Utting:Street Art am Bahnhof

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Hobbykünstler Jakob Kettler will die Graffiti am Lagerschuppen ersetzen

Von Armin Greune, Utting

Eigentlich wollte Jakob Kettler ja seinem Heimatort und Arbeitgeber ein Geschenk machen. Weil er den mit alles anderen als kunstvollen Graffiti überzogenen Lagerschuppen am Uttinger Bahnhof wie viele andere als ästhetisch eher unbefriedigend empfand, bot er der Gemeinde an, auf eigene Kosten und ohne Lohn einen Teil der Ostfassade neu zu gestalten. Damit rannte er offene Türen ein: Nicht nur, dass sämtliche Gemeinderäte dem Vorhaben in der Sitzung am Donnerstagabend zustimmten - man war sich auch einig, Kettler mit 100 Euro für seine Materialkosten zu entschädigen. Dafür soll der Hobbykünstler nun die ganze Wand zu den Bahngleisen hin besprühen.

Ursprünglich wollte er bloß zwei bis drei Quadratmeter mit Motiven von Natur und Dorf, See und Land verschönern. Als aber im Gemeinderat Ralf Stief einwarf, "das Ansinnen sei zwar an sich sehr schön", aber der Anblick ließe sich mit der begrenzten Fläche nicht wirklich retten, erklärte sich Kettler von den Zuschauerrängen aus sofort bereit, die gesamte Fassade zu übernehmen: "Ich wollte nur nicht gleich mit der Tür ins Stadel fallen."

Der 30-Jährige ist vor 21 Jahren nach Utting gekommen und arbeitet dort als Kinderpfleger im Hort. Die Malerei habe er bereits früh als Steckenpferd entdeckt, seit mehr als zwei Jahren aber sind nun Spraydosen und Schablonen seine Lieblingswerkzeuge, sagt Kettler auf Nachfrage. Bisher habe er auf Pappe und Holzplatten gesprüht, doch er suche schon lange nach einer größeren Arbeitsfläche.

Bereits nächste Woche will er mit seinem Werk beginnen, es hätten sich auch Freunde gemeldet, die zuschauen wollen. Vielleicht erfüllt sich ja sogar die Hoffnung, die Patrick Schneider im Gemeinderat äußerte: Dass sich angesichts des Beispiels noch andere berufen fühlen, die übrigen drei Wände mit gefälligeren Graffiti zu verzieren. Kettler wäre begeistert: "Das wäre supercool, wenn sich noch Leute beteiligten. Die Grundidee von Street Art ist doch, gemeinsam etwas zu gestalten."

Der einzige, der die Euphorie in der Ratssitzung etwas dämpfte, war Peter Noll. Er wies darauf hin, dass die Gemeinde ja mittelfristig plant, den Schuppen komplett zu sanieren - die Lebensdauer der neuen Kunstwerke ist also ziemlich begrenzt.

© SZ vom 14.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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