Standortsuche:Aldi versucht es noch einmal

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Der Discounter hat sich wegen der Errichtung eines Logistikzentrums wieder an die Gemeinde Wörthsee gewandt, obwohl die Pläne per Bürgerentscheid im Februar 2014 abgelehnt wurden. Die Bindungsfrist ist allerdings abgelaufen

Von Astrid Becker, Wörthsee

Gilching will es nicht, Gauting hat ebenfalls Abstand genommen, nun muss sich die Gemeinde Wörthsee wieder einmal mit dem von Aldi Süd geplanten Logistikzentrum befassen. Dort war das Vorhaben ebenfalls bereits durch einen Bürgerentscheid abgelehnt worden. Doch dessen Bindefrist ist abgelaufen - und deshalb versucht der Discounter offenbar nun erneut sein Glück in der Gemeinde Wörthsee.

Wie die dortige Bürgermeisterin Christel Muggenthal der SZ bestätigte, habe sich Michael Klöter, Prokurist und Leiter der Filialentwicklung bei dem Discounter, neuerlich an sie gewandt, einerseits mit ihr telefoniert, andererseits noch einen Brief mit seinem Anliegen verfasst. "Er meinte, Aldi habe sich viele Gedanken gemacht, die er gern vorstellen wolle." Das Schreiben hatte Muggenthal dem Gremium im nichtöffentlichen Teil der Sitzung vorgelesen. Mit einer knappen Mehrheit, sagte sie dazu, sei der Rat dann übereingekommen, Klöter in der Gemeinderatssitzung am 3. Februar noch einmal anzuhören. Den Ausschlag für diese Entscheidung dürften die neuen Gemeinderatsmitglieder gegeben haben, die sich wohl selbst ein Bild darüber machen wollen, was Aldi genau plant. Weder die neuen Räte von Wörthsee Aktiv noch die der Freien Wähler haben sich seit der Kommunalwahl 2014 zu diesem Vorhaben klar positioniert. Die CSU hingegen hatte es bislang stets befürwortet. Anders sieht es bei der SPD aus, zu der auch die Bürgermeisterin selbst gehört: Sie hatte sich von Anfang an gegen das Projekt ausgesprochen - ebenso wie die Grünen, die das Logistikzentrum grundsätzlich ablehnen, und zwar unabhängig vom Standort. Sie fürchten "weiteren Flächenfraß und massive Versiegelung" vor allem geschützter Landschaftszonen, was der Kreisverband der Grünen bei der Vorstellung der neuen Leitlinien der Partei im Sommer 2015 verdeutlichte. Auch Wörthsees Bürgermeisterin Christel Muggenthal hält nicht viel von der Versiegelung neuer Flächen und vom Verkauf von Grundstücken, die als Ausgleichsflächen vorgesehen seien - schon gar nicht "ohne Not", wie sie sagt.

Um seine Pläne in Wörthsee umzusetzen, müsste Aldi der Gemeinde das etwa 13 Hektar große Grundstück "Am Ziegelstadel" im Landschaftsschutzgebiet abkaufen. Zehn Millionen Euro wollte der Discounter dafür zahlen, nachdem er 2012 bereits in Gilching mit seinen Plänen gescheitert war. In Wörthsee wurde das Vorhaben dann aber ebenfalls abgelehnt. In einem Bürgerentscheid im Februar 2014 sprachen sich 54,5 Prozent der Wähler gegen das Logistikzentrum in Wörthsee aus.

Für Aldi Süd bedeutete das: Weitersuchen. Denn das bisherige Auslieferungslager in Eichenau ist zu klein geworden. Mit einem Standort direkt an der A 96 wäre dem Konzern sicherlich gedient - wenngleich Muggenthal mittlerweile nicht mehr überzeugt davon ist, dass die 13 Hektar, die der Gemeinde gehören, für den Bau eines solchen Zentrums ausreichen würden: "Es könnte ja gut sein, dass Aldi seine Pläne noch erweitert hat", meint sie. Genaueres will sie dazu aber nicht sagen. Auch Klöter ist dazu nicht zu sprechen: Er ist noch im Urlaub. Klar zu sein scheint aber, dass er in Wörthsee noch einmal versuchen will, um die Gunst der Bürger zu buhlen. In einem Interview, das die SZ mit ihm direkt nach dem Entscheid geführt hatte, pries er das Projekt als "unter rein ökologischen Gesichtspunkten" sinnvoll an: Es hätte den Verkehr reduziert, wäre mit der größten Fotovoltaikanlage des Kreises ausgestattet worden und hätte zudem den jetzt natürlich durch Lehm versiegelten Boden versickerungsfähig gemacht.

© SZ vom 05.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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