Wirtshauskultur:Neues Leben in "Alter Villa"

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Die beliebte Uttinger Gaststätte direkt am Ammersee wird nach der Insolvenz an diesem Wochenende wieder eröffnet. Das neue Pächter-Ehepaar Martina und Bernd Pickl setzt auf bürgerliche, bayerische Küche

Von Astrid Becker, Utting

Monatelang war sie geschlossen, weil der frühere Pächter Insolvenz anmelden musste. Nun aber kehrt wieder Leben in die "Alte Villa" in Utting ein. Am Donnerstagabend wurde das weit über die Ortsgrenzen bekannte Lokal nach einer umfassenden Sanierung inoffiziell wiedereröffnet: Mit einem anderen Konzept und einem neuen Pächterpaar. Die bereits im Ort bekannten Gastronomen Martina und Bernd Pickl werden die Alte Villa am Samstag von 14 Uhr an dann auch ganz offiziell für ihre Gäste aufsperren.

Bei der inoffiziellen Eröffnung zeigen Martina und Bernhard Pickl ihren geladenen Gästen bereits ihre solide Kochkunst in gemütlichem Ambiente. (Foto: Georgine Treybal)

Einen dürfte dies ganz besonders freuen: Luitpold Prinz von Bayern. Der Chef der König Ludwig Schlossbrauerei Kaltenberg, an der auch die Warsteiner-Gruppe beteiligt ist, hatte schon vor etwa 30 Jahren die Idee, die Alte Villa in ein bayerisches Wirtshaus nebst Biergarten zu verwandeln. In aller Konsequenz Realität wird diese Idee allerdings erst jetzt mit dem neuen Wirtepaar, die neben der Alten Villa auch den Pavillon am See im benachbarten Freizeitgelände führen. Denn ihr Konzept entspricht genau den Wunschvorstellungen des Brauereigründers: Gut bürgerlich ausgerichtet mit einem fairen Preis-Leistungsverhältnis und einer Küche, die sich größtenteils auf Produkte aus der Region stützt. Die etwa hundert Gäste bei der inoffiziellen Eröffnungsfeier am Donnerstagabend - darunter der Prinz selbst, Vertreter der Brauerei sowie Bürgermeister Josef Lutzenberger und seine Stellvertreterin Margit Gottschalk - konnten bereits einen ersten Eindruck davon gewinnen. Ihnen wurde nicht nur ein Querschnitt aus der Speisekarte kredenzt, sondern auch die Karte selbst gezeigt, die neben den Gerichten auch mit einer eigenen Bierkarte nebst Beschreibungen aufwartet. Was an diesem Abend serviert wird, ist solide Kochkunst, die ohne Fertigprodukte auskommt - und allein das ist in bayerischen Wirtshäusern nicht unbedingt gegeben. Münchner dürften angesichts des Preis-Leistungsverhältnisses ebenfalls ins Staunen geraten: Das teuerste Gericht auf der regulären Karte ist ein Zwiebelrostbraten - typisch für die Gegend mit Kässpatzen serviert - der mit knapp 18 Euro zu Buche schlägt. Es gibt darüber hinaus aber auch noch eine Steakkarte, auf der die Gerichte etwas teurer sind - ganz verwunderlich ist es nicht, dass jemand wie Pickl dem Trend zum Kurzgebratenen nachgibt. Denn der Wirt stammt aus einer Familie, die in Utting über vier Generationen hinweg eine Metzgerei betrieben hatte.

Für die Brauerei sind er und seine Frau Martina eine Idealbesetzung, wie beispielsweise auch deren Gebietsverkaufsleiter Helge Hümpel sagt. Deshalb habe man schon recht früh Kontakt mit Pickl aufgenommen: "Dass wir einen neuen Pächter brauchen würden, hatte sich ja abgezeichnet." Pickl hatte sich allerdings etwas Bedenkzeit ausgebeten, schließlich hatte er mit seiner Frau bislang nur maximal 35 Gäste im Pavillon und weitere 200 an den Tischen davor zu bewirten. In der Alten Villa hingegen finden nun etwa 100 Gäste, auf der Terrasse davor sogar fast 200 Menschen Platz. Der Biergarten, der noch umgestaltet werden soll, wird mit bis zu 1500 Plätzen wohl einer der größten der Umgebung sein.

Zudem dürfte auch Pickl - neben der Brauerei und der Immobilieneigentümerin, der Schlösser- und Seenverwaltung - eine größere Summe Geld in die Alte Villa investiert haben. Die Küche ist zum Beispiel komplett neu - eine sechsstellige Summe kommt da schnell zusammen. Anders als früher präsentiert sich die Alte Villa nun auch im Inneren optisch als bayerisches Wirtshaus. 26 Jahre lang hatten die Vorpächter, die Familie Pölitz hier ein völlig anderes Konzept verwirklicht: ein Restaurant mit eher gehobener Küche und Jugendstilmöbeln. Am Ende konnte dies wohl nicht mehr überzeugen.

© SZ vom 05.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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