Sportler in Nöten:Vorsitzender dringend gesucht

Lesezeit: 2 min

Kraftvoll: Die Handball-Abteilung ist beim SC Weßling nicht nur erfolgreich, sondern wie man sieht auch beliebt. (Foto: Georgine Treybal)

Der SC Weßling ist mit seinen mehr als 1600 Mitgliedern der drittgrößte Sportverein im Landkreis. Allerdings hat er ein massives Problem: Der amtierende Vorstand will nicht mehr und ein Nachfolger ist nicht in Sicht.

Von Wolfgang Prochaska, Weßling

Jetzt wird es ernst für den drittgrößten Sportverein des Landkreises, den SC Weßling. Noch immer hat sich kein Nachfolger für den amtierenden Vorsitzenden Günther Wieczorek gefunden, obwohl dieser schon im vergangenen Jahr angekündigt hatte, dass er nicht mehr bei den Vorstandswahlen am 24. April kandidieren werde. "Ich bin jetzt 65 Jahre alt und meine Lebensplanung schaut anders aus", sagte er in einem Gespräch mit der SZ.

Mit ihm legt auch Schatzmeister Martin Jacob sein Amt nieder. Sollten sich keine Nachfolger finden, wäre der Verein just in einer Zeit führungslos, in der wichtige Weichenstellungen anstehen. So ist nach dem Vorbild anderer großer Sportvereine im Gespräch, einen hauptamtlichen Geschäftsführer einzustellen. Das hätte den Vorteil, dass dieser den Vorsitzenden einen Großteil der Arbeit abnehmen könnte. Allerdings stößt diese Idee nicht bei allen Mitgliedern auf Gegenliebe. Immerhin müsste der Verein mit Mehrkosten von etwa 30 000 Euro rechnen. Von dieser Summe geht jedenfalls Wieczorek aus. Zudem steht eine Beitragserhöhung zur Debatte, um den SC Weßling mit seinen immerhin mehr als 1600 Mitgliedern auf eine finanziell solide Basis zu stellen.

Eine Erhöhung um bis zu drei Euro monatlich wird derzeit diskutiert. Der SC Weßling gehört zu den Vereinen mit den niedrigsten Beiträgen im Landkreis. So zahlt ein normales Mitglied fünf Euro im Monat, Kinder nur drei Euro und Senioren 3,50 Euro. Zudem erheben die Sparten bis auf die Tennis-Abteilung keine Zusatzbeiträge, was äußerst ungewöhnlich für einen Sportverein ist, der immerhin Badminton, Eissport, Ultimate Frisbee, Fußball, Handball, Skisport, Stockschießen, Tennis, Tischtennis, Active, Turnen und Volleyball anbietet. Auch hier gibt es Überlegungen, Spartenbeiträge einzuführen. Hingegen sollen Ehrenmitglieder künftig vom Mitgliedsbeitrag freigestellt sein.

Günther Wieczorek kandidiert nicht mehr für den Vorsitz beim SC Weßling. Deshalb braucht der Verein dringend einen Nachfolger. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Dies soll alles in der Mitgliederversammlung am 24. April in der Weßlinger Sporthalle diskutiert und wenn möglich beschlossen werden. Wieczorek ist klar, dass es durchaus eine heftige und lange Debatte werden könnte. "Aber unser Anliegen ist und war, den Verein in eine neue Zukunft zu führen und dafür brauchen wir andere Strukturen", begründete er den Umfang der Änderungen. Und was ist, wenn sich kein neuer Vorstand meldet? Immerhin war es schon vor vier Jahren schwierig, einen neuen Vorsitzenden zu finden. Damals hörte nach 26 Jahren Herbert Wolleschak auf.

Praktisch in der Versammlung ließ sich Wieczorek überreden, als Vorsitzender bei der Wahl zu kandidieren. Auch vor zwei Jahren konnte er noch einmal überredet werden. Das wird diesmal nicht mehr möglich sein: "Ich habe vor vier Jahren gesagt, dass ich nur vorübergehend den Vorsitz mache und daran soll man sich halten." Wie ernst die Lage diesmal ist, lässt sich auch daran erkennen, dass der amtierende Vorstand schon einmal ein Szenario für den allerschlimmsten Fall durchgespielt hat: "Sollte sich niemand für den Vorstand finden, müssen wir den Verein auflösen", lautet die Konsequenz. Das wäre für Weßling nicht nur ein sportliches, sondern auch ein gesellschaftliches Desaster.

Was die Sache so schwierig macht und worüber auch die anderen Vereine im Landkreis klagen, ist die Aufgabenfülle, die den Vorsitzenden erwartet. Es ist zwar immer noch eine ehrenamtliche Tätigkeit, aber im Grunde genommen fast ein Fulltime-Job. Die administrativen Aufgaben werden nicht weniger, sondern mehr. Jetzt kam noch der Mindestlohn dazu, den es ebenfalls zu beachten gilt. Wieczorek, der auch SPD-Gemeinderat ist, hat sich eine Aufgabenliste zurecht gelegt. Diese reicht von der Sponsorensuche über den Erhalt der Gemeinnützigkeit bis zu den Pauschalsätzen für die Übungsleiter. Teilweise sei er an vier Abenden unterwegs. Sein Fazit: "Der Verein braucht einen hauptamtlichen Geschäftsführer." Für eine Übergangszeit würde der alte Vorstand auch helfen.

© SZ vom 10.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: