Weßling:Zu viel Party an den Seen

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Der Weßlinger See ist sommers wie winters als Ausflugsziel beliebt - mitunter zum Leidwesen der Anwohner. (Foto: Georgine Treybal)

In Herrsching und Weßling lässt es sich vor allem im Sommer toll an den Seeufern feiern. Die Folgen sind vermüllte Natur und Anwohnerbeschwerden. Immer öfter greifen die Kommunen auf Ordnungsdienste zurück

Von Wolfgang Prochaska, Weßling

In den vergangenen Tagen ist es rund um den Weßlinger See wie im Sommer zugegangen. Die Parkplätze waren besetzt, die Hauptstraße voll. Der einzige Unterschied: Statt der Badegäste tummelten sich viele Schlittschuhläufer, Eisstockschützen und Spaziergänger auf der Seefläche. Ein großes Remmidemmi an schönen Winter- und Sommertagen sind die Anwohner zwar gewohnt, aber inzwischen hat es vor allem in den Sommermonaten Ausmaße angenommen, dass man im Weßlinger Rathaus über Verbote und Auflagen ganz nach dem Vorbild von Herrsching nachdenkt.

Dort hat der Gemeinderat ein Alkoholverbot zwischen 22 Uhr und 7 Uhr morgens im Kurpark verfügt. Auslöser waren die Alkohol-Exzesse von Jugendlichen, die das Gelände am Seeufer als Partyzone missbraucht hatten mit all dem Müll, der danach immer anfällt und liegen bleibt. Zum Teil pöbelten sie auch Spaziergänger an. Herrsching setzt in diesem Bereich auch einen privaten Sicherheitsdienst ein, der für Ordnung sorgen soll.

So schlimm geht es am Weßlinger Seeufer noch nicht zu, aber die Tendenz, das weiß auch Bürgermeister Michael Muther, dreht immer mehr ins Negative. So beklagte sich die Familie Bosch im Rahmen der Bürgersprechstunde über die Zustände direkt vor ihrem Haus am Seeweg. Die Jugendlichen würden dort auf den beiden Bänken Party feiern, laute Musik bis tief in die Nacht hören, und bei Beschwerden Bierflaschen gegen die Fensterläden werfen. Die Polizei könne nicht helfen, sie sei überfordert. Peter Boschs Bitte in der Gemeinderatssitzung im vergangenen September: "Tun Sie die Bänke weg. Wir können nicht mehr schlafen, die Zustände sind nicht mehr tragbar." Bürgermeister Muther versprach, dass sich die Gemeinde des Problems annehmen werde. Das soll nun geschehen.

In der nächsten Sitzung des Umweltausschusses - sie ist im Februar - sollen neue Standorte für die Bänke ausgewählt werden. Auf jeden Fall will er eine "Linderung für die Anwohner schaffen". Zu ihnen gehört auch CSU-Gemeinderat Roland von Rebay, der die gleichen Erfahrungen wie die Familie Bosch gemacht hat. Die Bänke ganz zu entfernen - dafür hätten die Weßlinger kein Verständnis, da viele Senioren und Ausflügler, die ihren Spaziergang am See machen, sich eine Sitzgelegenheit wünschen, allein schon wegen des schönen Ausblicks. Der Jugendreferent des Gemeinderats, Claus Angerbauer, der auch von dem Problem am Seeufer weiß und dies schon im Jugendtreff angesprochen hat, rief die Anwohner dazu auf, bei eventuellen Belästigungen, die Polizei anzurufen. "Bitte keine Zurückhaltung", betonte er.

Der diesjährige Sommer wird also der große Test sein. Sollte der Weßlinger See weiter zur Partyzone mutieren, denken Muther und seine Gemeinderäte über drastischere Maßnahmen nach. Neben einem Alkoholverbot könnte die Gemeinde dann einen privaten Sicherheitsdienst einsetzen, wie eben in Herrsching oder in Starnberg am dortigen Badegelände Percha. Damit hätte der traurige Trend zur Überwachung auch das kleine Weßling erreicht. Ohne professionelle Aufpasser scheint keine Ordnung mehr möglich zu sein.

In Starnberg waren es die lautstarken Partys bis in die Morgenstunden und die Grillfeuer auf den Badestegen, die das Landratsamt zum Handeln zwangen. 2009 entschloss man sich, einen privaten Sicherheitsdienst mit der Aufgabe zu betrauen, für Ordnung zu sorgen. Seitdem patrouillieren in der Zeit vom 15. Mai bis zum 15. September tagsüber wie auch in den Abendstunden Sicherheitsleute über das Badegelände. Seitdem gibt es auch keine angekokelten Stege mehr oder herausgerissene Holzbalken. Der Sicherheitsdienst genießt auch ein Privileg: Er kann bei Verstößen nach den Personalien fragen und diese aufnehmen. Wer sich übrigens in Herrsching im Kurpark nicht an das Alk-Verbot hält, muss mit einer Geldbuße bis zu 500 Euro rechnen.

© SZ vom 09.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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