Weßling:Zu spät

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Anlieger der "Sauwiese" in Weßling wollen einen Neubau verhindern und rufen den Petitionsausschuss des Bayerischen Landtags an. Doch ein entsprechender Bebauungsplan ist längst gültig

Von Michael Berzl, Weßling

Die Lage am südwestlichen Ortsrand von Weßling ist schon exklusiv: Wenn Florian Pfisterer auf seiner Terrasse sitzt, blickt er in den blauen Himmel und auf riesige Buchen, die weiter oben am Hang stehen. Doch diese Aussicht könnte sich bald verändern. Direkt vor seiner Nase soll ein neues Haus errichtet werden. Theoretisch könnten schon morgen die Bagger anrücken. Das haben Pfister und seine Nachbarn am Mittwoch bei einem Ortstermin mit dem Petitionsausschuss des bayerischen Landtags zufällig von einem Vertreter des Starnberger Landratsamtes erfahren. Jetzt bleibt ihnen nur eine Klage, wenn sie den Bau an der Sauwiese verhindern wollen. Gerodet wurde dort schon.

Seit Jahren wird über das Baurecht auf einem Grundstück neben der sogenannten Alten Villa gestritten. Das hat auch mit der außergewöhnlichen Lage am Hang zu tun, denn ein Neubau würde die Häuser, die am Sommerweg stehen, weit überragen. Jetzt ist plötzlich alles sehr schnell gegangen. Ein Bebauungsplan ist seit Juni gültig; Gemeindeanwalt Joachim Krauß versicherte, dass "rechtlich alles in Ordnung ist". Wer sich an die darin festgesetzten Vorgaben hält, darf automatisch bauen und braucht keinen Antrag mehr einreichen. Das Vorhaben geht dann nur noch in das Freistellungsverfahren. So ist es auch in diesem Fall geschehen, während die aufgebrachten Nachbarn noch auf Rettung von der Politik hofften und sich an den Petitionsausschuss wandten. Wohl vergeblich, wie Pfister und seine Mitstreiter nun befürchten müssen.

Ihrer Ansicht nach ist es bei der Schaffung von Baurecht an der Straße mit dem ungewöhnlichen Namen "Sauwiese" nicht mit rechten Dingen zugegangen. Beim Ortstermin mit den Landtagsabgeordneten Benno Zierer (Freie Wähler) und, Weßlings Vize-Bürgermeister Michael Sturm, dem Rechtsanwalt der Gemeinde sowie Vertretern des Starnberger Landratsamts und eines Planungsbüros schilderte Pfisterer, wie ein anfangs geplantes altengerechtes Häuschen immer größere Dimensionen annahm. "Hier wurde getrickst, nur damit jemand recht viel Geld verdient", klagte eine Anwohnerin. Von einem "Missbrauch der Planungshoheit" sprach der ehemalige CSU-Gemeinderat Franz Leitner. Mehrfach war ein Bebauungsplan geändert worden. Zwischenzeitlich war dabei versäumt worden, eine maximale Höhe für die Gebäude anzugeben; mittlerweile ist festgesetzt, dass die Wandhöhe bis zu 7,5 Metern betragen darf. Vorübergehend war ein Bauträger Eigentümer der Fläche, der soll sie aber für 860 000 Euro weiterverkauft haben, hieß es. Dass der neue Eigentümer nun auch schon bauen darf, hat die Anlieger völlig überrascht. Bei dem Treffen unter freiem Himmel war schon fast alles gesagt, als ein Mitarbeiter des Kreisbauamts auf dieses nicht ganz unwesentliche Detail hinwies.

Die beiden Landtagsabgeordneten, die wegen der vermeintlichen "Brisanz" des Falles nach Weßling gekommen waren, wie Zierer sagte, werden wohl nicht mehr viel ausrichten können. "Da sind uns sie Hände gebunden", sagte der CSU-Landtagsabgeordnete Martin Huber. Dennoch werde das Thema im Herbst in einer Sitzung des Ausschusses auf die Tagesordnung kommen.

© SZ vom 13.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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