Auf der Visualisierung wirkt die neue Wohnsituation in der Schulstraße 17 geradezu idyllisch: Große Bäume stehen entlang einer neuen Spielstraße, auf der sich Menschen aufhalten. Ein einziges Auto ist zu sehen. Die beiden mit leichtem Federstrich skizzierten Häuser liegen dahinter, gegenüber ist der Altbestand. Tatsächlich plant die Pfarrpfründestiftung mit dem St. Ulrichswerk der Diözese Augsburg Siedlungs- und Wohnungsunternehmen den Bau von 24 Wohnungen mit sozialer Bindung. Damit möchte die Gemeinde Weßling der großen Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum begegnen. Etwa 50 Teilnehmer hatten die Online-Infoveranstaltung der Gemeinde Weßling auf ihren Computerbildschirmen verfolgt.
Eine erste Auslegung des Bebauungsplans und Gespräche mit den Anwohnern hatte es schon im Vorjahr gegeben. Nun sollten sich die Bürger ein Bild von dem Projekt machen. Diese bewerteten die neue Situation jedoch eher skeptisch. Dirk Angermann fasste die Stimmung in Worte: "Das ist einfach zu groß. Da ist sozialer Unfriede programmiert."
Bürgermeister Michael Sturm erinnerte daran, dass die Gemeinde dringend günstige Wohnungen benötige. "Wir wollen lieber im Innenraum verdichten als den Ort nach außen wachsen zu lassen", betonte er. Eine "außergewöhnliche Verdichtung" könne er an diesem Bauplatz nicht feststellen. Architekt Oliver Wolfinger vom Augsburger Büro "SWR Architekten Stumpf Wolfinger Ried" sagte, das maximal Mögliche sei nicht ausgereizt worden. Das Gebäude werde mit eine Firsthöhe von 11,28 Metern um 78 Zentimeter höher als der Bestand sein. Da die Gebäude jedoch tiefer liegen, wäre die Traufhöhe gleich.
In den beiden Längsgebäuden sollen in Erdgeschoss, Ober- und Dachgeschoss jeweils vier zwischen 38 und 110 Quadratmeter große Wohnungen entstehen. Die Mieter werden nach der sogenannten Einkommensorientierten Förderung ausgewählt. Das heißt, geringe Einkommen werden stärker berücksichtigt. Insgesamt würden - je nach Größe der Familien - zwischen 60 bis 80 neue Bewohner erwartet.
Das größte Problem sehen die Anwohner bei den Parkplätzen: In der Tiefgarage sind 30 Stellplätze, oberirdisch aber nur drei Kurzparkplätze für Besucher und Anlieferer vorgesehen. Einer davon ist ein Behindertenparkplatz. Die Frage "Wo sollen denn die Besucher parken?" wurde wiederholt im Chat gestellt. Die Anwohner befürchten ein Parkchaos auf der Schulstraße, die bereits jetzt häufig zugeparkt sei. Der Grund dafür seien laut Sturm Garagen, die nicht mit Autos belegt werden. Mit dem Neubau habe das jedoch nichts zu tun. Seine Erfahrung mit anderen sozialen Wohnprojekten in der Gemeinde sei vielmehr, dass Mieter mit geringem Einkommen weniger Autos besitzen.
Der Neubau könnte den Anwohnern aber auch durchaus Vorteile bringen, warb Wolfinger für das Projekt. So könnten etwa die bestehende 4,50 Meter breite Privatstraße und die neue 3,50 Meter breite Straße zusammengelegt und zu einer verkehrsberuhigten Spielstraße mit großen Bäumen umgebaut werden. Da es von der Straße keine Zufahrten zu den neuen Häusern geben soll, werde auch kein gesteigerter Autoverkehr erwartet. "Das ist keine Erschließungsstraße", versicherte Wolfinger. Falls es dennoch keine Einigung für eine Spielstraße gibt, werde die neue Straße an die bestehende angebaut. "Dann ist aber kein Platz für große Bäume", sagte Sturm. Als weiterer Vorteil des Projektes gilt der neue Kinderspielplatz, der öffentlich zugänglich sein soll und von den Kindern der Nachbarschaft genutzt werden kann. Wenn alles gut geht, könnte bereits im Frühjahr 2022 mit dem Bau der Wohnanlage begonnen werden.