Veranstaltungsreihe:Lyrik im Apfelgarten

Lesezeit: 2 min

Die Veranstalter Elisabeth Carr (links) und Gerd Holzheimer auf neuen Wegen. Mit dabei ist Barbara Beck. (Foto: Nila Thiel)

Literarischer Herbst beginnt am Wochenende

Von Armin Greune, Starnberg

Im Jahr der Pandemie ist auch der Literarische Herbst im Landkreis Starnberg gezwungen, neue Wege zu gehen. Elisabeth Carr und Gerd Holzheimer haben ihre Veranstaltungsreihe auf Corona abgestimmt und auch zeitlich entzerrt: Erstmals sind im nächsten Frühjahr weitere Lesungen vorgesehen. Für 2021 ist das Programm noch offen, eventuell könnte man so auch heuer ausgebuchte Events wiederholen. Für die sechs Herbst-Veranstaltungen stehen Termine und Spielorte fest - mit einer Ausnahme: Die belarussische Lyrikerin Volha Hapeyeva, gerade Stipendiatin der Villa Waldberta, wird aus ihren Gedichten lesen und in Sprache und Literatur ihres Heimatlandes einführen. Ort und Termin Anfang Oktober werden noch unter www.kunstraeume-am-see.de im Internet mitgeteilt.

"Wir müssen in diesen Zeiten immer wieder Schwellen überschreiten", sagte Carr am Dienstag bei der Vorstellung des Programms. Freilich haben sich für den Literarischen Herbst schon immer Türen geöffnet, die sonst verschlossen bleiben. Zum Auftakt wird dieses Mal ins Aufkirchener Karmelitinnenkloster Sankt Josef eingeladen, wo das Leben der Schwestern sonst völlig von der Außenwelt abgeschieden verläuft und keine Besucher empfangen werden. Im Apfelgarten des Klosters wird am kommenden Samstagnachmittag an den Pfarrer und Pomologen Korbinian Aigner erinnert. Der erklärte Gegner der NS-Diktatur malte hunderte Apfelsorten und züchtete als Häftling im KZ Dachau unter anderem den nach ihm benannten Korbiniansapfel. Auf dem Todesmarsch gelang Aigner im April 1945 in Aufkirchen die Flucht. Der vielfach ausgezeichnete Schauspieler Ernst Matthias Friedrich trägt literarische Texte vor, für die der Apfel als Motiv diente. Helmut Hörger, der Aigner noch als Ministrant diente, erzählt aus dem Leben des Apfelpfarrers; zum Abschluss wird das Todesmarsch-Denkmal aufgesucht.

Tags darauf, am 27. September, geht es in die Zimmereiwerkstatt von Josef Bernlochner in Hochstadt, wo die Schauspielerin Laura Maire Hölderlins Lyrik rezitiert. Unter dem Titel "Das Holz, aus dem man geschnitzt ist" soll die geheimnisvolle Persönlichkeit des psychisch kranken Dichters beleuchtet werden, der sein halbes Leben im Turm einer Schreinerei verbrachte - aber auch Ellis Kauts Pumuckl zu Wort kommen. Vom 2. Oktober an wird ein Dreitages-Seminar mit der Münchner VHS im Haus Buchenried angeboten: Im Fokus steht dabei das Paar Helen und Kurt Wolff, der als Verleger Franz Kafka und Karl Kraus publizierte und mit seiner zweiten Frau vor den Nazis ins Exil flüchten musste. Das Seminar, für das man an der VHS anmelden muss, wird vom Schauspieler und Rundfunksprecher Peter Weiß geleitet, seine Schwester Carr und Holzheimer schlüpfen in die Rolle des Ehepaars. Weiter ist ein literarischer Spaziergang durch Bernried mit Hans Jürgen Stockerl am 26. Oktober geplant. Zum vorläufigen Abschluss am 14. November öffnet das Starnberger Schuhhaus Linse im vormaligen "Schlosstheater" die Tore. Judith Huber, Leiterin des Münchner Pathos-Theaters moderiert auf dem Laufsteg eine literarische Show rund um das Thema Schuh. Karten für alle Events können ab sofort unter 08151/559721 verbindlich reserviert werden.

© SZ vom 23.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: