Wörthsee:Arm wie eine Kirchenmaus

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Die Wörthseer Pfarrei Zum Heiligen Abendmahl braucht unbedingt Geld. Durch den Verkauf eines großen Grundstücks wäre eine Sanierung der Finanzen möglich. Doch die Gemeinde hat sich bislang quer gestellt

Von Christine Setzwein, Wörthsee

Gottes Mühlen mahlen langsam, heißt es. Nicht nur die. Auch Gemeinderäte lassen sich oft viel Zeit mit ihren Entscheidungen. Oder sie sagen einmal Hü, dann Hott und dann wieder Hü. So ergeht es dem Wörthseer Pfarrer Andreas Miesen seit vier Jahren. So lange schon bemüht er sich, durch den Verkauf von Kirchengrundstücken zu Geld zu kommen, immerhin müssen vier Kirchen und ein Kindergarten unterhalten werden, und das nächste Großprojekt steht an: die Sanierung des Pfarrheims. Aber: Die Pfarrei Zum Heiligen Abendmahl ist arm wie eine Kirchenmaus. Pfarrer Miesen drückt es so aus: "Das Wasser steht uns bis zum Hals."

Schon im Frühjahr 2012 war Miesen beim damaligen Bürgermeister Peter Flach vorstellig geworden. Damals ging es um den Verkauf eines Grundstücks an der Oberen Seeleite. Im Sommer 2013 sei ihm mitgeteilt worden, dass eine Bebauung dieser Fläche nicht in Frage käme, sagt Miesen. Im September habe die Pfarrstiftung eine Bauvoranfrage samt Planunterlagen für das Grundstück am Rehsteig - unterhalb von Pfarrheim und Kirche - bei der Gemeinde eingereicht. Rechts, links und gegenüber dem gut 3100 Quadratmeter großen Areal stehen bereits Wohnhäuser. Doch bei dem Grundstück handelt es sich um eine Außenbereichsfläche im Innenbereich, was bedeutet, dass das Vorhaben nicht privilegiert ist und auch nicht nach Paragraf 34 bebaut werden kann. Im Flächennutzungsplan ist das Areal als Grünfläche ausgewiesen. Also hat der Gemeinderat schon im Oktober beschlossen, einen Bebauungsplan aufzustellen. Im Juli 2014 hat die Kirche mit der Gemeinde einen städtebaulichen Vertrag geschlossen, mit dem sie sich bereit erklärt, die Planungs- und Erschließungskosten zu übernehmen. Um es kurz zu machen: Im März 2015 stimmt der Gemeinderat dem Bau von vier Einfamlienhäusern auf dem Hanggrundstück zu, im Juli ist er dagegen. Die Kirchenstiftung bessert nach, reicht eine neue Variante mit zwei Einfamilien- und einem Doppelhaus ein, im September lehnt der Gemeinderat auch diesen Antrag ab. Im Oktober befasst sich das Landratsamt mit dem Vorhaben und regt bei Miesen an, einen Kompromiss mit der Gemeinde zu suchen.

Der Hang unter dem Wörthseer Pfarrhaus und der Kirche soll bebaut werden. Mit dem Erlös will man das marode Pfarrheim grundlegend sanieren. (Foto: Georgine Treybal)

Am 15. Februar trafen sich nun Bürgermeisterin, Gemeinderäte und Pfarrer zu einem Runden Tisch. Die Pfarrstiftung reduzierte ihre Pläne erneut. "Wir wollen keinen Streit mit der Gemeinde", sagt Miesen. Jetzt sollen drei Einfamilienhäuser gebaut werden, das vierte Grundstück soll frei bleiben. Außerdem soll nun das gesamte, etwa 19 000 Quadratmeter große Kirchenareal mit einem Bebauungsplan überzogen werden. Denn "wir denken gerade intensiv darüber nach, wie wir Teile des Grundstücks an der Etterschlager Straße sozialen Einrichtungen zugute kommen lassen könnten", erläutert der Pfarrer. Am 1. März wurden die neuen Pläne im Rathaus eingereicht und sollen in einer der nächsten Gemeinderatssitzungen behandelt werden. "Wir hoffen dann auf eine Mehrheit", sagt Miesen.

Bisher hat nur die CSU-Fraktion die Kirchenpläne uneingeschränkt unterstützt. Die Grünen sind vor alle m wegen der notwendigen Abgrabungen am Hang skeptisch. In der Februarsitzung hatte die Grünen-Ortsvorsitzende Roswitha Gahn moniert, dass der Hang "abgeholzt" worden sei, ob die Kirche damit vollendete Tatsachen schaffen wolle, obwohl die Bebauung überhaupt nicht genehmigt sei. "Keineswegs", antwortet Pfarrer Miesen auf die Kritik. Die Sträucher, Büsche und kleinen Bäume seien jetzt entfernt worden, weil das Grundstück vermessen werden muss und dafür die Grenzsteine sichtbar sein müssen. Ohne Laub sei das einfacher - und billiger. Die Buchen, die dort früher standen, seien im Übrigen bereits zu Pfarrer Elmar Schnitzlers Zeiten gefällt worden.

"Wir wollen keinen Streit mit der Gemeinde", sagte Pfarrer Andreas Miesen. Er hofft nun aufdie Zustimmung des Gemeinderats zu seinen Plänen. (Foto: Georgine Treybal)

Stimmt der Gemeinderat den Kirchenplänen zu, soll ein Grundstück verkauft, die zwei anderen in Erbpacht vergeben werden. "Mit dem Verkaufserlös können wir das Pfarrheim sanieren, mit der Erbpacht sichern wir uns regelmäßige Einnahmen", sagt Miesen.

Die finanzielle Lage der Wörthseer Pfarrei ist so desolat, dass der Pfarrsaal im Pfarrheim zum 1. August für die Öffentlichkeit geschlossen wird. Miesen: "Wir können uns den Unterhalt nicht mehr leisten." Sobald Geld da ist, wird mit der Sanierung begonnen. Fenster, sanitäre Anlagen und Küche stammen noch aus der Bauzeit. Die war 1960. Den Pfarrsaal nutzen nicht nur Kirchenchor, Chorspatzen oder Pfarrgemeinderat, sondern auch der Konzertverein, die Bauernbühne, Turngruppen oder Privatpersonen. Im Pfarrheim befindet sich auch das Pfarrbüro.

"Unser Pfarrheim ist ein Ort, an dem Menschen zusammenkommen, um in unterschiedlicher Form und Art Gemeinschaft zu leben", sagt Miesen. Diesen Ort zu erhalten, sei ein Dienstauftrag der Kirche, "eine ihrer sozialen Aufgaben für die Menschen hier in Wörthsee".

© SZ vom 03.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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