Weßlinger Sportverein in Nöten:Jetzt droht die Auflösung

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Beim Sportclub Weßling findet sich wieder niemand, der ein Vorstandsamt übernehmen will. Neuer Wahltermin ist im Juni.

Von Patrizia Steipe, Weßling

Auch der dringende Appell von Michael Muther hatte nicht gefruchtet. "Kramt in euren Hinterköpfen, ob nicht doch jemand den Vorstand übernehmen möchte", mahnte der Weßlinger Bürgermeister - vergebens. Bei der Mitgliederversammlung des SC Weßling am Freitag gab es unter den 80 Stimmberechtigten niemanden, der für ein Vorstandsamt kandidieren wollte. Dabei gaben die Mitglieder dem Wahlvorstand nicht nur einen Korb bezüglich des 1. Vorstands, Kopfschütteln auch als Kassenwart, Schriftführer und Stellvertreter aufgerufen wurden. Lediglich die beiden Kassenprüfer (Jens Freitag und Wolfgang Wächter) konnten an diesem Abend bestimmt werden. Bereits im Vorfeld hatte der gesamte bisherige Vorstand angekündigt, nach vierjähriger Amtszeit nicht mehr antreten zu wollen. Arbeit und Verantwortung für den 1642 Mitglieder umfassenden Verein seien einfach zu viel geworden. "Ehrenamtlich ist das nicht mehr zu stemmen", erklärte der bisherige Vorstand Günther Wieczorek.

Ohne Vorstand droht dem SCW jetzt die Auflösung. Provisorisch wird der alte Vorstand die Geschäfte weiterführen und für den 10. Juni eine neue Versammlung einberufen. Falls eine Neuwahl wieder misslingt, sollen die Mitglieder ein drittes Mal eingeladen werden. Dann werde das Registergericht einen Notvorstand einsetzen, der mit der Liquidierung des Vereins beauftragt wird. Dass es wirklich so weit kommen wird, das kann sich im Verein keiner vorstellen. "Zu Weßling gehört seit nunmehr fast 80 Jahren der SCW - schwer vorstellbar, dass es unseren Verein irgendwann nicht mehr geben sollte", hatte es in der Einladung geheißen.

Da sich das Wahldebakel bereits im Vorfeld abgezeichnet hatte, präsentierte der Vorstand den Mitgliedern einen Plan B. Grundgedanke dabei: Ein hauptamtlicher Geschäftsführer müsse gefunden werden, um den ehrenamtlichen Vorstand zu entlasten. "Alle größeren Vereine haben einen Geschäftsführer", stimmte Walter Moser, Kreisvorsitzender in Starnberg für den BLSV (Bayerischer Landessportverband), zu. Es gebe sogar bereits eine Bewerbung für Weßling. Überzeugungskraft brauchte es für das neue Amt nicht. Bei einer Probeabstimmung für den 10. Juni gab es nur eine Gegenstimme und zehn Enthaltungen.

Bei 25 bis 30 Wochenarbeitsstunden würde der neue Geschäftsführer den Verein rund 30 000 bis 40 000 Euro im Jahr kosten.

Das bedeute, dass die Mitgliedsbeiträge angehoben werden müssen, denn derzeit würden die Einnahmen gerade so die Ausgaben abdecken, sagte Schatzmeister Martin Jakob, der auch an das marode Sporthäusl und an das renovierungsbedürftige Tennisheim erinnerte. Jeder Mitgliedsbeitrag soll deswegen vom kommenden Jahr um drei Euro erhöht werden. Das wären je nach Altersklasse zwischen 72 und 96 Euro im Jahr. Außerdem soll es die Möglichkeit einer passiven Mitgliedschaft für 60 Euro im Jahr geben. Gegen zwei Stimmen votierten die Mitglieder für die Erhöhung.

Ohne Gegenstimme verabschiedete die Versammlung außerdem eine "Kompetenzregelung", die dem Vorstand und den Abteilungsleitern die Möglichkeit einräumte über begrenzte Geldmittel zu verfügen, ohne vorher die Versammlung einberufen zu müssen, und die einzelnen Abteilungen wurden aufgefordert, bis Anfang 2016 Spartenbeiträge einzuführen. Beim Tennis gibt es diese schon immer. Die Fußballer haben sie in diesem Jahr eingeführt, um einen externen Trainer für die Jugend bezahlen zu können. Auf externe Profi-Kräfte werde der Verein in Zukunft häufiger zurückgreifen müssen, betonte Wiezcorek. Trainer aus eigenen Reihen stünden genauso wie Vorstandsmitglieder immer weniger zur Verfügung. Nach diesen Reformen hoffen alle, dass sich doch noch ein Vorstand findet.

© SZ vom 27.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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