Verband Wohnen:Wohnanlage mit Laubengängen und Spielstraßen

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Wohnblöcke aus den 1950er-Jahren wie hier an der Niederebersdorfer Straße will der Verband Wohnen durch vier zeitgemäße Neubauten ersetzen. (Foto: Nila Thiel)

Am Schönmoos in Tutzing sollen 70 günstige barrierefreie Wohnungen für rund 25 Millionen Euro entstehen

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Das Viertel am Schönmoos nahe dem Tutzinger Bahnhof erhält städtebaulich neue Akzente. Der Verband Wohnen will an der Sudetendeutschen- und der Niederebersdorfer Straße nicht mehr sanierungsfähige Blöcke aus den 1950er-Jahren, die teilweise nicht mal Bäder haben, abreißen lassen. Die 50 Wohnungen werden durch vier neue Häuser mit insgesamt 70 Wohnungen ersetzt. Entstehen sollen Ein- bis Vier-Zimmer-Appartements sowie eine Wohngemeinschaft mit acht Plätzen für die Lebenshilfe. Die Gesamtkosten für das Projekt, das im Jahr 2026 fertig sein soll, werden mit rund 25 Millionen Euro angegeben. Der Verband vergrößert damit seinen Bestand von derzeit etwa 2300 Wohnungen. Ihm gehören 13 Gemeinden, ohne Starnberg, und der Landkreis an.

Auch wenn der Verband gehalten ist, Sozialwohnungen möglichst wirtschaftlich und funktional zu errichten, sieht das Konzept eine aufgelockerte Bebauung mit Spielstraßen und Gemeinschaftsflächen vor. Über eine öffentliche Ausschreibung sollen drei Büros Entwürfe erarbeiten. Parallel stellt die Gemeinde einen Bebauungsplan auf. Ein Gremium mit Vertretern des Verbands, der Gemeinde, Kreisbaurat und Regierung von Oberbayern entscheidet über den Siegerentwurf. Statt ursprünglich nur drei Sitzen in der Jury wird Tutzing vier erhalten - zusätzlich zu Bürgermeisterin, Stadtplaner und Bauamtsleiter darf ein Gemeinderat mitreden. Der Verband, der als Bauherr nur zwei Vertreter stellt, trug damit dem Mitwirken des früheren Baureferenten Wolfgang Marchner Rechnung. Der inzwischen ausgeschiedene Gemeinderat habe wichtige Impulse bei der zwar teuer gewordenen, aber städtebaulich am Ortseingang sehr gelungenen Anlage am Kallerbach gesetzt, betonte Verbands-Geschäftsführer Michael Vossen.

Gedacht sei an eine kleinteilige Bebauung für die barrierefreie neue Wohnanlage, stellte der Technische Leiter des Verbands, Wolfgang Robl, die Planungsvorgaben kürzlich im Gemeinderat vor. Auf dem zum Bahnhof hin ansteigenden Gelände soll der nördlichste Baukörper viergeschossig ausfallen, die anderen dreigeschossig. Nach dem inzwischen bewährten Grundriss des Verbands sollen die Wohnungen über Laubengänge erschlossen werden. Diese Grundideen wurden sehr begrüßt.

Ein erheblicher Kostenfaktor ist die Tiefgarage. Der Verband rechnet mittlerweile mit 40 000 bis 45 000 Euro Herstellungskosten - für einen Platz. Auf dem Hanggrundstück am Kallerbach sei man sogar locker auf 50 000 Euro gekommen, so Robl. Weil viele Mieter der Sozialwohnungen gar kein Auto hätten und die Nähe zum Bahnhof und ins Ortszentrum eigentlich einen Pkw überflüssig macht, würde der Verband sich einen Stellplatzschlüssel von weniger als 0,75 pro Wohnung wünschen und lieber mehr Geld in Wohnraum stecken. Das halten auch die Gemeinderäte für sinnvoll, ebenso wie zwei Plätze für Car-Sharing. 75 Prozent der Wohnungen sollen an Mieter mit Wohnberechtigungsschein gehen, für die der Verband derzeit einen Quadratmeterpreis von 7,50 Euro kalkuliert, ein Viertel an Leute ohne Schein, die zehn Euro pro Quadratmeter zahlen.

Bis zu Abriss und Baubeginn im Jahr 2023 sollen die jetzigen Mieter - überwiegend ältere Alleinstehende - nach und nach umziehen. Einige werden am Kallerbach unterkommen. Ein neues Zuhause hat schon Marie Freudl gefunden. Sie lebte seit 2006 an der Sudetendeutschen Straße 1. Die 81-Jährige zog ins Betreute Wohnen der Ambulanten Krankenpflege. "Da hab ich jetzt eine Dusche", freut sich die Seniorin.

© SZ vom 25.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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