Utting:Ruhen unter der Linde

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Baumbestattung ist nun auch in Utting möglich. Bürgermeister Josef Lutzenberger (2. von links) widmete die Anlage offiziell. (Foto: Georgine Treybal)

Auf dem Friedhof wird nun auch eine Baumbestattung angeboten. Die Nachfrage nach Urnengräbern steigt

Von Armin Greune, Utting

Dass die etwa zehnjährige Winterlinde einmal so im Mittelpunkt stehen würde, hat sie sich wohl nicht träumen lassen. Dreimal ist sie umgepflanzt worden, bevor sie nun im Uttinger Friedhof ihren endgültigen Standort zugewiesen bekam. Dort wächst sie nun hoffentlich zur stattlicher Größe heran, umgeben von zwei konzentrischen Kieswegen und einem Ring aus Granitscheiben, die sich im Laufe der Jahre mit Namen füllen werden. Seit kurzem können neben der Kirche Mariä Heimsuchung Urnen nicht nur in der Wand oder in einer Gemeinschafts-Grabanlage, sondern auch neben der Linde beigesetzt werden.

"Wir hatten unheimlich viele Anfragen von Leuten, die unter einem Baum liegen wollten", sagt Bürgermeister Josef Lutzenberger. Seit Jahren war die Gemeinde deshalb auf der Suche nach alternativen Begräbnisformen. Nachdem ein Bauer ein Waldstück bei Utting ins Spiel gebracht hatte, war auch ein letzter Ruheort in der Natur anvisiert, aber dann rasch wieder verworfen worden. Anfang Juli hatte der Gemeinderat die Regelungen für die Baumbestattungsanlage verabschiedet - und schon sind drei der insgesamt 112 Liegeplätze belegt. Die erste Urne ist dort bereits Anfang März versenkt worden - als die 30 000 Euro teure Anlage noch nicht einmal begrünt und gewidmet war. Bis zu vier Namen können auf eine der 28 kreisrunden, 35 Zentimeter durchmessenden Platten aus niederbayrischem Granit eingraviert werden. Die neue Bestattungsform habe freilich "auch ihre Schattenseite", meinte Standesbeamtin Claudia Breier: Schrifttyp, -farbe und -größe werden vorgeschrieben. Eigene Denkmäler, Grabschmuck oder Grablichter seien nicht zugelassen, weil der Rasen dazwischen regelmäßig gemäht werden muss. Ein Ruheplatz kostet 65 Euro pro Jahr und ist nach zehn Jahren verlängerbar - anders als im Gemeinschaftsurnenfeld, wo das Grab nach einer Dekade offen gelassen wird.

Ein wenig verloren wirkt das schmächtige Bäumchen noch in der Anlage. Es drängt sich die Frage auf, warum nicht stattdessen einer der stattlicheren Bäume ausgewählt wurde, von denen einige auf dem Friedhof stehen. Vor der Standortwahl habe ein Sachverständiger den Bestand mit einer Baumsonde überprüft, sagte Breier. Man sei zu dem Schluss gekommen, das Risiko wäre zu groß gewesen, die Wurzeln der alten Bäume beim Versenken der biologisch abbaubaren Urnen aus Maisstärke zu verletzen. Daraufhin habe eine Gartenbaufirma vorgeschlagen, einen neuen Baum zu pflanzen. Sollte die Nachfrage nach Urnengräbern weiter so stark steigen, hält Utting noch einen Reservestandort bereit: 20 Meter weiter südlich der Linde, wo derzeit eine Wildblumenwiese gedeiht, könnte noch ein Bestattungsbaum gepflanzt werden.

© SZ vom 29.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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