Weßlinger Umfahrung:Trasse mit Texas-Zäunen

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Die Umweltauflagen sind hoch, das Gebiet ist sensibel: Dennoch ist der Bau der Weßlinger Umfahrung gut vorangekommen. Das Staatliche Bauamt Weilheim glaubt sogar, dass schon Ende 2016 der Verkehr auf der Straße fließen kann

Von Wolfgang Prochaska, Weßling

Koppelzäune für den Bau einer Straße sind etwas ungewöhnlich. Vor allem weil Weßling nicht in Texas liegt, wo Zäune dieser Art die großen Viehweiden rund um die Ranch begrenzen, sondern in Oberbayern. Dennoch stehen sie an der Trasse der Weßlinger Umfahrung. Die Erklärung liefert Christian Probst vom Staatlichen Bauamt Weilheim, der mit Bauleiter Franz Albrecht für die Straße zuständig ist. "Die Zäune sollen den Waldsaum schützen, damit die Fahrer der großen Maschinen auf der Trasse bleiben." Die Texas-Zäune haben aber auch Lücken. Wofür? "Damit verirrte Rehe oder andere größere Tiere die Möglichkeit haben, wieder heraus zu finden."

Die Straßenbauer haben noch ein paar Maßnahmen vorgesehen, um den Eingriff in die Natur, der schon groß genug ist, halbwegs abfedern zu können. So stehen Krötenzäune rechts und links der Trasse. Täglich wird nachgeschaut, ob Tiere über die Trasse getragen werden müssen. Bis weit ins Frühjahr hinein gehörte dies zu den täglichen Aufgaben. In dieser Woche werden die 42 Durchlässe für die Amphibien gegraben, was zeigt, dass die Naturschützer in den vergangenen Jahren in diesem Land doch starken Einfluss auf den Straßenbau genommen haben. Einfach eine Straße durch den Wald zu schlagen - das ist schon lange passé. Die Umweltauflagen sind groß, zumal die Straße durch äußerst sensibles Terrain verläuft. Das ist auch Bauleiter Franz Albrecht und Christian Probst bewusst. Sie müssen daher sehr überlegt agieren.

Das zeigt sich bei der Begehung der Trasse. Inzwischen brauchen die Traktoren mit den großen Anhängern, die das Erdreich abtransportieren, nicht mehr über den schmalen Steinebacher Weg zu fahren, sondern können schon die knapp elf Meter breite Trasse nutzen. Darüber freuen sich nicht nur die Spaziergänger auf dem Kreiswanderweg, sondern auch die Anwohner der Siedlung Höhenrainäcker am Ortsrand von Weßling. 30 000 Kubikmeter müssen bewegt werden, ein Teil des Erdreichs kann für Aufschüttungen am nördlichen Ende der Umfahrung verwendet werden, was die Fahrwege verkürzt, den Staub und den Lärm auf die Baustelle begrenzt.

Deutlich sichtbar ist inzwischen der Verlauf der 3,3 Kilometer langen Straße. Im Süden, dort, wo die Umfahrung beginnen soll, ist der Umfang des Kreisels und der Schwenk in Richtung Weßling erahnbar. Die Unterführung für die Radler ist fertig, was auch daran liegt, dass die Erdarbeiten nicht zuletzt wegen des trockenen Sommers gut verangekommen sind. Straßenbauer Christian Probst glaubt, dass die Umfahrung Ende des nächsten Jahres schon eröffnet werden kann und nicht, wie man im Weßlinger Rathaus annimmt, erst im Frühjahr 2017. Die neue Brücke, über die die S-Bahn fahren wird, entsteht gerade. Eingeschoben wird das neue Teil an Ostern 2016, und zwar vom 25. bis 29. März. "Auf diesen Fixpunkt arbeiten wir hin", sagt Bauleiter Albrecht. Wenn es nicht klappen sollte, was Albrecht nicht glaubt, verzögert sich die Fertigstellung der Straße um viele Monate. Dann hat man ein großes Problem. Denn die Bahn plant weit im Voraus. Gut acht Meter tief muss abgegraben werden, zwei Großbagger, zwei Raupen und sechs Traktoren mit Anhängern sind im Einsatz. Es wird einiges geboten für Schaulustige. Die gibt es tatsächlich.

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(Foto: Nila Thiel)

Mit schweren Maschinen wird das Erdreich der Trasse weggefahren.

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(Foto: Nila Thiel)

Fertig ist die Unterführung für Radfahrer am künftigen Kreisel der Umfahrung.

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(Foto: Nila Thiel)

Die Umweltauflagen sind hoch, das Gebiet ist sensibel: Dennoch ist der Bau der Weßlinger Umfahrung gut vorangekommen.

Dass auch der Wirtschaftsweg neben der Umfahrung und die Trasse für den Radweg in Richtung Etterschlag gerade entstehen, zeigt den Umfang der Bauarbeiten. Ein Detail sticht am Ende der Trasse, kurz vor der Autobahneinfahrt Wörthsee, noch heraus. Es wird begrenzt wie ein kleiner Bolzplatz. "Unser Eidechsen-Hotel", sagt Probst. Etwa 100 umgesiedelte Tiere leben dort. Ob sie ihre neue Umgebung annehmen werden, wird sich zeigen. So staubig und trocken wird es ja nicht bleiben.

© SZ vom 09.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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