Von kommendem Jahr an:Tutzing senkt Wassergebühren

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Kunden profitieren von angestautem Geld bei der Gemeinde, weil sich Baumaßnahmen an Brunnen verzögern

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Weil Baumaßnahmen an Tutzings Trinkwasserversorgung nicht im geplanten Zeitraum realisiert werden können, laufen bei der Gemeinde bis Jahresende 1 285 744,79 Euro auf - eine unzulässige Überdeckung, die mit einer Senkung der Wassergebühren jetzt an die Kunden zurückgegeben wird. Für den Kalkulationszeitraum 2021 bis 2024 sollen jährlich rund 321 000 Euro aufgelöst werden. Im Vergleich zu den Gebühren, die 2017 beschlossen wurden, reduziert sich der Gebührensatz pro Kubikmeter Wasser jetzt von 1,87 Euro auf 1,59 Euro. Die Grundgebühr für einen Wasserdurchfluss pro Stunde (QN) sinkt bei 2,5 Kubikmeter auf 15 Euro (bislang 18 Euro), sechs Kubikmeter auf 37 Euro (44 Euro), bis zu zehn Kubikmeter auf 59 Euro (71 Euro) und für Großverbraucher über zehn Kubikmeter auf 232 Euro (280 Euro).

Seit 2017 hatte Tutzing für den Brunnen Pfaffenberg 1,25 Millionen Euro veranschlagt

Als Grund für das aufgestaute Geld gibt das Rathaus in den vergangenen Jahren "geplante, aber nicht durchgeführte Sanierungs- und Neubaumaßnahmen" an. Auf Nachfrage nennt Klaus Hirschvogel, Leiter des Tutzinger Liegenschaftsamtes, unter anderem Schwierigkeiten beim Anschluss des neuen Tiefbrunnens im Pfaffenberg zum Hochbehälter Deixlfurt. Das gesamte Projekt Wasserversorgungsgebiet Pfaffenberg, das 2007 losging, habe sich um Jahre verzögert. Unter anderem kam es zu einer Havarie - beim Bohren des Brunnens brach der Bohrkopf ab. Juristische Auseinandersetzungen, wer schuld ist und wie man weiter vorgehen soll, zogen sich. Die Anbindung läuft nun Schritt für Schritt.

Seit 2017 hatte Tutzing im Haushalt 1,25 Millionen Euro für den Brunnen Pfaffenberg veranschlagt. 2019/2020 sei "ein großer Meilenstein" erreicht worden, so die Gemeinde. Die Wasserleitung vom Brunnen zum Hochbehälter konnte verlegt werden. Zudem habe man 2020 auch mit dem Bau der Außenanlage und der Absicherung des Hochbehälters begonnen.

Hauptgrund, dass sich alles verzögert, ist, dass sich die Ausweisung des Wasserschutzgebietes seit Jahren hinzieht. Grundstückseigentümer machen Einwendungen geltend. Diese, so Hirschvogel, würden aktuell einzeln im Verfahren behandelt. Kommendes Jahr soll dessen ungeachtet das Brunnenhaus samt Elektrik und Hydraulik für den Brunnen errichtet werden.

Das neue Brunnenhaus in Kerschlach wiederum verzögert sich aus einem anderen Grund. Es sollte eigentlich schon 2019 stehen, wurde dann für Frühjahr 2021 avisiert, um einen zweiten Brunnen als Ersatz bei Ausfällen zu gewährleisten. Aber keine Firma habe, so das Rathaus, auf die Ausschreibung reagiert. Aktuell werde erneut ausgeschrieben. Angebote erhofft man sich bis 20. Januar. 700 000 Euro investiert Tutzing in den Zwillingsbrunnen. Sicher sinnvoll. War doch am Aschermittwoch 2017 im Kerschlacher Tiefbrunnen die Pumpe ausgefallen. 98 Bewohner am Gut und in Monatshausen mussten von der Feuerwehr notversorgt werden, bis eine neue Pumpe beschafft und eingebaut war.

Trotz der Verzögerungen versichert die Gemeinde: "Die Versorgung mit frischem Trinkwasser im Gemeindegebiet Tutzing ist nach wie vor sichergestellt." Aktuell laufe sie über zwei Zonen: Eine, die hauptsächlich die Ortsteile Kampberg, Monatshausen, Diemendorf sowie den südlichen Teil von Tutzing versorgt, erhält ihr Wasser aus dem Brunnen 3 in Kerschlach. Die andere Zone versorgt unter anderem die Ortsteile Traubing und Obertraubing sowie den nördlichen Teil Tutzings mit Wasser aus dem Flachbrunnen Wielinger Becken. Sollte in einer Zonen ein Brunnen ausfallen, könnten die Zonen verbunden werden und ganz Tutzing über die jeweils intakte Zone Wasser erhalten.

© SZ vom 18.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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