Wörthsee:Brücken, Bauarbeiten und Beschwerden

Lesezeit: 2 min

Die sicherheitstechnische Nachrüstung der Autobahntunnel Eching und Etterschlag verlangt Betroffenen bis Ende Oktober einiges an Geduld ab. Im Frühjahr 2016 wird der Verkehr dann auf die Begleitstraßen ausgeleitet

Von Christine Setzwein, Wörthsee

Der Mann hat sein Fahrrad abgestellt und schaut dem Bagger zu, der einen Lkw nach dem andern mit Erde belädt. "Wahnsinn", sagt er, und so unrecht hat er nicht. Was gerade gleichzeitig an den Kreiseln in Etterschlag und Eching passiert, könnte man durchaus als Wahnsinn umschreiben. Wahnsinn im Sinne einer gigantischen Naturzerstörung, sagen die einen. Wahnsinn im Sinne einer immensen logistischen Herausforderung und den vielfältigen Baustellen, sagen die anderen.

Zu den anderen gehört Christian Hocke. Er ist bei der Autobahndirektion Südbayern zuständig für die sicherheitstechnische Nachrüstung der Autobahntunnel Etterschlag und Eching. Und für den Bau von zwei Begleitstraßen, deren Trassen sich gerade in die Landschaft fressen. "Was soll ich dazu sagen?", meint Hocke auf den Vorwurf der Naturzerstörung. Er ist dafür verantwortlich, dass der Verkehr auf der A 96 fließt, der Zeitplan der Bauarbeiten eingehalten wird. Außerdem werden Begleitstraßen und Brücken nach Abschluss der Tunnelsanierungen wieder zurückgebaut. Ohne die Umgehungsstraßen, da ist sich Hocke sicher, "hätten wir den Stau-Super-Gau". Denn wenn die Tunnel nachgerüstet werden, wird jeweils eine Röhre für den Verkehr in Richtung München gesperrt. Die Autofahrer werden kurz vor den Tunnels auf die Begleitstraßen - die Etterschlager Behelfsfahrbahn ist 1,5, die Echinger gut 1,3 Kilometer lang - geleitet und kurz nach dem Tunnel wieder auf die Autobahn zurück. Die Überfahrten für die Spurwechsel sind bereits fertig. Am Kreisel in Etterschlag liegt ein Stück Tunneldecke offen. Darauf kommt eine Betonschicht für die Brückenständer. Sieben Tonnen Stahl liegen bereit. Damit Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer über die Begleitstraße kommen, werden zwei Brücken gebaut. In Eching wird die Brücke eine Spannweite von 32 Metern haben.

Am Kreisel in Eching werden Löcher für die Spundwand der neuen Begleitstraße gebohrt. (Foto: Georgine Treybal)

Immer wieder gibt es Beschwerden von Bürgern, denen die Bauarbeiten auf der Autobahn zu langsam gehen, dass zwar kilometerlange Baustellen ausgewiesen seien, aber niemand da sei, der arbeite. Vieles, erklärt Hocke, werde nachts gemacht. "Wir haben viele verschiedene Firmen draußen", sagt er: für Schilderbrücken, für Leitplanken und Fahrzeugrückhaltesysteme. Gerade ist ein Team vorm Echinger Tunnel damit beschäftigt, ein undichtes Entwässerungsrohr zu ersetzen. Mit einer Kamerauntersuchung wurden zwischen den Anschlussstellen Wörthsee und Greifenberg 180 lecke Stellen entdeckt. Heißt: 180 mal den Boden aufgraben, neues Rohr einsetzen, wieder zuschütten und neu betonieren. Ein Stück weiter sind Arbeiter dabei, die neuen Leitplanken fertig zu montieren.

"Betongarten" nennt Hocke die massiven Betonplanken an der Amperbrücke. Sie sind neu und sollen das Bauwerk vor dem Einsturz bewahren, sollte es zu einem schweren Unfall kommen. Fertig sind auch die insgesamt vier Fluchttreppenhäuschen an den Tunneln sowie die Notruf und Löschwassernischen. "Die Firmen arbeiten alle sehr gut", lobt Hocke. Und natürlich hat auch das schöne Wetter der vergangenen Wochen seinen Anteil daran, dass das Stoppschild an der Anschlussstelle Wörthsee in Richtung München schon am vergangenen Freitag abgebaut werden konnte, früher als geplant. Vom 25. September an sind auch die vier Kilometer Autobahn zwischen Wörthsee und dem Parkplatz Martinsberg wieder frei befahrbar, vom 12. Oktober an folgen die restlichen sechs Kilometer bis Greifenberg.

Auf den Mittelstreifen der A 96 müssen noch die Leitplanken montiert werden. (Foto: Georgine Treybal)

"Die Fahrtrichtung München ist dann fertig", freut sich Hocke, Richtung Lindau wird es - unter anderem wegen der defekten Entwässerungsrohre - voraussichtlich zwei Wochen länger dauern. Bis zum Frühjahr heißt es dann erst mal freie Fahrt auf der A 96 - bis der Verkehr Richtung München auf die Begleitstraßen muss, damit die Tunnel saniert werden können. Sind die Mitte 2017 fertig, werden die Arbeiten für den sechsstreifigen Ausbau der A 96 zwischen Oberpfaffenhofen und Germering beginnen. Der Wahnsinn geht weiter.

© SZ vom 17.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: