Weßling:Das Glück der Straßenbauer

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Das außergewöhnlich milde Dezemberwetter gestattet es, noch in diesem Jahr den Asphalt für die Weßlinger Umfahrung aufzubringen. (Foto: Georgine Treybal)

Der südliche Teil der Weßlinger Umfahrung hat am Mittwoch eine erste Asphaltschicht erhalten. Die Verantwortlichen freuen sich, dass das Arbeiten im Dezember noch möglich ist

Von Wolfgang Prochaska, Weßling

Es stürmt, es regnet, es ist kalt an diesem Mittwoch. Kurz: Für jeden normalen Menschen ist es ein fürchterliches Wetter. Nicht aber für Christian Probst vom Staatlichen Bauamt Weilheim, der für die Weßlinger Umfahrung zuständig ist. "Im Dezember eine Asphaltschicht aufbringen zu können, ist schon sehr ungewöhnlich", sagt er. Probst ist bester Laune, Regen hin oder her. Denn der größte Feind der Straßenbauer sind nicht die Umweltschützer, sondern Frost und Schnee. Aber es liegt kein Schnee. Es ist dafür zu warm.

Seit sieben Uhr morgens sind schwere Straßenbaumaschinen auf der Trasse der Umfahrung im Einsatz. Die erste Asphaltschicht wird aufgetragen und zwar vom südlichen Ende der neuen Straße bis zur neuen Bahnbrücke. Das sind lange 500 Meter. Zwei große Asphaltfertiger, wie die raupenähnlichen Maschinen heißen, verteilen auf der ganzen Breite den Asphalt. Meter für Meter. Große Lastwagen liefern das Material an, das vor der Verarbeitung 170 Grad heiß ist. Etwa 1000 Tonnen werden bis zum Nachmittag gebraucht. Es dampft wie in einer Hexenküche.

Die Laster müssen die lange Strecke bis zu den Asphaltfertigern rückwärts zurücklegen, was von den Fahrern einiges Können abverlangt. "Wenden auf der sieben Meter breiten Trasse ist nicht möglich", sagt Probst. Wie große Insekten nähern sich die dreiachsigen Fahrzeuge den Maschinen. Bauleiter Franz Albrecht, der sich mit einem gelben Friesennerz vor Wind und Regen schützt, beobachtet mit kritischem Blick das Treiben. Aber bis jetzt läuft alles nach Plan. Man kann ihm ansehen, wie zufrieden er ist, dass noch heuer die Tragschicht aufgetragen werden kann. Mit zwölf Zentimetern ist sie die dickste Schicht. Darunter liegt Kies, der später Frostaufbrüche auf der Fahrbahn verhindern soll. Die nächsten Schichten - Binder- und Deckschicht genannt - werden dünner und feiner sein. Straßenbau hat viel mit Geologie zu tun.

Das Wichtigste ist aber die Temperatur. Nicht nur die Bodentemperatur, sondern auch jene des angelieferten Asphalts. Sie soll nicht unter 140 Grad liegen. Mitarbeiter von Albrecht messen ständig. Das Material kommt aus Gilching von einer der dortigen Asphaltmischanlagen. Das spart nicht nur Zeit und Treibstoff wegen der kürzeren Anfahrt, auch der Asphalt kühlt nicht so leicht aus. Natürlich wird ebenfalls die benötigte Menge Asphalt gemessen, in diesem Fall vor der Abfahrt an der Mischanlage gewogen. Das hat einerseits wirtschaftliche Gründe, andererseits wird damit genau kontrolliert, dass die Laster nicht überladen über die Straßen rollen. "Wenn ein Fahrzeug überladen erwischt wird, erhält nicht nur der Fahrer einen Punkt in Flensburg sondern auch der Mann an der Waage", macht Probst aufmerksam.

Das schwarze Asphaltband schlängelt sich immer tiefer in die einst stille Weßlinger Landschaft. Eine Straßenwalze glättet den Belag. Probst warnt, den Asphalt sofort zu betreten. Der Grund ist einfach: Das noch heiße Material könnte die Gummisohle der Schuhe schmelzen lassen.

Bis 14 Uhr will man die Bahnbrücke erreicht haben. Dann wird erst mal Schluss sein und eine kurze Winterpause eingelegt. Der nördliche Bereich soll im nächsten Jahr asphaltiert werden. Dennoch ist das 500 Meter lange Stück wichtig: Die Lastwagen werden die Erde an der Bahnbrücke über diesen Weg wegfahren und nicht über die Siedlung Höhenrainäcker.

© SZ vom 10.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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