Umzug:Von der Pappschachtel zum Terminal

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Der Tourismusverband Starnberger Fünfseenland bezieht ein neues Büro in Starnberg. Am Tutzinger-Hof-Platz können bald rund um die Uhr Zimmer gebucht werden

Von Otto Fritscher, Starnberg

In den Büros stapeln sich noch die Umzugskisten, und auch die Telefonleitungen sind noch tot. Trotzdem freut sich Klaus Götzl: "Jetzt haben wir endlich ein g'scheites Entrée, das auch zum Image von Starnberg passt." Götzl ist der Geschäftsführer des Tourismusverbands Starnberger Fünfseenland. Dessen Geschäftsstelle befindet sich seit Montag nicht mehr in der Wittelsbacher Straße, schräg gegenüber vom Kirchplatz, wie in den vergangenen 15 Jahren. Die neue Anlaufstelle für Touristen liegt nun direkt am Tutzinger-Hof-Platz, in dem Gebäude, in dem die Deutsche Bank ihre Starnberger Filiale hatte. Die neue Tourismus-Info präsentiert sich deutlich großzügiger und kundenfreundlicher als die alten Räumlichkeiten. "Dort war es ja schon eng, wenn drei Leute gleichzeitig kamen", sagt Götzl am Montagmittag bei der Vorstellung der neuen Räume. Im beengten Obergeschoss befanden sich die Büros der Mitarbeiter.

Nun ist alles ebenerdig, die Bürofläche ist von 140 auf 225 Quadratmeter gewachsen. Weiterer Vorteil: Auch nach den üblichen Öffnungszeiten kann das Foyer geöffnet bleiben, weil die Büros durch eine Glastür abgetrennt sind. Im Foyer soll Anfang Januar ein großer Bildschirm samt Computer-Terminal installiert werden, von dem aus auch in der Nacht freie Zimmer abgerufen und gebucht werden können. "Bisher haben wir abends eine Pappschachtel mit Prospekten auf den Bürgersteig stellen müssen", sagt Götzl ironisch. Drinnen gibt es dann einen Schalter für den Kartenvorverkauf, den viele Einheimische nutzen, und zwei weitere, an denen sich Urlauber Informationen holen und Quartiere buchen können.

Kistenschleppen: Der Tourismusverband zieht um, und da fassen die Geschäftsführer Klaus Götzl (li.) und Werner Schmid kräftig mit an. (Foto: fxf)

150 000 Euro hat der Umzug samt Umbau gekostet. Beschlossen wurde er in der Verbandsversammlung im September. Der Tourismusverband sucht bekanntlich aber schon seit längerem eine neue Bleibe. Im Gespräch waren auch die Räume der Druckerei Jägerhuber in Starnberg. "Am besten wäre aber der Starnberger Bahnhof gewesen", sagt Anna Neppel. Die Andechser Bürgermeisterin vertritt bei der Präsentation den Verbandsvorsitzenden Bernhard Sontheim, der bereits im Weihnachtsurlaub ist. Auch Götzl hat immer den Bahnhof favorisiert. Allerdings hatte die Stadt dem Verband nur gut 30 Quadratmeter für eine Tourismus-Info zur Verfügung stellen wollen. "Das reicht bei weitem nicht", sagt Götzl. Bekanntlich will die Stadt den Bahnhof vor allem kulturell nutzen.

Wie das Tourismusjahr 2014 gelaufen ist, darüber liegen noch keine endgültigen Zahlen vor. "Von Januar bis Oktober hatten wir 586 300 Übernachtungen, was einem Minus von 2,4 Prozent entspricht", sagt Götzl. Als Gründe führt er den "verregneten Sommer" an, und dass die weltgrößte Bau-Messe Bauma in diesem Jahr nicht stattgefunden hat. "Da waren im Vorjahr alle Zimmer im Umkreis von München ausgebucht." Insgesamt gibt es im Verbandsgebiet, zu dem auch die Gemeinden Münsing, Seeshaupt, Bernried und Dießen gehören, 400 Vermieter, davon 110 gewerbliche, also Hotels, Pensionen und Gasthöfe. Der Rest sind Privatvermieter und Ferienwohnungen. "Bei den Privatvermietern brechen uns leider etliche weg", sagt Götzl. "Die Alten können nicht mehr, und die Jungen wollen nicht, das ist das Problem."

Der Belegungsgrad der Zimmer liegt durchschnittlich bei gut 45 Prozent. "Da ist noch Luft nach oben", sagt Götzl. Was vor allen Dingen fehlt: "Ein gutes Wellness-Hotel". Und auch eine Seebühne, wie sie zur 100-Jahr-Feier der Stadt 2012 aufgebaut war, könnte die touristische Attraktivität Starnbergs steigern. "Überhaupt wird der See viel zu wenig in den Vordergrund gestellt", sagt der Verbandsgeschäftsführer. "Gut getan" habe dem Landkreis hingegen, dass es mit dem "Aubergine" im Starnberger Hotel "Vier Jahreszeiten" nun ein Sterne-Restaurant gibt. Götzl will für 2015 wieder einen Tourismustag, diesmal mit dem Thema "Neue Medien", organisieren, im Mai wird der Nordic-Walking-Tag in Zusammenarbeit mit dem Schlossgut Oberambach wieder stattfinden. Außerdem sollen neue touristische Rad-Routen vorgestellt werden. Und es geht um den Fortbestand des Veranstaltungsportals "Kulturwelle 5" im Internet, das bislang ausschließlich vom Verband finanziert wird. Künftig müssen sich wohl die Kulturveranstalter daran beteiligen, weil eine neue Organisationsform für die Kulturwelle gefunden werden soll.

Demnächst sollen auch die Schaufenster im neuen Büro entlang der Hauptstraße vermietet werden, an Museen, Gaststätten oder andere für Touristen interessante Einrichtungen. Die Leuchtreklame an der Fassade fehlt auch noch. Und spätestens nach den Feiertagen soll auch das Telefon gehen. Solange hat man eine Art Stallwache in den alten Räumen eingerichtet.

© SZ vom 23.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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