Weßling:Teurer Tannenberg-Tunnel

Lesezeit: 2 min

Erhält einen Aufzug und eine Rampe: Der Weßlinger Bahnhof. Auf dem Foto der Bahnsteig, an dem auch die Expressbahn halten soll. (Foto: Fuchs)

Die Weßlinger Wünsche für den Bahnhofsumbau sind groß - zu groß. 1,9 Millionen Euro würde eine Unterführung kosten

Von Wolfgang Prochaska, Weßling

Da staunten die Gemeinderäte nicht schlecht: Fast 1,9 Millionen würde der Bau einer Unterführung am Bahnhof Weßling für Radler und Fußgänger zur Tannenbergsiedlung kosten. Das hatte die Bahn AG ausgerechnet und war damit dem Wunsch der Gemeinde nach einer Kostenaufstellung nachgekommen. Bekanntlich soll der Weßlinger Bahnhof barrierefrei ausgebaut werden. Ein Aufzug und eine Rampe sind geplant. Die Weßlinger Gemeinderäte wollen aber den Umbau auch dazu nutzen, um auch den Bahnhofsvorplatz zu ordnen und zu verschönern. Im vergangenen Jahr ist die Gemeinde ins Städtebauförderungsprogramm aufgenommen worden.

Die hohen Kosten lösten jedoch erhebliche Verwunderung in der Sitzung aus, zumal die Unterführung keine Straße sondern nur aus einem Geh- und Radweg bestehen soll. Allerdings sind die gesetzlichen Vorgaben streng. So lautet Vorschrift, dass die Unterführung fünf Meter breit und drei Meter hoch sein muss, was natürlich die Kosten im wahrsten Sinne des Wortes in die Höhe treibt. Bürgermeister Michael Muther stellte deshalb fest, dass es kaum billiger gehen werde. "Das ist nicht zu ändern." Er schlug vor, von dem Plan abzusehen, eine Unterführung in Richtung Tannenbergsiedlung im Rahmen des Bahnhofsumbau zu bauen.

Wolfgang Frieß (Grüne) wollte aber den Plan nicht aufgeben. Er hatte die Zahlen der Bahn genau studiert und kam zu dem Schluss, dass es am Radweg liege, dass die Kosten für die Unterführung so hoch liegen. "Wegen des Radwegs muss die Unterführung auch so breit sein", meinte er. 1,9 Millionen Euro könne sich die Gemeinde einfach nicht leisten. Er schlug vor, den Radweg zu streichen und sich nur mit einem Fußgängerweg zu begnügen, was den gleichen Effekt einer Unterführung haben würde. "Auch mit dieser Lösung schaffen wir eine neue Verbindung."

Frieß machte dann eine neue Rechnung auf. Lege man die Zahlen der Bahn zu Grunde, käme ein reiner Fußweg nur auf 270 000 Euro. Das schien dann doch etwas niedrig. Jedenfalls gab sich das Gremium sehr zurückhaltend. "Ich glaube, so einfach dürfen wir es uns nicht machen", meinte Bürgermeister Muther. Zwar hält auch Muther den Durchstich für sinnvoll, aber die Ortsentwicklung der Gemeinde betrifft nicht die Tannenbergsiedlung sondern die Bacheläcker. Er sehe deshalb diesen Bedarf nicht. Es wäre sinnvoller, bei der Bahn noch einmal anzufragen, ob die Rechnung, die Frieß aufgestellt hat, so einfach umzusetzen ist.

Auch Günther Wieczorek (SPD) zeigte sich ratlos. Er könne die Zahlen und die Rechnung nicht beurteilen. Er schlug deshalb vor, noch einmal eine Anfrage bei der Bahn zu starten, die die Unterführung ohne den Radweg berechnen soll. So kam es, wie es kommen musste: Der Punkt wurde zurückgestellt und die Bahn darf wieder rechnen. Grundsätzlich wird aber an den Planungen für den Umbau des Bahnhofs festgehalten. Das Projekt ist in Weßling aber nicht unumstritten. Die Bahn will zwar einen Aufzug und eine Rampe bauen, sie will aber auch, dass ein zusätzliches Gleis angelegt wird, um besser rangieren zu können. Das Wendegleis wird für die Expressbahn gebraucht, die in Weßling hält und dann weiter nach München rauscht. Gegen das Wendegleis haben sich die Anwohner der Katzenstein-Siedlung gewandt. Sie fordern es an anderer Stelle. Die Bahn zeigte sich aber bislang wenig kompromissbereit.

© SZ vom 26.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: