Utting:Zum Wohle der Allgemeinheit

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Dieses Quartier soll vor der Zersiedlung bewahrt werden. (Foto: Google Earth)

Gemeinde will ihr Vorkaufsrecht bei den Schmucker-Grundstücken ausüben

Von Armin Greune, Utting

Die Gemeinde ist bereit, für die sogenannten Schmucker-Grundstücke zwischen Landsberger, Schondorfer und Hechenwanger Straße ihr Vorkaufsrecht auszuüben. Die Gemeinschaft der 20 Erben hat offenbar einen Käufer gefunden, der den gesamten Grundbesitz von mehr als 20 Hektar erwerben möchte. Der Gemeinderat fällte in der jüngsten Sitzung den Beschluss, anstelle des Käufers in den Vertrag einzutreten und auch ein verbindliches Angebot zum Kauf weiterer Grundstücke zu unterbreiten, die zum Nachlass, aber nicht zum oben genannten zentralen Quartier gehören. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um landwirtschaftliche Flurstücke, aber auch um bereits bebaute Flächen in der Ortsmitte.

Gleichzeitig will Utting aber auch die Tür offen lassen für Verhandlungen, um mit den Eigentümern eine einvernehmliche Lösung für die städtebauliche Entwicklung des Gebiets zu finden. Ziel der Gemeinde ist einerseits, die rund 1,5 Hektar umfassende innerörtliche Grünfläche im Kern des Quartiers zu erhalten und es vor weiterer Zersiedelung durch einzeln erschlossene Bauvorhaben zu schützen. Andererseits soll auf einem Teil der zur Bebauung vorgesehenen Grundstücke auch "sozial orientierter Wohnungsbau entstehen", sagt Bürgermeister Josef Lutzenberger (GAL) auf Nachfrage. Es gehe darum, Bevölkerungsgruppen mit mittlerem und niedrigem Einkommen das Wohnen in Utting zu ermöglichen, obwohl derzeit auf dem Immobilienmarkt spekulative Preise gezahlt werden. Die Wohnungen oder Häuser sollten seniorengerecht sein, aber auch jungen ortsansässigen Familien oder anerkannten Asylbewerbern zur Verfügung stehen. Die"Schmucker-Grundstücke" stehen im Brennpunkt der Uttinger Ortsentwicklung, seitdem vor vier Jahren Maschinenhalle und Tenne des Bauernhofs an der Schondorfer Straße abgebrannt sind.

Mehrere private Bauanträge für Teilflächen gingen seither ein, zuletzt standen im Juni zwei Voranfragen für das gesamte Quartier zur Debatte, die dort die Errichtung von 16 und 20 neuen Häusern vorsahen. Von den 1,5 Hektar baumbestandener Wiese - baurechtlich eine Außenbereichsinsel im Innenbereich - wäre nur eine 2000 Quadratmeter große Parzelle übrig geblieben. Der Gemeinderat lehnte beide Vorbescheide einstimmig ab - schließlich hatte man erst vier Wochen zuvor die Satzung über das Vorkaufsrecht erlassen.

Ob es auch vor Gericht standhält, falls die Verhandlungen mit den Eigentümern scheitern sollten, sei aber nicht sicher, meint Lutzenberger: Beim juristischen Abwägen zwischen freien Umgang mit Eigentum und einem Kauf zum Wohl der Allgemeinheit werde eine hohe Messlatte angelegt.

© SZ vom 03.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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