Auf der Piste:Natürlich schnell und einfallsreich

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Ob mit Büffelschädel, blumengeschmückt oder mit Ferrari-Sound - die Teilnehmer des diesjährigen Unterbrunner Seifenkistenrennens gehen mit fantasievollen Gefährten an den Start. Ins Ziel schaffen es aber nicht alle

Von Katharina Schöbi, Unterbrunn

Aufregung liegt in der Luft, als sich die ersten jungen Rennfahrer vor mehr als 700 Zuschauern auf der Startrampe bereit machen. Monatelang hatten sich die Teilnehmer des Unterbrunner Seifenkistenrennens auf diesen Tag vorbereitet: Ideen mussten entwickelt, geeignete Materialen zusammengesucht und Fahrkünste trainiert werden. Im Rennen sind dann vor allem die handwerklichen Fähigkeiten entscheidend. Kein Wunder, dass bei den meisten Hobbyhandwerkern schon beim Trainingslauf am Samstagvormittag Nervosität angesagt ist: Funktioniert die Lenkung einwandfrei? Sind die Bremsen intakt? Hält die Karosserie der bis zu 30Stundenkilometer schnellen Fahrt stand? Durch die Lautsprecher erklingen noch letzte Hinweise zu den beiden schwierigen 90-Grad-Kurven, und dann: "Auf die Plätze, fertig, los!"

Die zehnjährige Johanna Heb startet mit einem blumengeschmückten Wagen mit der Aufschrift: "Natürlich schnell". Erklärtes Ziel ist der Originalitätspreis für die schönste, kreativste Seifenkiste. Die Besucher wählen sie während des Rennens aus. Mit bunten, extravaganten Fahrzeugen wartet aber auch die Konkurrenz auf: "Flying Bull" heißt das Fahrzeug des Vater-Sohn-Duos Roland und Florian Fichtel, auf dem der Schädel eines Kaffernbüffel prangte. Umhüllt von einer Lederverkleidung war bei diesem Gefährt vom Fahrer nur noch der Kopf zu sehen - Roland Fichtel musste bei der zweiten Fahrt allerdings eine Bruchlandung hinnehmen.

Zu den Jüngsten zählt der siebenjährige Lenny Remus aus Starnberg, der mit seinem "Flotten Blitz" mit Ferrari-Logo an den Start ging. "Max, ich hab´s geschafft! Ich war schneller!" jubelt er nach der zweiten Fahrt seinem Freund zu. Stolz führt er die Motorgeräusche vor, die auf Knopfdruck aus seiner Seifenkiste ertönen. Echte Motoren und andere Antriebe sind laut Regelwerk selbstverständlich nicht erlaubt - Schutzhelme, Überrollbügel und funktionierende Bremsen dafür Pflicht.

Einen kleinen Unfall gibt es trotz aller Sicherheitsvorkehrungen aber doch: Rebecca Möcks verletzt sich am Ellbogen, als ihre Seifenkiste aus noch ungeklärten Gründen in einer Kurve kippt. Der Arm muss geschient werden, sie zeigt sich aber schon am späten Nachmittag wieder an der Rennstrecke und bedankt sich für die Hilfe.

Neben den Initiatoren Andreas Heb und Hermann Geiger, der selbst in der Kategorie "Rennsemmeln" für Erwachsene antritt, tragen knapp 20 Personen zum Gelingen der Veranstaltung bei. Wie jedes Jahr richtet auch heuer wieder die Feuerwehr Unterbrunn das Rennen aus. "Uns war wichtig, dass jeder mindestens zweimal fahren kann", erklärt Kommandant Stefan Merkl. "Deshalb treten auch die Verlierer der ersten Runde noch einmal gegeneinander an." Schließlich haben die meisten der Teilnehmer viel Zeit und Mühe in die Wagen gesteckt - eine kleine Unachtsamkeit auf der Strecke führt aber oft schon in die Strohballen und Schaumstoffmatten an den Seiten der etwa 300 Meter langen Fahrbahn. Von den 16 Kindern und ebenso vielen Erwachsenen schaffen es am Ende der Unterbrunner Florian Golda von den "Jungen Wilden" und Titelverteidiger Robert Ruschig aus der Kategorie "Rennsemmeln" durch alle K.-o.-Runden ins Ziel. Der Preis für das originellste Fahrzeug geht an Johanna Heb ("Natürlich schnell") und an den Unglücksfahrer Roland Fichtel mit seiner Seifenkiste "Flying Bull".

© SZ vom 15.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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