Tutzing:Neue Sozialwohnungen am Schönmoosweg

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Der Verband Wohnen reißt drei seiner alten Häuser ab und baut sie mit mehr Wohneinheiten wieder auf. Die Bewohner können an den Kallerbach umziehen.

Von David Costanzo, Starnberg/Tutzing

Die Fassade ist schlecht gedämmt, die Fenster sind alt, in den Wohnungen heizen noch einzelne Öfen und Boiler. Der Zustand der Häuser am Schönmoosweg unweit des Tutzinger Bahnhofs sei "sehr schlecht", sagt Michael Vossen, Geschäftsführer des Verbands Wohnen, der die Wohnungen sehr günstig vermietet. Während die beiden Gebäude mit den Hausnummern 7 und 9 heuer saniert wurden, lohnt sich der Aufwand bei den übrigen drei Gebäuden nicht mehr. Der Verband Wohnen will die Häuser abreißen, neu bauen - und bei der Gelegenheit mehr Sozialwohnungen schaffen. Anstelle der bislang 50 Einheiten sollen künftig etwa 70 entstehen.

Der Verband Wohnen schafft immer mehr Appartements für Menschen, die auf dem Markt kaum eine Chance haben: Heuer wurden Neubauten in Krailling und Oberalting fertiggestellt, in zwei Wochen kommt ein weiterer in Weßling dazu. Dann wird der Zweckverband des Landkreises 2393 Wohnungen im Bestand haben, für die Mieter im Durchschnitt 6,30 Euro pro Quadratmeter kalt zahlen. In den kommenden fünf Jahren soll der Bestand um gut 270 Einheiten steigen, weil derzeit acht weitere Projekte im Bau oder in Planung sind. Gut 75 Millionen Euro an Investitionen sind dafür vorgesehen, wie aus der Haushaltsplanung hervorgeht, die der Verbandsausschuss am Montag beriet. Kreisrat Peter Unger (Grüne) sprach von einem "anspruchsvollen Programm".

Die Häuser am Schönmoosweg in Tutzing stammen aus den frühen 50er-Jahren. Nun sollen sie abgerissen und die Fläche dichter bebaut werden. (Foto: Nila Thiel)

Wann genau sich am Tutzinger Schönmoosweg etwas tut, ist noch offen. Die erste Investition ist für 2021 vorgesehen, das Gros für die Jahre 2023 und folgende. Dafür müssen die alten Wohnungen aber erst einmal "entmietet" werden, wie die Fachleute es nennen, wenn die Bewohner für den Abriss ausziehen müssen. Der Verband Wohnen gehe dabei "sozialverträglich" vor, betont Geschäftsführer Vossen. Den Mietern - darunter viele Alleinstehende und Senioren - wurde etwa ein Umzug an den Kallerbach in Tutzing angeboten, wo die 70 Wohnungen im Herbst 2021 bezugsfertig sein sollen. Die Bewohner wurden bereits im Sommer über die Pläne informiert. Niemand ziehe gerne um, beschreibt Vossen die Stimmung auf der Mieterversammlung, aber die Mieter hätten die Notwendigkeit eingesehen. Der Verband Wohnen rechnet mit Gesamtkosten von 23,4 Millionen Euro für die geplanten etwa 70 Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen samt der gleichen Zahl an Tiefgaragenplätzen. Derzeit laufen die Verhandlungen mit der Gemeinde, die einen Bebauungsplan aufstellen muss.

Ein Thema trübt jedoch Bilanz und Ausblick: Das Münchner Landgericht hat den Verband Wohnen im März dazu verurteilt, eine komplette Tiefgaragenwand beim Neubau an der Herbststraße in Weßling zu entfernen, weil sich diese auf dem Nachbargrundstück befinden soll - 69 Bohrpfähle auf einer Länge von 21 Metern. Dagegen geht der Verband in Berufung am Oberlandesgericht, weil dieser Überbau nicht bewiesen sei, erklärt Anwalt August Mehr. Das Gericht habe aus der Lage einzelner Bohrpfähle, die in bis zu acht Meter Tiefe reichen, auf die ganze Wand geschlossen.

In jedem Fall wäre der Rückbau der Wand unverhältnismäßig, sagt Mehr. Die Kosten dafür hatte er nach dem Urteil mit 500 000 Euro beziffert. Zu einer möglichen Entschädigung des klagenden Nachbarn will sich der Verband nicht äußern. Da die Baupläne des Verbands einwandfrei gewesen seien, habe man Planungsbüro und Bauunternehmen am Prozess beteiligt - juristisch: "den Streit verkündet" -, um diese gegebenenfalls in Regress nehmen zu können. Für alle Fälle hat der Verband Wohnen jedoch 400 000 Euro beiseitegelegt.

© SZ vom 19.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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