Wörthsee:Ein echter Sanierungsfall

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Kirchenstiftung braucht Geld und will bauen, der Rat lehnt es ab

Von Christine Setzwein, Wörthsee

Baurecht oder kein Baurecht: Das ist die Entscheidung, die ein Gemeinderat treffen muss, wenn ein Bauantrag auf dem Tisch liegt. Ob es darum geht, Wohnraum für Kinder zu schaffen oder mit dem Verkauf der Häuser Geld zu verdienen, "geht uns nichts an", sagte Martina Jursch (CSU) in der Gemeinderatssitzung am Montagabend. Trotzdem erklärte Jakob Aumiller (CSU), warum die Katholische Kirchenstiftung unbedingt bauen will am Rehsteig: Weil das Dach der Pfarrkirche und der Pfarrsaal dringend saniert werden müssten, aber dafür kein Geld da sei. Das war zu viel für Birgit Dietrich (Grüne). "Ich platze gleich", rief sie. "Reden wir jetzt über Baurecht oder Sanierung?" Beides dürfe doch nicht vermischt werden. Außerdem ärgerte sie sich darüber, dass sich Bürgermeisterin und Pfarrer kürzlich auf eine Gesamtplanung für das Kirchenareal geeinigt hätten, aber die Kirche jetzt trotzdem einen Bauantrag durchpeitschen wolle.

Die Sache hat natürlich eine Vorgeschichte. Dass die Pfarrgemeinde "Zum Heiligen Abendmahl" Geld braucht, ist nichts Neues. Auch die neue Orgel konnte nur mit vielen Spenden angeschafft werden. Schon vor etwa drei Jahren, erinnert sich Kirchenpfleger Christoph Hempel, entstand die Idee, am Rehsteig oder am Buchenweg Grundstücke für Wohnbebauung auszuweisen. Der Planungsverband wurde beauftragt und entwickelte - auf Kosten der Kirche - einen Entwurf, der vier Einfamilienhäuser am Rehsteig vorsah. Im März stimmt der Gemeinderat zu. Doch offensichtlich änderte sich die Stimmung. "Die meisten wollen keine Bebauung in den Hang hinein", sagte Bürgermeisterin Christel Muggenthal. An einem runden Tisch zeigten die Kirchenvertreter Kompromissbereitschaft. Trotzdem beantragte die Kirchenstiftung am Montag die Aufstellung eines Bebauungsplans für vier Einfamilienhäuser oder drei Einzelhäuser und ein Doppelhaus am Rehsteig.

"Ich verstehe die Kirche schon", sagte Vize-Bürgermeister Konrad Gritschneder, "die muss sich doch verschaukelt vorkommen." Die Mehrheit war anderer Meinung und lehnte beide Vorschläge ab. Für September ist wieder ein Gesprächstermin angesetzt.

© SZ vom 05.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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