Weßling:Unbekannte Umfahrung

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Neue Hindernisse auf der Weßlinger Hauptstraße sollen den Autoverkehr behindern und bremsen. Dabei kommt es oft zu gefährlichen Situationen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Eigentlich sollte die neue Straße die Gemeinde endlich vom Durchgangsverkehr entlasten. Davon ist bislang nur wenig zu spüren. Angeblich liegt es an der schlechten Beschilderung

Von Wolfgang Prochaska, Weßling

Seit vergangenem Montag rollt der Verkehr über die Weßlinger Umfahrung und nicht mehr durch den Ort - sollte man meinen. Die Realität sieht bislang anders aus: Trotz der provisorischen Verkehrsinseln und künstlichen Verengungen, die seit Mittwoch die Hauptstraße zieren, sind die Autokolonnen durch Weßling nicht wirklich signifikant kleiner geworden. Es gibt nur einen einzigen Unterschied: Wegen der neuen Fußgängerübergänge und der Engstellen stauen sich die Autos schneller, teilweise kommt es zu gefährlichen Situationen, wenn der entgegenkommende Pkw nicht stoppt, sondern sich noch unbedingt durchquetschen will. Für den Zweiten Bürgermeister von Weßling, Michael Sturm, war vorherzusehen, dass nicht von heute auf morgen der Verkehr durch die Gemeinde schlagartig abnimmt. "Das muss sich erst herumsprechen, dann wird es sich einpendeln."

Allerdings hat sich die Fertigstellung anscheinend nicht einmal bis zur Autobahndirektion Süd herumgesprochen. Denn wie Roland von Rebay, der eigentliche Initiator des Bürgerbegehrens zur Vorfinanzierung der Umfahrung und maßgeblicher Koordinator des verkehrsberuhigten Rückbaus der Hauptstraße, zu seinem eigenen Entsetzen feststellte, zeigen die Hinweistafeln an der Autobahnabfahrt Oberpfaffenhofen immer noch Weßling und Herrsching an. "Das ist eine Frechheit", schimpft er im Gespräch mit der SZ. Die Gemeinde habe doch darauf gedrungen, den Verkehr von der Ausfahrt Wörthsee nach Herrsching zu führen und damit über die Umfahrung. Jetzt werde immer noch die Route über Weßling angezeigt. Kein Wunder, dass die Autos in der Hauptstraße nicht weniger werden. Auch die Beschilderung am Kreisel hält er für nicht optimal. "Die Möglichkeit, über die Umfahrung direkt zur Autobahn zu gelangen, wird viel zu spät angezeigt", meint er. Man müsse vor dem Kreisel so beschildern, dass jeder klar die Umfahrungsmöglichkeit sehen kann. Rebay will daher ein großes Transparent anbringen lassen, das auf die neue Umfahrung hinweist. Damit, so hofft er, werde die neue Straße auch bekannter.

Rebay ist auch an diesem Wochenende aktiv gewesen. Er hat sich an die Hauptstraße gestellt und Autofahrer nach ihren Zielen gefragt und was sie von der Umfahrung halten. Seine Umfrage dürfte zwar nicht repräsentativ sein, zeigt aber, dass noch viel Aufklärungsarbeit notwendig ist, um die erhoffte Verkehrsberuhigung auch zu erreichen. Ansonsten hätten die Naturschützer und die Kritiker recht gehabt, die schon immer die Umfahrung als falsche Alternative bekämpft hatten, ganz abgesehen von den zwei Millionen Euro, die die Gemeinde für die Straße gezahlt hat.

Rebay hat also nach eigenen Angaben 36 Autofahrer aufgehalten. "Drei gaben mir keine Antwort, sondern zeigten mir nur den Vogel", schildert er eine der Reaktionen. Die meisten gaben als Ziel den Discounter an der Argelsrieder Straße gegenüber dem neuen Feuerwehrhaus an. 19 der befragten Autofahrer wussten nicht, dass es eine Ortsumgehung gibt und damit eine schnellere Möglichkeit, zur Autobahn A 96 nach München zu gelangen. Damit zieht Rebay den Schluss: Weßling muss noch mehr tun, um die Umfahrung in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Allerdings glaubt auch der CSU-Gemeinderat und frühere Verkehrsreferent nicht wirklich, dass zu den Stoßzeiten am Morgen und am Abend die Ortsdurchfahrt vom Verkehr verschont bleiben wird. "Da wird es keine große Entlastung geben." Dazwischen aber wird sich herumsprechen, dass man stressfreier über die Umfahrung fährt.

© SZ vom 05.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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