuern und überprüfen und Waldrettungspunkte finden. Die Fahrt von Florian Steinebach 43/1 führt über Schlagenhofen und über die A 96 nach Windach, Geltendorf, Holzhausen, Krailling, Argelsried und Gilching nach Inning zum Tanken und zurück nach Steinebach.

Die erfahrenen Feuerwehrmänner wie Thoma, Kommandant Sepp Kraus, Max Baum, Julius Baumgärtner und Josef Plabst haben keine Probleme mit Kartenlesen und Funken. Aber es gibt ja auch noch die App "Hilfe im Wald", auf der alle Rettungspunkte verzeichnet sind. 90 Kilometer in einem Löschfahrzeug, so lange dauern die Einsatzfahrten normalerweise nicht. Zeit, über die Ausstattung zu reden und darüber, was es bedeutet, Feuerwehrmann oder -frau zu sein. "Die Leute sehen nur, dass wir mit Blaulicht ausrücken und irgendwann zurückkommen", sagt Max Baum. Was sei nicht sehen, sind die vielen Übungsstunden, die Fortbildung und die Pflicht, alles zu dokumentieren. Das teure Desinfizieren der Atemmasken oder auch die psychische Belastung nach Einsätzen bei schweren Unfällen.

Auch der gekonnte Umgang mit der Motorsäge gehörte dazu. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Das alles spielt am Donnerstagabend keine Rolle. Da wird nach der Ausfahrt im Steinebacher Feuerwehrhaus der Sieger des Wettsägens gekürt: Es sind die Walchstadter. Und es gibt eine Brotzeit für alle, spendiert von der Gemeinde. Tamara Varga, 27, und Eva Sienz-Widmann, 26, sind schon zum fünften Mal dabei. Ihnen gefällt vor allem das Miteinander bei solchen gemeinsamen Unternehmungen. Ohnehin vermischen sich die Wehren immer mehr. Weil oft tagsüber zu wenig Einsatzkräfte am Ort sind, sind Sienz-Widmann, Michael Jursch, Robert Thoma und der Etterschlager Kommandant Andreas Wastian bereits Mitglied in zwei Wehren. Noch mehr Übungen, noch mehr Freizeit, die geopfert wird. Doch es lohnt sich. Das Verhältnis der Wehren untereinander ist viel besser geworden. "Wir fahren raus als Feuerwehr Wörthsee", sagt Thoma. "Wir wollen gemeinsam helfen." An diesem Abend sitzen die Mitglieder von drei Feuerwehren zusammen, essen, reden, haben Spaß. "Das ist doch ein bäriges Bild."

© SZ vom 20.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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