Volkstheater:Rasant und umwerfend komisch

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Die Theatergruppe "D'Würmseer Pöcking" bringt gekonnt das Stück "Alles neu, macht der Mai" auf die Bühne

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Wenn man die Handwerker im Haus hat, sind Pleiten, Pech und Pannen programmiert. Wenn aber auch noch die Fernsehleute von einer Sendung für Heimwerker sowie für eine Verjüngungskur zeitgleich auftauchen, ist das Chaos perfekt. Mit der Aufführung der Komödie "Alles neu, macht der Mai" von Wolfgang Bräutigam ist die Theatergruppe des Trachtenvereins D'Würmseer Pöcking am Freitag in die Saison 2020 gestartet. Dass die Darsteller noch etwas unter Premierenfieber litten, schadete dem rasanten Stück keineswegs. Im Gegenteil, die Stimmung im ausverkauften katholischen Pfarrsaal wuchs mit jeder Pointe, selbst kleine Hänger wurden vom Publikum begeistert beklatscht.

Drei Generationen leben in dem mindestens 100 Jahre alten Haus in der Pöckinger Bahnhofstraße, und genauso alt sind die Badezimmerfliesen. Grund genug für Veronika Bayer (dargestellt von Elke Koch) sich für die Handwerkersendung "Alles neu, macht der Mai" anzumelden, damit das Bad kostenlos saniert wird. Gleichzeitig will sich ihre Schwiegermutter Maria Bayer (Ute Erhard) verjüngen lassen und bewirbt sich heimlich für die Sendung "Schöner an einem Tag". Ihre Ehemänner (Ludwig Erhard und Martin Engesser) indes wollen, dass alles beim Alten bleibt. Die Tochter des Hauses (Theresa Stuhlmiller) unterstützt die Sanierungspläne ihrer Mutter und holt sich Hilfe bei ihrer Freundin, der Architektin Katja Schön (Melanie Kefer). Ohne Wissen des anderen tauchen die Handwerker Ivan Ivanowitsch und Ali Gürüst (Markus Schauer und Felix Erhard) sowie der Schwarzarbeiter Josef Schwarz (Hermann Granzer) auf. Die Mitarbeiter der beiden Fernsehsendungen (Britta Sauer und Andrea Egerer) versuchen Ruhe im Chaos zu bewahren und die Dreharbeiten für die beiden Gewinnerinnen zu organisieren.

Darsteller mit Verve: Felix Erhard (links) und Markus Schauer. (Foto: Arlet Ulfers)

Laut Spielleiterin Ingrid Hotzy war es gar nicht so einfach, gleich elf Rollen in dieser temporeichen Komödie zu besetzen. Immerhin muss sich jeder Darsteller auf mindestens 60 Einsätze konzentrieren. Als schauspielerisches Naturtalent meisterte Martin Engesser seine Hauptrolle mit etwa 120 Einsätzen mit Bravour. Zusammen mit Ludwig Erhard agiert er wunderbar komisch. Markus Schauer und Felix Erhard setzten die Herausforderung während der drei Akte den russischen beiziehungsweise türkischen Akzent fehlerfrei durchzuhalten perfekt und fehlerfrei um. Als alter Theaterhase integrierte Schauer sogar die Panne äußerst professionell in seine Rolle, als sich sein aufgeklebter Schnurrbart teilweise löste. Vom Publikum wurde er dafür mit wahren Lachsalven und anhaltenden Zwischenapplaus belohnt. Theresa Stuhlmiller, die dem Ensemble erst seit dem vergangenen Jahr angehört, bringt in ihrer Rolle als Polizistin jeden vermeintlichen Angreifer schnell und effektiv zu Boden.

Man möchte meinen, die Geschwindigkeit, mit der die Türen auf und zu gehen und die Spieler über die Bühne fegen, löse Hektik aus. Als erfahrene Regisseurin hat Hotzy jedoch das Stück gekonnt umgesetzt. Unterstützt wurde sie dabei von dem erfahrenen Bühnenbauer Hans-Peter Walter. Für die Szenen, die parallel laufen hat er die Bühne mit zwei verschiedenen Zimmern ausgestattet. Fazit: Ein gelungenes Bühnenbild, dazu Darsteller, die bis hin zum Theaterneuling Andrea Egerer mit Leidenschaft spielen, machen diese heitere, freche Komödie zu einem sichtlichen Vergnügen.

Melanie Kefer und Hermann Ganzer. (Foto: Arlet Ulfers)

Weitere Vorstellungen im katholischen Pfarrsaal in Pöcking bis zum 23. März, jeweils am Freitag und Samstag um 20 Uhr und am Sonntag um 18 Uhr. Kartenvorverkauf unter Telefon 08157/996464, am Montag und Donnerstag von 18.30 bis 20 Uhr

© SZ vom 09.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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