Wahlkampf-Software:Hilfreicher Algorithmus

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Ist Schüler am Gautinger Gymnasium: Sebastian Willenbrink. (Foto: Nila Thiel)

Der "Jugend forscht"-Sieger Sebastian Willenbrink hat eine Software entwickelt, die es Politikern ermöglicht, auf ihrer Wahlkampftour viele Leute auf kurzen Wegen zu erreichen

Von Helene Köck, Gauting

Sebastian Willenbrink interessiert sich für Informatik. Und zwar so richtig. Deshalb programmiert er in seiner Freizeit. Und wahrscheinlich war er auch genau deshalb so erfolgreich beim Regionalwettbewerb "Jugend forscht". In der Kategorie Mathematik/Informatik wurde der 17-jährige Schüler des Otto-von-Taube-Gymnasiums zum Sieger gekürt und schon der Titel seines Forschungsprojekts macht einiges her: Einen "Approximationsalgorithmus zur Lösung des Travelling-Politician-Problems" hat Sebastian entwickelt. Was das ist? Es handelt sich um eine Software, mit der ein Politiker eine potenzielle Wahlkampftour planen kann, wobei der Weg, den er zurücklegt, möglichst kurz sein soll.

Das Szenario lässt sich aber auch auf andere Situationen übertragen, zum Beispiel auf eine Band, die eine Tournee plant. Wichtig ist in beiden Fällen: Alle Bewohner einer bestimmten Region sollen die Möglichkeit haben, an der Wahlkampfveranstaltung (oder dem Musikkonzert) teilzunehmen, ohne eine lange Strecke zurücklegen zu müssen. Sebastians Projekt beschäftigt sich mit einer Abwandlung des "Travelling-Salesman-Problems", ein Szenario, das als mathematisches Problem bereits im Jahr 1930 beschrieben wurde und bei dem berechnet werden muss, in welcher Reihenfolge ein Händler verschiedene Orte am günstigsten ansteuert. Sebastian hat das Problem so ausgeweitet, dass mit der Planung der Tour alle Menschen in einer Region erreicht werden können. Dazu ist es dem Schüler gelungen, einen überaus hilfreichen Algorithmus zu entwickeln. In einem theoretischen Teil hat Sebastian zudem die statistische Qualität seines Programms berechnet, denn "nur Programmieren ist langweilig", wie er sagt. Mit seinem Informatik-Schulwissen alleine wäre er nicht so weit gekommen.

Sebastian musste sich außerhalb der Schule zusätzlich informieren und sich einen Großteil seines Wissens selbst aneignen. Aber das Otto-von Taube-Gymnasium bemüht sich, damit es Schülern mit herausragendem naturwissenschaftlichen Interesse nicht langweilig wird. Deshalb gibt es das Programm "TUM-Kolleg", bei dem Schüler in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München eigene Forschungsprojekte durchführen. Genau das Richtige für Sebastian: Auch er wurde von einem Doktoranden der TUM unterstützt, der ihm dabei half, sein Forschungsthema auszuarbeiten und Fachliteratur zu finden. Ein positiver Nebeneffekt war, dass er sich auf diese Weise bereits ein Bild von dem Berufsfeld machen konnte, das er sich für seine Zukunft vorstellt.

Sebastian steht kurz vor dem Abitur, anschließend will er seiner Leidenschaft treu bleiben und Informatik studieren. "Mich faszinieren die vielen Möglichkeiten und Informatik spielt auch in der Industrie eine große Rolle", sagt er. Zum Studium will er aber nicht an die TU, obwohl die ihm gerne einen Studienplatz angeboten hätte. Er möchte raus in die Welt und eine andere Stadt kennenlernen. Aber jetzt muss er erst einmal zum "Jugend forscht"-Landeswettbewerb am 3. und 4. April in Vilsbiburg, für den er sich mit seinem Algorithmus qualifiziert hat. Bleibt zu hoffen, dass er mit seinem Know-how auch die dortige Jury überzeugen kann.

© SZ vom 18.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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