Weßling:Aus fünf wird zwei

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Musik, die unter die Haut geht: Saxophonist Tom Reinbrecht, Bassist Peter Cudek und Sänger Paulo Alves (von links). (Foto: Nila Thiel)

Saxophonist Tom Reinbrecht & Co. mit einem Duo-Programm im Pfarrstadel Weßling

Von Reinhard Palmer, Weßling

Der Konzertsaal im Weßlinger Pfarrstadel machte sich mit seiner Balkenkonstruktion unterm offenen Dachstuhl als Jazzclub großartig. Eine bessere Atmosphäre hätte man sich nicht wünschen können. Einige Zuhörer mehr allerdings schon, ist doch die engagierte Arbeit des Vereins Unser Dorf auf Dauer nur schwer finanzierbar. Aber: Man wolle auf alle Fälle daran festhalten, , immer wieder auch außergewöhnliche Projekte für das anspruchsvolle Publikum anzubieten, betonte die Vereinsvorsitzende Brigitte Weiß im Gespräch.

Tom Reinbrecht war mit einer solchen Kooperation schon einmal dagewesen, als Frontmann der Gruppe Chop Gelado. Nun kam er wieder - mit einem besonderen Projekt, das von der intimen Clubatmosphäre im Saal nur profitieren konnte. Denn der Titel "The Duo" war Programm. Auch wenn mit Paulo Alves (Gesang und Gitarre), Andrea Hermenau (Klavier und Gesang), Peter Cudek (Kontrabass) und Stefan Noelle (Schlagwerk) sowie Reinbrecht an den Saxophonen ein renommiert besetztes Quintett auf der Bühne Platz nahm, ging es in erster Linie um die Zweierkonstellationen. Wohl eine Leidenschaft von Reinbrecht, unterhält er doch zusammen mit Alves sowie mit Joe Kienemann jeweils ein festes Duo. In gewisser Weise hängt es mit seiner souligen Spielweise zusammen: Sie kann in Kleinstbesetzung einen betont atmosphärischen Zauber entwickeln und dazu eine Sentimentalität, die gerade bei brasilianischen Songs solcher Musiklyriker wie Caetano Veloso, Ivan Lins, Tom Jobim sowie Djavan im Duo mit dem in Den Haag geborenen Portugiesen Alves unter die Haut ging. Spannend an dem Konzept war vor allem, dass die Duos nur selten isoliert auftraten. Meist kristallisierten sie sich aus der Gesamtformation heraus und in laufend wechselnden Kombinationen.

Als ein experimentierfreudiges Duo erwies sich die Rhythmusgruppe mit Cudek und Noelle, die sich nicht nur instrumental in kernige Dialoge verwickelten, sondern sich auch mit Scat-Gesang packende Lautduelle lieferten. Die instrumentale Variante zeigte sich insofern fesselnd, da Noelle es versteht, mit wenigen Mitteln - etwa einem Tamburin oder einer nordafrikanischen Bendir - ein reichhaltiges Klangspektrum zu entwickeln.

Reinbrechts Saxophone waren naturgemäß gefragte Duopartner, wenn es um melodische Elemente oder ausschweifende Höhenflüge im melancholischen verschlungenen Fluss ging. Eine besonders stimmige Partnerin fand er dabei in Hermenau, die zu den Klangpoetinnen der Jazzszene gehört und daher in ein so ausgesprochen kammermusikalisches Konzept absolut überzeugend hineinfand. Aber genauso wie Cudek wechselte auch sie gerne zwischen Homogenität und sperrigen, geradezu querköpfigen Einlagen. Das Publikum war begeistert. Zwei Zugaben.

© SZ vom 27.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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