Weßling:Passendes für Ninja und Major Tom

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Ein Faschingsoutfit muss nicht teuer sein. Nikolas Krafft (re.) von der Pfarrstadljugend berät die kleine Emilia bei der Wahl ihres Kostüms. (Foto: Ulfers)

Der Secondhand-Faschingsmarkt in Weßling ist der Geheimtipp für alle, die sich günstig verkleiden wollen

Von Patrizia Steipe, Weßling

"Fangen wir an, die Meute wartet", rief Ann-Christin Löflaht, Mitarbeiterin von Aktion Hoffnung, ihrem Team zu. Sobald die jungen Helfer der Pfarreiengemeinschaft Weßling die Türen zum Nebenraum des Pfarrstadels geöffnet hatten, drängten die großen und kleinen Faschingsfans schon herein. Zum zweiten Mal hatte die katholische Hilfsorganisation mit ihrem Secondhand-Faschingsmarkt in Weßling Station gemacht. Zwölf lange Ständer dicht behängt mit Kostümen hatte der Fahrer zuvor aus seinem Lieferwagen in den Raum gerollt. Dazu lagen Hunderte Accessoires wie Hüte, Tücher, Taschen und sogar ein komplettes Bauchtanz-Outfit auf den Verkaufstischen.

"Von der Stange kaufe ich nie", erklärte eine Frau, die mit geschultem Auge diverse Einzelteile aus der Masse herausgepickt hatte: Ein Glitzerkleid, ein paillettenbesetztes Tuch, ein langes Abendkleid, verschiedene Röcke und Hosen, dazu Hüte und eine witzige Perücke. Ihre Schnäppchen wird sie heuer im Weiberfasching in Seefeld und Alling anziehen, verriet sie. Hedwig Wastian ist eigentlich nur zum Helfen gekommen. Beim Anblick eines traumhaften Brautkleides kann die junge Frau aber nicht widerstehen. Schnell schlüpft sie in das bodenlange cremefarbene Kleid mit weitausgestelltem Seidenrock und eng anliegendem Spitzenmieder. Mit 33 Euro ist das Kleid eines der teuersten Artikel. Die meisten Kostüme kosten nicht einmal zehn Euro. "Das ist ja wie für dich gemacht", ruft ihre Freundin und dann rätseln die Helferinnen, warum wohl das Brautkleid im Altkleidercontainer der Aktion Hoffnung gelandet war. Bayernweit sammelt die Hilfsorganisation in über 2000 Altkleiderbehältern Second-Hand-Kleidung. Die darin gefundenen Faschingskleider, aber auch extra für den Flohmarkt abgegebene Gewänder, werden dann für den Verkauf aufbereitet und auf 60 bayernweiten Faschingsmärkten verkauft.

Lena möchte in diesem Jahr als Ninja gehen. Stoisch arbeitet sich das Mädchen durch die Kinderkostüme, schiebt Pirat, Prinzessin und Marienkäfer beiseite, bis sie endlich einen schwarzen Anzug mit chinesischen Schriftzeichen findet, der auch noch passt. Daneben darf sich Lea ein Tierkostüm aussuchen. Ihre Mutter zeigt dem Mädchen eine ganze Menagerie an Plüschgewändern. "Magst du lieber als Mausi oder als Tiger gehen?", fragt die Mutter. Die Kleine möchte aber nichts Warmes für den Faschingsumzug, sondern viel lieber das hauchdünne Schleierkleid mit Pelzbesatz. Zwischendurch hört man immer wieder spitze Schreie, wenn wieder etwas besonders Skurriles entdeckt wurde. "Cool, ich gehe als Major Tom", ruft eine Weßlingerin. Eine goldene Hose und eine gefütterte silberne Jacke machen den Look perfekt. Drei Stunden später wird der Verkauf geschlossen. Die Kleiderstangen sind immer noch gut gefüllt. Im letzten Jahr wurden in Weßling abzüglich der Unkosten rund 700 Euro für soziale Projekte erzielt. In diesem Jahr soll das Geld auf die Philippinen gehen, wo im Hablondawani-Zentrum Frauen und Mädchen in Not geholfen wird.

© SZ vom 25.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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