Wörthsee:Etterschlager Hängepartie

Lesezeit: 2 min

Harald Lossau (3.v.li.) würde gern ausbauen. Hier im Bild ist er mit seinen neuen Wirten Alexander Altmann, Miriam Linder und Slavomir Kalinaj zu sehen. (Foto: Arlet Ulfers)

Der Ausbau des Alten Wirts wird vom Wörthseer Gemeinderat kritisch gesehen

Von Astrid Becker, Wörthsee

Wer in diesen Tagen Harald Lossau trifft, dürfte den Unternehmer in einer recht frustrierten Verfassung sehen. Der Etterschlager, der vor zwei Jahren den Alten Wirt gekauft und damit für den Wörthseer Ortsteil erhalten hat, hätte gern Pensionszimmer und eine Wohnung in das Gasthaus gebaut. Zudem plant er, bezahlbaren Wohnraum in einem Nebengebäude zu schaffen. Doch so einfach, wie er sich das gedacht hat, ist es nicht. Denn der Gemeinderat besteht auf einer städtebaulichen Lösung, fasst dazu aber bislang keinen Beschluss - und das, so sieht es Lossau, könnte das Vorhaben gefährden.

Lossaus Idee klingt zunächst gut: Er will, auch nach der Insolvenz seiner ersten Pächter, das Wirtshaus nicht nur auf solide ökonomische Füße stellen, sondern auch einkommensabhängig geförderte Wohnungen in einem ehemaligen Stadel schaffen, den er mittlerweile dazu gekauft hat. Geplant sind dort offenbar neun Wohnungen, wovon nur eine, die im Dach, frei finanziert sein soll. Fremdenzimmer und Wohnungen, die über der Gaststätte entstehen sollten, wollte er ursprünglich mit Dachgauben versehen, die der Gemeinderat nach einer ersten Präsentation im März als viel zu breit empfunden hatte. Lossau schaltete daraufhin einen neuen Planer ein, den Architekten Benedikt Sunder-Plassmann, dessen Büro beispielsweise den Bahnhof Feldafing in ein Rathaus verwandelt hat. Dieser stellte nun am Montag in der Gemeinderatssitzung ein Gesamtkonzept für das Areal vor - mit wesentlich kleineren Dachgauben. Lossau verband dies mit der Hoffnung auf eine "konstruktive Lösung" in absehbarer Zeit.

Doch um die Dachgauben ging es in der Sitzung nur am Rande. Im Vordergrund stand vielmehr die Frage, wo all die Gäste ihre Autos abstellen könnten. Lossau hatte sie rund um den Maibaum platziert und wollte zudem Plätze außerhalb der Arbeitszeiten auf seinem nahegelegenen Firmengelände zur Verfügung stellen. Doch im Gemeinderat ist mittlerweile die Rede von einer Tiefgarage: Diese, so sagt Lossau, sei aber nicht mit sozialem Wohnungsbau vereinbar. Zu deutsch: So ein Bau wird nicht gefördert. Ein Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan wurde aber ebenfalls nicht gefasst.

Lossau kann die Gründe für dieses Vorgehen nicht nachvollziehen. Denn die ablehnende Haltung, die der Gemeinderat seiner Ansicht nach bei seinen Plänen mindestens seit März einnimmt, hatte bereits ein Vorspiel: Denn der ersten Ablehnung des Lossau'schen Antrags vom März konnte das Landratsamt nicht folgen. Es hielt das Vorhaben in einem Schreiben an Lossau zufolge für genehmigungsfähig und forderte die Gemeinde auf, noch einmal dazu Stellung zu beziehen: "Das haben wir versäumt", gibt Bürgermeisterin Christel Muggenthal unumwunden zu. Deshalb habe sie dann ja via Eilbeschluss die Aufstellung eines Bebauungsplans in die Wege geleitet und eine Veränderungssperre erlassen. Doch der fehlende Aufstellungsbeschluss bereitet Lossau nun Kopfzerbrechen - zumal eine solche Planung ohnehin viel Zeit in Anspruch nimmt. Muggenthal gibt sich aber gelassen: "Ein vorhabenbezogener Bebauungsplan geht schneller und der Bauwerber ist in das Verfahren involviert." Man sei nicht gegen Lossau, sondern nur für eine vernünftige städtebauliche Lösung: "Es geht dabei ja um das Ortszentrum von Etterschlag."

© SZ vom 05.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: