Weßling:Zuflucht im Feuerwehrhaus

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Nicht alle Weßlinger Gemeinderäte sind von der Idee angetan, das Gebäude zum Heim für obdachlose Asylbewerber umzubauen. Ursprünglich war dort nämlich ein Gewerkhaus geplant

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Weßling

Der Vorschlag, das ehemalige Feuerwehrhaus umzubauen, um Unterkünfte für Obdachlose zu schaffen, ist in Weßling umstritten. Der Gemeinderat vertagte die Entscheidung.

Wohnraum ist knapp in Weßling, Unterkünfte für Obdachlose gibt es gar nicht. Durch die Asylbewerber spitzt sich die Problematik zu. Sobald Flüchtlinge anerkannt sind, müssen sie die Asylbewerberunterkünfte verlassen und sind obdachlos. "Da müssen wir Wohnungen anbieten, und wir haben derzeit nichts", verdeutlichte Rathauschef Michael Muther das Dilemma der Gemeinde. Es bleibe nichts anderes übrig, als die betroffenen Flüchtlinge im Hotel unterzubringen. Das sei aber keine Lösung. Derzeit wird laut Muther eine Wohnung für eine anerkannte Flüchtlingsfamilie benötigt. Für sie konnte bereits eine Lösung mit dem Zweckverband gefunden werden. Doch jetzt steht die Einweisung einer weiteren Familie bevor. Künftig rechnet der Rathauschef damit, dass 80 bis 100 Flüchtlinge untergebracht werden müssen. Mit der Umnutzung des alten Feuerwehrhauses in ein Obdachlosenheim bekäme die Gemeinde kurzfristig Luft, bis eine bessere Lösung in Sicht ist. Laut Verwaltung wird der Umbau zwar zu 90 Prozent bezuschusst, aber nur bei einer zeitlichen Bindung für sieben Jahre.

Der Vorschlag stieß im Gremium auf Skepsis, zumal man die Halle für wenig geeignet hält. Laut Wolfgang Frieß (Grüne) hat sie nicht einmal Fenster. Ein gewichtiger Grund für das Gremium war auch, dass es bereits ein Konzept gibt, wonach das ortsprägende Gebäude als Gewerkhaus genutzt werden soll. Nach Dießener Vorbild könnten dort Künstler, Handwerker und Musiker eine Unterkunft finden. Die Weßlinger Blasmusik nutzt das Obergeschoss schon seit 1985 als Proberaum. 2014 hatte der Gemeinderat den Musikern zugesichert, dass der Proberaum weiterhin uneingeschränkt zur Verfügung steht. Auf die Frage von Willibald Karl (Grüne), ob die Blasmusik auch künftig dort proben dürfe, "egal ob den Obdachlosen die Ohrwaschl abfallen", sicherte Bürgermeister Muther zu: "Die Übungsräume bleiben." Auch Flüchtlingen sei zuzumuten, wenn die Blasmusik zwei Stunden pro Woche spiele. Peter Weiß (FW) machte seiner Enttäuschung Luft, dass das Gewerkhaus-Projekt durch einen Umbau "definitiv gestorben" sei. Die Umnutzung für Obdachlose hält er ohnehin für keine Lösung, denn damit werde viel zu wenig Wohnraum geschaffen, um den Bedarf zu decken. Man könne mit wenig Aufwand eine Containerlösung auch für Obdachlose schaffen und das Gewerkhauskonzept parallel dazu weiterverfolgen, schlug er vor.

Letztendlich einigte man sich darauf, dass zunächst die Ergebnisse der Bürgermeisterdienstbesprechung in der kommenden Woche abgewartet werden sollen. Dort wird Thema sein, wie man im Landkreis schnell Wohnraum für Flüchtlinge schaffen kann. Zudem soll der Gemeinderat in einer Sondersitzung am Dienstag entscheiden, welche Flächen in Weßling dafür in Frage kommen könnten.

© SZ vom 02.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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