Weßling:Heimspiel am Wasser

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"Das ist ein Fleck, an dem ich schon immer gerne war." Für den neuen Kiosk-Pächter Claudius Brudniak geht ein schon lange gehegter Wunsch in Erfüllung. (Foto: Georgine Treybal)

Der Weßlinger Claudius Brudniak hat sich gegen viele Mitbewerber durchgesetzt und den Kiosk am See übernommen. Der 30-Jährige ist Gastro-Profi und will künftig an sechs Tagen in der Woche Gäste bewirten

Von Michael Berzl, Weßling

Für Claudius Brudniak ist es ein Heimspiel. Er ist in Weßling aufgewachsen und zur Grundschule gegangen, im Café am See hat er schon gearbeitet. Jetzt hat der 30-Jährige den Kiosk übernommen. Den ersten großen Ansturm hat der neue Pächter schon hinter sich, als ihm Schlittschuhläufer, Eishockeyspieler und Stockschützen in den vergangenen Wochen die Bude einrannten, um sich mit einem Apfelstrudel oder einer warmen Suppe zu stärken, einen Kaffee oder ein Bier zu trinken. Und an diesem Wochenende geht es weiter.

Der Kiosk am Weßlinger See gehört der Gemeinde und wurde im Herbst neu ausgeschrieben, nachdem die bisherig Betreiberin Gitti Forner im vergangenen Sommer nach neun Jahren aufgegeben hatte. Das Interesse war groß, angeblich hatten sich mehr als 20 Bewerber gemeldet. Im Oktober erhielt Brudniak, der mit seiner Ehefrau Amelie und den vier Kindern in Wörthsee wohnt, den Zuschlag. Bis Jahresende hat er sich Zeit genommen, um etwas umzubauen und zu renovieren. Am Silvesterabend war zum ersten Mal geöffnet. Die offizielle Eröffnungsfeier plant der Kioskpächter Ende April.

Brudniak ist ein Profi im Gastgewerbe. Er hat im Bayerischen Hof in München seine Lehre zum Restaurant-Fachmann absolviert und ein Jahr im Nachtlokal in dem Luxushotel gearbeitet. Danach gönnte er sich eine halbjährige Auszeit in Neuseeland, ehe er zurückkehrte in die Gastronomie. Er war im Café am See in Weßling, im Raabe und im Augustiner am Wörthsee, zwischendurch im Lokal im Haus der Kunst in München. Jetzt erfüllt er sich einen Herzenswunsch; einmal den Weßlinger Kiosk zu übernehmen, davon hat er schon lange geträumt. "Ich freue mich, dass ich ihn gekriegt habe", sagt er und strahlt. "Das ist ein Fleck, an dem ich gerne bin und immer gerne war". Und er fühlt sich mit Wohlwollen aufgenommen, alle Generationen seien gekommen, Stammgäste genauso wie sein Freundeskreis. Auch die frühere Pächterin Gitti Forner schaute vorbei.

Die wichtigste Neuerung für die Gäste ist, dass sie nun auch im Inneren des Kiosk bewirtet werden. Bisher wurden Speisen und Getränke durchs Fenster nach draußen verkauft, jetzt gibt es drinnen einen kleinen Tresen, vier hohe Stühle und zwei kleine Hocker. Gerade im Winter ist das ganz angenehm, nicht draußen bibbern zu müssen, während man einen Kaffee trinkt. Und: Der Kiosk wird wohl wesentlich öfter geöffnet sein als bisher. Das ist ausdrücklicher Wunsch der Gemeinde, und das will der neue Pächter auch so umsetzen. "Ich mache das Vollzeit, möglichst sechs Tage in der Woche", hat sich Brudniak vorgenommen. Wenn es rundgeht, kann er auf Freunde und seine Familie zählen. Da springen auch einmal sein Vater oder seine Schwiegermutter kurzfristig ein, stellen sich an die Spülmaschine und helfen mit. "Ohne familiäre Unterstützung wäre das schwierig", weiß Brudniak. Schließlich ist der Betrieb in so einem Kiosk sehr unberechenbar. Ob großer Andrang herrscht oder gar niemand kommt, hängt letztlich immer vom Wetter ab. Am Freitag, Samstag und Sonntag soll aber auf jeden Fall von elf bis 17 Uhr geöffnet sein; ein paar Spaziergänger kommen immer. Dann soll es wieder warme Suppen geben, diesmal Pichelsteiner oder Gulasch.

Aber erst einmal wollte er noch nach Germering ins Eisstadion, um in einer Hobbymannschaft Eishockey zu spielen. Neben dem Skifahren ist das eine große Leidenschaft von Claudius Brudniak. Seit er den Kiosk übernommen hat, bleibt wenig Zeit für derlei sportliche Aktivitäten. Da konnte er nur den anderen zuschauen, wie sie auf dem Eis draußen auf dem See dem Puck hinterherjagen. Sein siebenjähriger Sohn war schon eifrig mit dabei.

© SZ vom 03.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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