Prägende Persönlichkeit:Ein wirklich gutes Leben

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Hier das Bild "Das moderne Weßling" von Roland von Rebay senior. (Foto: Georgine Treybal)

Eine Ausstellung im Pfarrstadel erinnert an den Künstler Roland von Rebay

Von Katja Sebald, Weßling

Er war in Südtirol, in der Toskana, in Irland, in Madeira, auf Kreta und in Zypern. Pinsel, Farbe und Aquarellpapier hatte er immer dabei. Zu Hause aber war Roland von Rebay in Weßling. Er hat den Ort als Architekt, als Gemeinderat, als Sportler, als Oberhaupt einer großen Familie, überhaupt als Mensch und nicht zuletzt auch als Maler geprägt. "In memoriam Roland von Rebay" heißt daher eine Ausstellung mit seinen Bildern, die am Donnerstagabend im Pfarrstadel eröffnet wurde - und man darf wohl sagen, dass ganz Weßling gekommen war, um noch einmal den 2014 gestorbenen Weßlinger zu ehren, der an diesem 31. März neunzig Jahre alt geworden wäre.

"Ich habe wirklich ein gutes Lebens gehabt hier in Weßling. Weßling war gut zu mir, und die Umgebung war gut zu mir", sagte Roland von Rebay einmal in einem Interview. Nun ist er selbst noch einmal gut zu Weßling: "Das moderne Weßling" heißt eines der zentralen Bilder in der Ausstellung. Vielleicht verdankt es seinen Titel der "modernen" Herangehensweise des Malers, der hier seinen Heimatort in der Art der Städtebilder von Paul Klee darstellt. Die Formen der Häuser sind aufgelöst in kleine Quadrate, die zuletzt ein freundlich im Licht flirrendes Ganzes ergeben. Man könnte das Bild aber auch als kleines Vermächtnis für Weßling lesen: Das aus vielen kleinen Einzelteilen bestehende Ganze, das sich vielfarbig und harmonisch zusammenfügt. Jedenfalls legt die Position des Bildes neben einem späten Selbstportrait diese Interpretation durchaus nahe. Das "gute Leben", das Roland von Rebay in Weßling hatte, begann 1928, zwei Jahre nach seiner Geburt in Bremen. In der unmittelbaren Nachkriegszeit begann er zunächst in München ein Studium der Tiermedizin, der Kunstgeschichte und der Zeitungswissenschaften.

Richtungsweisend für sein weiteres Leben sollte jedoch ein Stipendium der Guggenheim Foundation werden, das ihm einen Arbeitsaufenthalt bei Frank Lloyd Wright in USA ermöglichte. Hier dürfte seine Tante Hilla von Rebay ihre Finger im Spiel gehabt haben: Sie war die erste Direktorin des 1939 gegründeten Guggenheim-Museums und hatte gerade zusammen mit Salomon R. Guggenheim den berühmten Architekten mit der Planung jenes epochemachenden Baus an der Fifth Avenue in New York beauftragt. Die Begegnung mit Frank Lloyd Wright mündete in ein Architekturstudium am Pratt Institute Brooklyn und an der TU München. 1956 eröffnete der junge Architekt sein eigenes Büro in Weßling, im Lauf der Jahre entstanden Hunderte von Häusern nach seinen Entwürfen. "Ich habe ein interessantes Leben gehabt, und ich habe Glück gehabt. Und da hat sie schon eine entscheidende Rolle gespielt, diese Tante", sagte Roland von Rebay in jenem Interview, in dem es um die vom Guggenheim-Museum später totgeschwiegene Hilla von Rebay ging, der er wiederum zu späten Ehren verholfen hatte. Roland von Rebay gehörte zu der Generation von Architekten, für die das Zeichnen von Hand noch eine Selbstverständlichkeit war.

Manchen seiner Bilder sieht man das an: Die Leinen der Segelboote erscheinen wie mit dem Lineal gezogen und ein virtuoser Tuschestrich verrät in zahlreichen Reiseskizzen den Architekten, der sich für einzelne Bauten und Stadtsilhouetten interessiert und sie gekonnt aufs Papier wirft, um sie dann mit sicherem Gespür für Farben zu aquarellieren. Roland von Rebay malte bevorzugt auf Reisen, das suggeriert zumindest diese Ausstellung. Es gibt aber auch eine Vielzahl von Bildern, die ganz frei von diesen beruflich begründeten Fertigkeiten entstanden sind: interessante Experimente mit verschiedenen Stilen und Sujets. So ist etwa ein schönes Tulpenstillleben in warmen Tönen zu sehen und ein großes Portrait von seiner Frau unter Sonnenblumen vor blauem Hintergrund. Es gibt eine Berglandschaft, die an Kirchners berühmtes Gemälde aus dem Buchheim-Museum denken lässt und ein Bild "Frühling in Italien", das an spätimpressionistische Malauffassungen erinnert. Auch abstrakt-konstruktivistische Kompositionen gibt es und schließlich starke Bilder, in denen sich Krankheit und Angst vor dem Tod widerspiegeln.

Die Ausstellung im Pfarrstadel ist bis zum 10. April dienstags bis freitags von 15 bis 18 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr zu sehen.

© SZ vom 04.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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