Utting:Frösche und andere Hindernisse

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Das Gewerbegebiet in Utting ist voll und die örtlichen Betriebe wünschen sich eine Erweiterung. Das allerdings ist gar nicht so einfach, denn Laubfrosch, Zauneidechsen, Goldammer und Neuntöter leben hier

Von armin Greune, Utting

Seit acht Jahren schon will die Gemeinde das Gewerbegebiet im Norden von Utting erweitern - doch bis zum Baubeginn ist es noch immer ein weiter Weg. Dies klang auch in der jüngsten Gemeinderatssitzung an, in der Ingenieur Armin Beckmann die Ergebnisse der artenschutzrechtlichen Prüfung vorlegte, die er im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens erarbeitet hatte. Demnach leben in dem gut fünf Hektar großen Areal am Hang westlich des Orts vier bedrohte Spezies, auf die besondere Rücksicht genommen werden muss: Laubfrosch, Zauneidechse sowie die "im übertragenen Sinne auf dem Sinkflug befindlichen" Vogelarten Goldammer und Neuntöter.

Das Gebiet sei zwar kein spektakulärer Lebensraum besonders gefährdeter Arten, doch es gäbe wertvolle Strukturen wie Brombeergestrüppe und Ruderalfloren auf Kiesflächen, erklärte Beckmann. Ein naher Teich habe für die Amphibien Bedeutung, von dort ziehe der Laubfrosch im Spätsommer 500 Meter weit in die Umgebung aus. Er gehört wie Zauneidechse und die beiden Vögel zu den Arten, für die sogenannte Verbotstatbestände gelten - die also nicht getötet oder verletzt werden dürfen und deren Quartiere zu schonen sind. Deshalb müsse das Laichgewässer für den Frosch gesichert werden, den übrigen Arten sollten Ausweichbiotope angeboten werden - etwa indem man in den Randbereichen des künftigen Gewerbegebiets neue Lebensräume schafft. Dorthin müssten dann die Zauneidechsen umgesiedelt werden, sagte Beckmann. Bürgermeister Josef Lutzenberger (GAL) ergänzte, dass er bereits mit den Grundstücksbesitzern Vorgespräche über den Erwerb von Ausweichflächen für die Tiere geführt habe und "in zwei von drei Fällen erfolgreich war".

Das Erfüllen der Schutzbestimmungen ist zwar ein notwendiger Schritt für die weitere Planung, allerdings längst nicht das größte Hindernis. Zunächst muss das amtliche Umlegungsverfahren abgeschlossen sein, was sich noch sechs bis acht Jahre hinziehen könne, wie Helmut Schiller (SPD) meinte: "Ich sehe erst einmal keinen Handlungsbedarf." Lutzenberger fand diesen Zeitraum zwar "zu hoch gegriffen", doch gegebenenfalls müsste dann die artenschutzrechtliche Prüfung noch einmal aktualisiert werden.

In Utting klagen seit vielen Jahren örtliche Betriebe darüber, dass keine Gewerbeflächen mehr im Ort zur Verfügung stehen. 2007 beschloss der Gemeinderat daher, das bestehende Firmenareal westlich der Staatsstraße 2055 - wo unter anderem "Webasto" produziert - nach Westen zu erweitern. Doch der Bebauungsplan musste wegen der inzwischen aufgegebenen Pläne für ein Geothermiekraftwerk und eine Umfahrungsstraße mehrmals grundlegend geändert werden. Und anschließend erwiesen sich die Eigentumsverhältnisse als problematisch: Etwa 30 Grundbesitzer sind beteiligt, ein einvernehmliches Umlegeverfahren sollte regeln, wie alle einen gerechten Anteil am Kuchen erhalten oder finanziell entschädigt werden. Für 221 Quadratmeter, 0,4 Prozent der Gesamtfläche, kam jedoch keine privatrechtliche Einigung zustande, deshalb muss nun das Vermessungsamt die Umlegung durchführen.

© SZ vom 24.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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