Weßling:Goldenes Wahrzeichen

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Die Kugel und das Kreuz auf dem Turm der Christkönigkirche glänzen bald wieder

Von Patrizia Steipe, Weßling

Noch verbirgt ein Baugerüst die renovierte Kugel und das Kreuz auf der Spitze der Christkönigkirche in Weßling. Doch bereits in wenigen Tagen, wenn auch das Ziffernblatt der Turmuhr wieder angebracht worden ist, wird das Gerüst abgebaut werden, und die Weßlinger können die frisch vergoldeten christlichen Symbole weithin funkeln sehen. Restaurator Markus Pfister hat etwa 600 Blätter des hauchdünnen Edelmetalls benötigt, um die 90 mal 100 Zentimeter große Hohlkugel und das etwa drei Meter große Kreuz wieder zum Glänzen zu bringen.

Nach 80 Jahren war vom früheren Blattgold nicht mehr viel übrig geblieben. "Eine so große Kugel hatte ich noch nie in Arbeit", sagte Pfister am Mittwoch. Etwa 32 000 Euro kosten die Vergolder- und Restaurierarbeiten. "Es war komplizierter als erwartet", erklärte Kirchenpflegerin Brigitte Reichert. Damit beim Transport nichts abblättert, wurden Kreuz und Kugel sorgsam verpackt, verschnürt und vorsichtig mit dem Lieferwagen auf den Friedhof vor der Kirche abgeladen. Dabei musste ein Arbeiter schnell eingreifen, als eine Windböe die Kugel zum Rollen gebracht hatte. Pfarrer Thomas Ruf holte noch die kupferne Kartusche, in die verschiedene Erinnerungsstücke wie ein Münzsatz, eine aktuelle Kirchenchronik, ein Jahresrückblick, aber auch Zeitungsartikel über die derzeitige Corona-Pandemie als Informationen für spätere Generationen gesteckt wurden. Das Ganze wurde dann in die Öffnung der Kugel geschoben. Eigentlich hatten alle darauf gehofft, dass auch in der alten Kugel Schriftstücke für die Nachwelt deponiert worden waren, "aber da war nichts", bedauerte die Kirchenpflegerin.

Die mit den Arbeiten betrauten Restauratoren Elias und Markus Pfister und Pfarrer Thomas Ruf. (Foto: Nila Thiel)

Mit dem Lastenaufzug am Gerüst brachten Pfister und sein Mitarbeiter Kugel und Kreuz bis zur Kirchturmspitze auf etwa 52 Meter Höhe. Schwindelfreiheit ist bei dieser Arbeit Voraussetzung, betonte Pfister. Schwierig war die Installation aber nicht. Kreuz und Kugel mussten lediglich in die vorhandenen Vorrichtungen gesteckt, festgeschraubt und mit einem Blitzableiter verbunden werden. In den nächsten Tagen wird die Kirchturmuhr angebracht, bevor die letzte Phase der Kirchenrenovierung beginnt.

Dann soll die Fassade des Gotteshauses renoviert werden. Viele Bürger wundern sich derzeit über die vielen neonfarbenen Kreuze, die auf die Kirchturmfassade gesprüht wurden. Es handele sich nicht um das Werk von Graffiti-Sprayern, sondern es zeigt an, wo der Putz nicht mit den Wänden verbunden ist "und das ist fast überall so", sagte Reichert. Eigentlich sollte die Fassade nur mit dem Hochdruckreiniger abgespritzt und dann frisch geweißelt werden. "Dabei haben wir eine böse Überraschung erlebt", erzählte Reichert. Der Putz aus dem Jahr 1939 sei nämlich damals nur "hauchdünn" aufgetragen worden und muss jetzt komplett erneuert werden. Rund 80 000 Euro werden dafür veranschlagt. Insgesamt wird die Renovierung des Weßlinger Wahrzeichens rund 1,4 Millionen Euro kosten. Etwa 80 Prozent der Kosten übernimmt das Bistum Augsburg. Die Gemeinde Weßling beteiligt sich, den Rest steuert die Pfarrgemeinde mithilfe von Spendern bei. Wenn alles nach Plan läuft, dann könnte das Gotteshaus bereits im Frühsommer fertig sein.

Die Weßlinger Christkönigkirche bekommt ihre neuglänzende Kugel und ihr Kreuz zurück. (Foto: Nila Thiel)

Ein bisschen werden sich die Weßlinger noch an den ungewohnten Anblick der hellen Holzschindeln auf dem Zwiebelturm gewöhnen müssen. Die 500 Quadratmeter große Fläche der etwa 20 Meter langen markanten Zwiebel wurde mit 30 000 neuen Zedernholzschindeln eingedeckt. Aber in ein paar Jahren wird die Witterung dem Holz wieder die gewohnte silbergraue Farbe verliehen haben.

© SZ vom 26.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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