Weßling:Lehrstunde in Sachen Klima

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Die Gemeinde informiert sich über mögliche Projekte

Von Patrizia Steipe, Weßling

Ein wenig erinnert die Klimaschutzmanagerin des Starnberger Landratsamts an eine Lehrerin und der Weßlinger Umweltausschuss an eine Schulklasse. Josephine Anderer-Hirt attestiert sich zumindest selbst einen "heftigen missionarischen Eifer" in Sachen Klimaschutz. Als erste der Kommune der Kreises hatte Weßling die Agraringenieurin eingeladen, um von ihr mehr über den "Maßnahmenkatalog und Anleitung zur Umsetzung" für den Klimapakt des Landkreises zu erfahren. Im Vorfeld hatten die Gemeinderäte die 50 Seiten umfassende Broschüre gespickt mit vielen Links und Querverweisen bekommen. Keine einfache Lektüre, die sich offensichtlich auch nicht alle Gemeinderäte zu Gemüte geführt hatten.

"Mir kommt keiner aus. Ich frage auch ab", drohte Anderer-Hirt angesichts entlarvender Nachfragen scherzhaft. Sie lasse sich von der Erfahrung, dass Klimaschutz ein "Loserthema" oder wie es Peter Weiß (FW) formulierte "so unsexy"sei, nicht entmutigen. Schließlich dränge die Zeit. "Die Klimakatastrophe ist vielleicht schon da", meinte Anderer-Hirt angesichts des warmen Winters. Mit dem Klimapakt des Kreises sollen Kommunen, Unternehmen, Verbände und Bürger für den Klimaschutz begeistert werden. Konkrete Beispiele und Anleitungen, wie diese umgesetzt werden können, sind in dem Katalog aufgeführt.

Insgesamt 44 Projektideen wurden darin bearbeitet. Diese wurden im vergangenen Jahr von Vertretern aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen im Rahmen einer Klimawerkstatt aufgestellt. Damit das Ganze ein Erfolg wird, sollten möglichst alle Gemeinden dem Klimapakt beitreten. Bei ihrer Auftaktveranstaltung in Weßling hatte Anderer- Hirt Erfolg. Die Weßlinger hat sie mit ihrem leidenschaftlichen Appell überzeugen können. Einstimmig beschloss der Umweltausschuss, dem Gemeinderat den Beitritt zum Klimapakt zu empfehlen. "Mitglieder verpflichten sich jährlich mindestens drei Maßnahmen aus diesem Katalog zu beginnen", erklärte die Klimaschutzmanagerin. Die Liste könne aber auch durch eigene Ideen erweitert werden.

Die Bandbreite der Projekte ist groß und reicht von komplexen Energiesparstrategien für öffentliche Liegenschaften bis zu öffentlichkeitswirksamen Ideen wie einem "Klimaschutzkochkurs", dem "Schulweg ohne Auto" oder dem mit Eiswürfeln befüllten wärmegedämmten Häuschen, in dem in vier Wochen möglichst wenig Eis abschmelzen darf. Einfach umsetzbar ist beispielsweise der Vorschlag, dass "Energiewende" festes Thema in Bürgerversammlungen wird oder dass Energiewende-Ortsgruppen ein Antragsrecht im Gemeinderat bekommen. Aufwendiger ist es einen Leitfaden zu Energieeffizienz in der Bauleitplanung einzuführen, Ausstellungen und Imagekampagnen zu kreieren.

Auch in finanzieller Hinsicht gibt es eine große Bandbreite. Wenn die Weßlinger mehr investieren möchten, können sie kommunale Liegenschaften energetisch sanieren lassen, Blockheizkraftwerke bauen und ganze Wohnquartiere sanieren. Relativ leicht zu realisieren ist es, LEDs in Straßenlaternen zu schrauben oder Schulprojekte am Ort zu fördern. Auch der öffentliche Nahverkehr und die E-Mobilität sind Themen, zu denen es Projekte im Katalog gibt. Klassiker wie "Heizungstausch", "Solarstrom" und "Fotovoltaik" seien übrigens laut Anderer-Hirt dabei nicht immer die beste Wahl. Mit regenerativer Energie sollte ebenfalls sparsam umgegangen werden, oft könne Wärmedämmung mehr bringen.

© SZ vom 06.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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