Weßling:Weßling sichert römische Siedlungsreste

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Der Flächennutzungsplan für den Kiesabbau bei St. Gilgen erhält eine Schutzzone für Bodendenkmäler

Von Wolfgang Prochask, Weßling

Es ist eigentlich nur ein formaler Akt, die Änderung eines Flächennutzungsplans. Aber im Weßlinger Gemeinderat kochen jedesmal, wenn dieser Punkt auf der Tagesordnung steht, die Emotionen hoch. Denn es geht um den Kiesabbau nördlich der Lindauer Autobahn bei St. Gilgen. Dort gehört ein Stück des großen Geländes noch zu Weßling. Gleich mehrere Firmen bauen in diesem Bereich Kies ab, die bekannteste ist die Firma Jais aus Gilching. Was die Sache verschärft: Es gibt dort auch Bodendenkmäler aus der spätrömischen Kaiserzeit. Und um deren Erhalt hat in den vergangenen Jahren Weßling gekämpft.

Um die historischen Funde zu sichern und den Kiesabbau zu steuern, hat sich die Gemeinde für die Ausweisung von Sonderflächen ausgesprochen. Gleichzeitig muss sie aber auch die Vorstellungen des Regionalplans für dieses Gebiet berücksichtigen, die teilweise diametral zu Weßling stehen. Der Ober sticht aber den Unter. Mit anderen Worten: Der Spielraum der Gemeinde ist gering. Immerhin konnte sie aber durchsetzen, dass die historischen Stätten nicht für den Kiesabbau zur Verfügung stehen, was aus Sicht von Bürgermeister Michael Muther einen Erfolg darstellt, Grünen-Gemeinderat Willibald Karl aber nicht als ausreichend empfindet.

Dies wurde wieder einmal in der jüngsten Gemeinderatssitzung deutlich, als die Stellungnahmen der Fachbehörden durchgearbeitet wurden. Für Karl ist der Bereich, der für den Denkmalschutz vorgesehen ist, immer noch zu klein. Allerdings haben sowohl das Landesamt für Denkmalpflege als auch die Untere Denkmalschutzbehörde den Bereich in dieser Größe und Form genehmigt. Die Funde an dieser Stelle sind nicht uninteressant: Es sind die Überreste einer römischen Siedlung und eines Bestattungsplatzes. Möglicherweise sind noch ältere Siedlungsspuren vorhanden. Während sich die Mehrheit des Gremiums mit dieser Lösung angefreundet hat, bleibt Karl kritisch.

Eine andere Frage ist, wie künftig der Boden abgebaut werden soll. Ein zeitlich gestaffelter Abbau ist zwar im Gespräch, wird aber vom Kreisbauamt abgelehnt. Hingegen halten die Grünen im Weßlinger Gemeinderat zusammen mit dem Bund Naturschutz diese Lösung für sinnvoll und gut. Wolfgang Frieß sprach sie gleich mehrmals in der Diskussion an. Bürgermeister Muther wies aber darauf hin, dass dies nicht Aufgabe des Flächennutzungsplans ist, sondern erst später geregelt werden kann, zum Beispiel wenn es konkret um die Abbaugenehmigung geht.

Klar ist aber nun, wie später das Areal nach dem Kiesabbau aussehen soll. Bislang hatte die zuständige Gilchinger Firma große Pläne. Es sollten jeweils 18 Meter hohe Hügel errichtet werden, sozusagen nach dem Vorbild der Moränenlandschaft rund um Gilching. Auf der Spitze sollte ein Aussichtsturm stehen und auf halber Höhe eine Kapelle errichtet werden. Von einem Bach war ebenfalls die Rede. Die Pläne werden nicht mehr realisiert, die künstlichen Erhebungen bleiben reine Phantasie.

Wie Bürgermeister Muther berichtet, kommt genau das hin, was eigentlich zu dieser Landschaft passt und was sie prägt: ein schöner Wald. Es wird später also aufgeforstet.

© SZ vom 06.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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