Weßling:Austausch gestoppt

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Viele Weßlinger wollen keine Funk-Wasserzähler

Von Patrizia Steipe, Weßling

Das sei gründlich schief gelaufen, gab Bürgermeister Michael Muther freimütig zu. Eigentlich hätte der Einbau der Funk-Wasserzähler in den Haushalten der Bürger eine Erleichterung für alle sein sollen. Die Daten über den Wasserverbrauch würden zuverlässig an die Gemeinde gesendet werden. Kein Vertreter der Wasserwerke müsste ins Haus kommen und kein Mieter oder Eigentümer sich für den Termin frei nehmen.

Doch die Reaktionen vieler Weßlinger auf den Austausch fielen ganz anders als erwartet aus. 160 Bürger haben bereits Widerspruch eingelegt. "Damit habe ich nicht gerechnet", staunte Muther. Vergangene Woche hat der Hochstadter Gerd Pfister außerdem Flugblätter an alle Haushalte verteilt und weitere 30 Stimmen gegen die Funkwasserzähler gesammelt. Für Pfister sind die neuen Geräte "Datenspione", die eine Vielzahl an Daten weitergeben und somit "elektronischen Hausfriedensbruch" betreiben. "Ich lehne es ab, diesen grundrechtswidrigen Eingriff in meine Privatsphäre zu dulden", so Pfister. Aufgrund der gesendeten Daten könnten Verbrauchsprofile erstellt werden "auf die Dritte ohne mein Wissen zugreifen können", und es sei keine Datentransparenz gegeben. Außerdem bestehe die Gefahr, dass Hacker an die Datenbänke kommen und diese dann verkaufen oder an Geheimdienste oder Lobbyisten weitergeben. Die Gemeinde Weßling könnte dadurch "irgendwann nur ein kleiner Nebennutzer dieses Spionagezählers sein", so Pfister.

Pfister sorgt sich auch über die gesundheitlichen Auswirkungen durch die Funksignale aus dem Wasserzähler. Laut Muther seien diese in etwa mit einem dreiminütigen Handy-Gespräch zu vergleichen. Pfister sieht das anders. "Das Leiden der elektrosensiblen Menschen ist ungeheuer und ausweglos, nur Abstellung des Funks kann helfen", heißt es in seinem Flugblatt. Außerdem habe die Weltgesundheitsorganisation WHO die Mobilfunkstrahlung als "möglicherweise krebserregend" eingestuft. Den Austausch hat Muther sofort gestoppt. Jetzt wird der Vertreter der Wasserwerke wieder die alten Geräte einbauen, berichtete er den Weßlingern auf der Bürgerversammlung. Auf die Vorteile der Funkwasserzähler möchte Muther trotzdem nicht verzichten. Er plant eine Informationsveranstaltung, auf der die Bürger aufgeklärt werden.

© SZ vom 16.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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